Kinder der Dunkelheit
gerade mal die Grundfunktionen gehen. Die Festplatte ist leer. Wir haben noch einen USB-Stick mitgenommen, der in der Tasche war, aber auf dem ist auch nur ein leerer Ordner.“ Craigh horchte auf. „Ein Stick mit einem leeren Ordner? Kann ich den mal haben?“
„Klar.“ Luca warf ihm den kleinen Datenträger zu und Craigh fing ihn geschickt auf.
„Stöpsel mir das Ding doch bitte mal ans Stromnetz“, bat er.
„Aber der Akku ist fast voll, du musst ihn nicht an die Leitung hängen.“
„Sei bitte so gut und mach’s trotzdem, okay?“
Luca zuckte mit den Schultern, holte aber das Kabel und schloss den Laptop an die Stromversorgung an. Neugierig sah er Craigh über die Schulter, als der den Datenträger einschob und begann, auf dem Laptop herumzuhacken. „Stark, seit wann bist du IT-Profi?“
Craigh lachte nur und meinte: „Wenn du einen nassen, kalten, windigen schottischen Winter überstehen musst, dann fallen dir so einige Dinge ein, die du noch tun könntest. Und da die Zeit, in der man tagelang Whisky bechernd vor dem Kamin abhing und nachher stundenlang die Damen beglückte, leider auch seit geraumer Zeit vorbei ist, muss man sehen, wo man bleibt.“
Luca kicherte. „Ich frage mich ja heute noch, wie Raffaele se inerzeit den Vollrausch weggesteckt hat, als er dich verwandelt hat.“
Craigh zuckte mit den Schultern. „Mein Leben war schon in Ordnung, bis auf diese unangenehmen Eifersüchteleien der klei nlichen Highlander.“
„Darf ich dich daran erinnern, dass du auch einer bist?“
„Schon, aber ich habe das mit ,mein‘ und ,dein‘ in Punkto Damenwelt, zumindest damals, nicht so eng gesehen. Also, kleinlich war ich nicht!“
„Ja, darum haben sie dich ja auch zum Spießbraten umfunkti oniert.“ Sergejs trockene Art war unerreicht.
„Hey, Freunde, kommt alle her. Es geht los.“ Craigh lehnte sich etwas zurück und starrte gebannt auf den Bildschirm.
„Was geht los?“ Saif verstand gerade gar nichts.
„Die Übertragung.“ Craigh drehte seinen Kopf zu den drei a nderen. „Ich sehe schon, ich muss euch das erklären.“
„Das käme uns gerade sehr entgegen.“ Luca ließ sich neben ihm auf einen Stuhl fallen und fixierte fasziniert den Bildschirm, auf dem sich einiges tat.
„Also, das geht so. Der Stick ist eine Art Kommunikationsträger, so wie ein mobiles E-Mail-Programm, also eines, das du immer mit dir mitnehmen kannst.“
„So ein Mist, ich kann doch mit meinem Smartphone auch meine Nachrichten abrufen.“
„Ja, deine schon. Das hier sind aber die von Herrn Alexandre de Thyra, meine Herren.“
Luca konnte es kaum glauben, dass Craigh tatsächlich den Z ugang zu Alexandres privaten Nachrichten geknackt hatte, und der holte ihn auch postwendend zurück auf den Boden.
„Ganz langsam, Jungs. Ich habe nicht gesagt, dass ich seinen Se rver gehackt habe, ich habe lediglich gesagt, dass ich den Kommunikationskanal zu ihm geöffnet habe. Er hat ganz offensichtliches Vertrauen in unsere technischen Fähigkeiten. Er hat den Laptop nicht einfach so zurückgelassen, er hat uns quasi die Möglichkeit gegeben, mit ihm zu kommunizieren. Er lädt irgendwelche Dinge von sich aus auf den Stick hier und wir können die dann abrufen. Genauso klappt das umgekehrt. Wir speichern eine Nachricht auf den Stick und er ruft sie bei sich ab. Wenn er das entscheiden sollte, können wir sogar eine Live-Schaltung zu ihm haben.“
„Aha, das habe ich verstanden. Aber was bitte lädst du da ger ade herunter?“ Lucas Blick war immer noch gefangen von den sich konstant und gleichmäßig bewegenden Balken auf dem Bildschirm.
Craigh hob die Arme um zu zeigen, dass er gerade gar nichts tat. „Das bin nicht ich. Unser Freund schickt uns in diesem Moment wohl ein paar Bilder, die er auf den Stick geladen hat.“
„Shit!“ Sergej kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich diese Bilder sehen will.“
Der russische Wikinger sprach aus, was alle dachten. Aber dennoch scharten sich inzwischen alle, die im Zimmer waren, um das Gerät und blickten gebannt auf das, was dort vor sich ging. Plötzlich brachen die Balken ab und auf dem Bildschirm wurden die Namen von fünf Bilddateien angezeigt.
Craigh warf einen Blick in die Runde, die sich jetzt um Abda llah und Jorge erweitert hatte. Abdallah beschränkte sein Begrüßungsritual darauf, dass er beiden Männern wortlos auf die Schulter klopfte, seine innere Anspannung ließ gerade einfach nicht mehr zu.
Der
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