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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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Hüter zu rufen. Nun sind sie beide tot, Vater und Sohn.“
    Samira war entsetzt. „Wie lange bist du denn schon hier, du Ärmste?“
    „Hier auf dem Schiff erst seit zwei Tagen, ich wurde mit euch hierhergebracht. Zuvor war ich in einer Villa auf der Insel Menorca, von dort aus wurde ich nach Tunesien gebracht. In einem Anwesen in Hammamet haben sie mich dann in einen verdunkelten Raum eingeschlossen. Ich habe die Anweisung gehört, dass ich nur alle drei Tage Nahrung bekommen sollte. Aber es gibt da einen, der mir heimlich immer wieder von seinem Blut gegeben hat. Auch der Anführer ist zwar ziemlich brutal und gefühllos, aber selbst er hat mir einmal geholfen, als es mir sehr schlecht ging. Er hat seinen Diener gerufen, der mir helfen sollte. Seither weiß ich, dass der Diener auch derjenige ist, der immer wieder für mich da war.“
    Samira konnte es kaum fassen. „Du hast Alexandre, also Perdikkas gesehen?“
    „Keine Ahnung, ehrlich, der Anführer den ich kenne, ist ein großer, kräftiger Vampir, sicherlich vom alten Blut, mit langen blonden Locken. Der Kerl sieht aus wie ein Engel.“
    „Schöner Engel“, höhnte Selda. „Wir können nur hoffen, dass er uns nicht in die Hölle schickt.“
    „Wartet mal.“ Samira dachte angestrengt nach. Sie waren betäubt worden, um sie auf das Schiff zu bringen, so viel stand fest, denn als sie wieder zu sich kam, war sie noch vollkommen verwirrt gewesen. Jedoch glaubte sie, sich an etwas zu erinnern. „Sagt mal, habt ihr mitbekommen, dass kurz nach dem Ablegen hier jemand reinkam, um uns, ein klein wenig zynisch, zu begrüßen? Wenn ich mich auch nur vage erinnern kann, dann war der Mann schwarzhaarig und gerade mal etwas größer als ich. Aber die Präsenz war noch ewig lange hier drin. Das könnte Perdikkas gewesen sein.“
    „Ja, es war jemand hier drin, aber ich muss zugeben, dass ich zu dem Zeitpunkt gefühlte drei Meter neben mir stand. Ich habe, ehrlich gesagt, kaum etwas mitbekommen.“ Luisa klang en ttäuscht. „Ich hätte dir gern geholfen.“
    „Darf ich mal kurz zusammenfassen? Wir sind in der Hand des Kerls, der unsere Brüder getötet hat, der es auf unsere Väter a bgesehen hat, um Rache zu nehmen für etwas, das vor über zweitausend Jahren geschehen ist, und der vor nichts zurückschreckt? Ihr dürft mir gern widersprechen, aber ich finde unsere Lage relativ beschissen. Schlimmer kann’s wohl kaum mehr kommen.“ Selda brachte die Gesamtsituation in ihrer unnachahmlich charmanten Art auf den Punkt.
    „Doch, kann es. Ich bin schwanger.“ Samiras Stimme klang auf einmal wieder sehr müde.
    „Oh nein, Samira, das ist jetzt nicht wahr, oder? Das bedeutet aber, dass du dringend regelmäßig menschliches Blut benötigst?“ Luisa hatte zwar selbst keine Kinder, so viel aber wusste sie dann doch.
    „Clara, hast du regelmäßig Nahrung erhalten, seit du bei ihnen bist?“
    „Nun ja, regelmäßig würde ich es nicht nennen, aber ja, sie haben mich ernährt. Allerdings ist das eine sehr seltsame Zeremonie. Ich habe immer wieder sehr starkes Blut bekommen, in einem Kelch aus Kristall. Der Typ muss schon ziemlich verrückt sein. Ich bin mir sicher, dass das sein Blut war. Ich musste es vor den Augen derer, die es brachten, austrinken, erst dann habe ich Wasser zu trinken bekommen. Ich muss allerdings zugeben, dass das Blut unglaublich ist. Wenige Schlucke genügen und man braucht nichts mehr. Ich wundere mich nur, warum er uns sein ach so kostbares Blut gibt, wenn so viele Kämpfer, Söldner, Diener und so weiter da sind.“
    Samira grübelte angestrengt nach. „Dahinter steckt sicherlich ein tieferer Sinn. Er tut nichts ohne Grund. Irgendetwas bezweckt er damit. Er weiß, dass sein Blut uns absolut gesund hält und ernährt. Es macht uns sogar kräftiger, was uns aber, verglichen mit seinen Kräften, noch immer wenig nutzt. Was auch immer er damit erre ichen will, ihr könnt sicher sein, dass es irgendeine Schweinerei ist.“ Samira zog die Beine an den Körper und schlang die Arme um die Knie. „Das alles löst allerdings nicht das Problem, dass mein Kind stirbt, wenn ich kein menschliches Blut kriege.“
    Das ratlose Schweigen, welches daraufhin den Raum erfüllte, war nicht sehr ermutigend.
     
    „Wann genau haben wir die Starterlaubnis?“ Der Blick aus dem Fenster zeigte Luca, dass sie langsam an den Aufbruch denken konnten. Die Sonne stand bereits tief und allzu lange würde es nicht mehr dauern.
    „Vergiss es!“ Raffaele winkte ab.

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