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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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Mohammed schier um den Verstand.
    „Geh zu ihr, sie darf mich nicht erkennen! Nimm das hier, es wird euch helfen auf eurer Reise.“ Rasch ließ er einige Goldmünzen in Pedros Hand gleiten und winkte ungeduldig ab, als dieser es ablehnen wollte.
    „Nimm schon, das Leben meiner Schwester ist alles Gold di eser Welt wert! Leb wohl, Pedro, und halte dein Wort, ich finde dich sonst, wo immer du auch bist!“
    Pedro nickte heftig und eilte dann zur Haustür, aus der soeben zwei kleine Gestalten getreten waren. Die eine war sehr klein und höchst wackelig auf den dicken Beinchen, aber sichtlich stolz auf das, was sie soeben gelernt hatte, die andere etwas größer, mit langen schwarzen Locken, die ihr blasses, aber jetzt strahlendes Gesicht umrahmten. Sie lächelte Pedro entgegen.
    „Tio, Onkel Pedro, schau doch, Anita kann richtig laufen! Ich habe es ihr beigebracht. An meiner Hand geht es schon sehr gut.“
    Pedro ging in die Knie und umfing beide Mädchen. „Oh ja, was habe ich für kluge, tapfere und starke Mädchen. Ich bin ja so stolz auf euch beide!“
    Asma schwieg eine Weile, dann fragte sie leise: „Tio, glaubst du, meine Mama wäre auch stolz auf mich?“
    Das war fast mehr, als Mohammed in seinem Versteck ertragen konnte. Er umklammerte den Ast eines kleinen Baumes, der ihn vor den Blicken aus dem Haus verbarg, so fest, dass dieser fast zerbarst. Dann vernahm er Pedros Antwort, der Asma mit erstickter Stimme erklärte, dass ihre Mama überaus stolz auf sie wäre und dass sie nie vergessen solle, dass ihre Mutter immer über sie wachen würde.
    Asma sah ihn mit ernstem Blick an und wandte sich dann der Kleinen an ihrer Hand zu. „Und ich passe auf dich auf, Anita, damit keinem von uns mehr etwas zustößt.“
    Mohammed blieb in seinem Versteck, bis die Familie aufgebrochen war, er musste einfach so lange wie möglich in das bildschöne Gesicht seiner kleinen Schwester blicken. Erst, als der Wagen vom Hof rumpelte und langsam in der Ferne verschwand, löste er sich aus dem Schatten zwischen Stall und Baum. Er sah ihnen nach, bis sie mit der heraufziehenden Dämmerung verschmolzen, unfähig, seinen Blick vom Horizont zu lösen. Und jetzt, hier, auf Pedros kleinem Hof, konnte er endlich all die Tränen weinen, die in ihm waren. Die Tränen um seine Eltern, seinen Bruder, die Tränen um Ana – all das, was so tief in ihm vergraben gewesen war, brach jetzt aus ihm heraus. Er spürte wie in Trance Raffaeles sanfte Hand auf seiner Schulter, der ihm wortlos die Zügel seines Pferdes reichte. Seine Freunde sahen besorgt in sein tränenüberströmtes Gesicht.
    „Wir wissen, was gerade in dir vorgeht, aber wir wissen auch, dass wir jetzt von hier fortmüssen. Komm, mein Freund.“ Vitt orio klopfte ihm aufmunternd auf eine Schulter.
    Mohammed stieg auf und sie galoppierten in halsbrecherischem Tempo hinunter zum Meer. Mit den ersten Sonnenstrahlen e rreichten sie die schützende Höhle. Während seine Freunde sich schlafen legten, setzte er sich in den Eingang der Höhle, gerade so, dass die Sonne ihn nicht erreichte, er sie aber zu sehen vermochte. Langsam beruhigten sich seine Gedanken wieder. Er war dankbar, dass diese Nacht ein solch unerwartetes und wundervolles Ende genommen hatte. Asma lebte! Sein kleiner Engel lebte! Der Don war tot, ebenso seine Handlanger, seine kleine Schwester aber würde weiterleben dürfen. Sie würde geliebt werden, dessen war er sich sicher. Er hatte die tiefe Zuneigung gespürt, die Soledad und Pedro für sie empfanden – sie würde glücklich werden.
    Nach einer Weile zog auch er sich zurück und legte sich auf sein Kissenlager. Er wusste, dass nach dieser Nacht seine Träume wieder heller werden würden – ein wenig nur, aber heller!

10.
     
     
    Andro war wütend. Der zweite Tag, den er sich jetzt um die Ohren schlagen musste, ohne auch nur eine Stunde zu schlafen! Als ob jemand ein Interesse daran hätte, augenscheinlich harmlose Reisende in einer Herberge zu überfallen. Noch dazu in einer solch edlen, wie man sie am Hafen von Malaga eigentlich gar nicht erwartete. Doch sein Herr hatte ein Händchen für das Gute und Teure und so waren sie nun seit drei Tagen und Nächten hier. Statt sich die Stadt ansehen zu können, bewachte er seit vielen Stunden die Zimmer seines Herrn und dessen Sohnes.
    Nein, er durfte nicht ungerecht sein, er sollte ja auch noch ein Auge auf die beiden Schiffe haben, die dort draußen vor Anker lagen. Die große Reina Isabella und die etwas kleinere

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