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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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bangem Hoffen dem Abend entgegen.
    Auch die angekündigten Männer, alles enge Vertraute Rodr igos, kamen und boten ihre Hilfe an. Langsam kam wieder Leben in die ausgelaugten und müden Frauen. Wenn alles einigermaßen gut gehen würde, dann konnten sie schon in wenigen Stunden ihre Lieben in die Arme schließen. Noch wagten sie es nicht, daran zu glauben, dennoch glommen erste Hoffnungsschimmer auf und machten endlich Mut.

4 9.

    Das Schwert in seiner Hand blitzte und funkelte wie geschliffene Edelsteine in der Sonne. Luca wusste, was auf ihn zukam. Heute ging es um ein ganz besonderes Leben. Das Leben der Frau, die seines auf den Kopf gestellt hatte, die ihm die Liebe wieder g eschenkt und ihn zurückgeholt hatte aus seiner Einsamkeit. Er konnte nur hoffen, dass sie ihm alles verzeihen konnte. Im Moment aber vermochte er nur noch an eines denken: Sie endlich wieder in den Armen zu halten.

50.

    Ares wanderte im Schatten der Säulengänge über die Burg. Vor seinem inneren Auge lief erneut sein Leben ab, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Ihm war, als kämen die Seelen derer, die durch sein Schwert gefallen waren, aus den Strahlen der Sonne zu ihm zurück. Als wollten sie ihm vor Augen führen, dass sein bisheriges Leben nur aus Tod und Kampf bestand. Es waren so viele, so unendlich viele! Ares lehnte die Stirn an das kühle Mauerwerk und schloss die Augen.

51.

    „Luca, bist du so weit? Wir können los.“ Angel stand im Tü rrahmen von Lucas Schlafzimmer.
    Der riss sich zusammen und verbannte die wirren Gedanken aus seinem Kopf. Er erhob sich von dem eleganten Ledersofa und zog seinen Schutzharnisch aus kleinen, wie Reptilienschuppen ineinandergreifenden Silberplättchen über. Darüber zog er seinen weichen, langen Ledergehrock, in dem er seine Schwertscheide am Rücken angebracht hatte. Noch einmal zurrte er die Riemen seiner Kampfstiefel fest, dann streckte er sich ein letztes Mal. „Ich bin fertig, lass uns gehen. Lass uns diesen Tyrannen töten!“

5 2.

    Endlich spielte die Sonne einigermaßen mit. Fast verwunderte es Ares, dass ihm niemand begegnete, doch dann erinnerte er sich, dass Rodrigos Männer vor den Säulengängen Wache hielten. Sie würden ihn warnen, falls Gefahr drohte. Rasch durchquerte er den Innenhof. Mit schlafwandlerischer Sicherheit fand er die uralte Pforte. Sie leistete seinen immensen Kräften keinerlei Widerstand. Mit leisem Quietschen sprang sie aus den Angeln und er schob sie behutsam zurück, dann drapierte er den wilden Wein wieder davor.
    Niemand konnte die Pforte und den dahinter verborgenen Tunnel auch nur erahnen. Zufrieden warf er einen Blick über den Hof. Noch etwa eine Stunde, dann konnte er die Frauen in Sicherheit bringen, auch wenn ihm das Herz blutete, wenn er daran dachte, von Selda getrennt zu sein. Gedankenverloren eilte Ares zurück in den Schutz der verwitterten, Ehrfurcht gebietenden Säulen.

5 3.
     
     
    Raffaele ließ den Blick über die angetretenen Krieger, Wächter und Hüter schweifen. Was er sah, erfreute ihn, doch gleichzeitig wuchs die Angst davor, auch nur einen einzigen von ihnen zu verlieren. Jeder, der hier stand, war gekommen, um ihre Welt zu verteidigen, die zu schützen, die ansonsten der Willkür des Bösen ausgeliefert wären. Sie waren stark, die Hüter galten bei vielen als unbesiegbar, doch dieses Mal würde es anders sein, das wusste er. Eine schlagkräftige Truppe erwartete sie dort draußen, gezüchtet, um einem einzigen, mächtigen Mann das Leben zurückzugeben, der glaubte, es sei ihm einst gestohlen worden. Niemand konnte vorhersagen, wie stark sie waren, wie lange Alexandre und sein Sohn sie schon mit ihrem alten Blut genährt hatten. Der weise Vampir mit dem grauen Silberhaar betrachtete die fünf Hüter, von denen drei durch sein Blut zu den außergewöhnlichen Geschöpfen geworden waren, die nun hier vor ihm standen. Allein der Gedanke, dass einem seiner „Söhne“ etwas zustoßen könnte, machte ihn ganz krank. Doch Schwäche durfte jetzt keiner von ihnen zeigen, er selbst am allerwenigsten.
    „Meine Freunde, hört mich an. Es ist so weit, nun treten wir dem Wahnsinnigen gegenüber, der seit langen Jahren Jagd auf uns gemacht hat, der unsagbares Leid über viele von uns brachte. Und ich frage euch: Seid ihr bereit, auch heute für unsere Welt zu kämpfen, bereit, die Welt der Kinder der Dunkelheit mit euren Leben zu verteidigen?“
    Als Antwort erhielt Raffaele das übliche Ritual. Zuerst zogen die Hüter ihre

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