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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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diesen Anblick bezahlt.“ Vittorio lehnte sich grinsend an die Felswand.
    „Du hast leicht reden, es ist ja auch nicht deine Hose, die dort gerade im Salzwasser baden geht.“ Raffaele hatte ein leichtes Bedauern im Blick, fing sich aber rasch. „Ich wusste es, er wird einer von uns, mit Leib und Seele. Er wird Zeit brauchen, doch er wird viel lernen und uns viel Freude machen. Um ehrlich zu sein, ich bin jetzt schon stolz auf ihn.“
    Vittorio sah ihn kopfschüttelnd an. „Du hättest doch irgendwann einmal Kinder bekommen sollen, ich sage doch, du hast was Väterliches an dir.“
    „Ja und? Ich habe alle Zeit der Welt, das irgendwann noch nachzuholen. Wer weiß, vielleicht findest ja auch du endlich eine Gefährtin, die auf Dauer deinen Ansprüchen genügen kann, dann könnten unsere Kinder gemeinsam aufwachsen.“
    „Hör auf damit, du machst mir Angst!“
    „Wenn ihr beiden dann irgendwann mit der Planung des Nachwuchses fertig seid, könnten wir uns vielleicht darauf konzentrieren, wie wir Don Ricardo ein würdiges Ende bereiten? Ich wäre so weit!“
    Leise war Mohammed direkt hinter sie getreten. Sein langes Haar klebte tropfnass an seinem ganzen Oberkörper und seine nackte, nasse Haut glänzte im Licht des Vollmondes. Zum ersten Mal, seit er wieder erwacht war, zeigte sich auf seinem Gesicht ein Lächeln, das Raffaele und Vittorio ahnen ließ, was hier auf die Welt zukommen würde.
    „Raffaele, wir haben uns hier eine ziemliche Konkurrenz geschaffen, aber ich denke, das ist gut so.“ Vittorio schloss Mohammed in die Arme, schob ihn dann ein wenig zurück und lächelte ihn an. „Gut, und nun?“
    Mohammed entblößte ein neues Lächeln, wobei seine weißen Eckzähne aufblitzten, was  faszinierend und erschreckend z ugleich war.
    „Nun? – Nun gehe ich und räche meine Familie. Ich würde mich freuen, wenn ihr mich begleitet, was sagt ihr?“
    Raffaele seufzte genießerisch. „Na endlich, das klingt nach e iner mörderischen Nacht!“

9.
     
     
    Mohammed war fasziniert davon, wie schnell er sich bewegen und wie er ohne Anstrengung mit seinen Gefährten mithalten konnte. Sie liefen rasch, ohne zu ermüden, nicht einmal sein Herz schlug schneller und sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Sie näherten sich Granada von Süden, hielten sich dann in östliche Richtung und gelangten so zu Mohammeds ehemaligem Zuhause.
    Mit der Sicherheit und Schnelligkeit einer Raubkatze erklomm Vittorio einen Baum und sah von einem dicken Ast aus hinüber zu dem Haus, in dem alles ruhig zu sein schien. „Er hat Wachen aufg estellt: sechs Männer auf der Mauer und zwei im Innenhof. Raffaele, das sind für jeden von uns leider nur drei und für unseren Freund die beiden im Hof.“ Er glitt mit ausgebreiteten Armen elegant nach unten, um dort geräuschlos auf dem Boden aufzukommen.
    „Langsam beginne ich zu begreifen, warum man euch als R aben Kastiliens bezeichnet. Ihr könnt offenbar tatsächlich fliegen.“ Mohammed war beeindruckt.
    Vittorio aber zuckte nur mit den Schultern. „Ein klein wenig, aber da haben wir leider unsere Grenzen.“
    „Meine lieben Freunde, über irgendwelche Fähigkeiten könnt ihr euch noch euer ganzes Leben austauschen. Aber irgendwann wird die Sonne aufgehen und mir ist nicht nach einem Sonnenbad.“ Raffaele schien es kaum erwarten zu können, sich der Männer des Don anzunehmen.
    „Lasst sie uns töten!“ Mohammed wollte gerade losstürmen, als Raffaele ihn am Arm festhielt. „Halt, mein Junge! Du darfst mit dem Don nach Herzenslust verfahren, ebenso mit diesem Verräter Juan. Bei den anderen aber wirst du zuerst in dich hineinhören. Wir haben eine Fähigkeit, die für uns sehr wichtig ist, denn wir können fühlen, was für ein Mensch uns gegenübersteht. Wenn das jemand ist, der nur seine Arbeit macht, der noch nichts Böses getan hat, dann kannst du das spüren. Vielleicht noch nicht so wie wir, aber du fühlst es in jedem Fall schon. Es gibt eine Regel: Töte keine Unschuldigen! Verstanden?“
    Raffaele sah ihn eindringlich an und Mohammed nickte. Ja, das verstand er, es lag auch nicht in seiner Absicht, Unschuldige zu töten, das überließ er lieber anderen.
    „Ja, ich habe verstanden. Mir liegt nichts am Tod unschuldiger Menschen, ich respektiere das Leben. Aber das des Don gehört mir – und zwar nur mir allein.“
    Niemand, der ihn jetzt sah, hätte geglaubt, dass er noch vor w enigen Tagen dem Tode näher war als dem Leben. Angespannt bis in die letzte Faser seines

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