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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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und so liefen sie wenige Minuten später eng umschlungen durch den feuchten, sehr kühlen venezianischen Winter, der trotz aller Widrigkeiten noch immer seine ganz eigenen Reize hatte.
    Die Sigñora war überglücklich, Sabine offensichtlich kerng esund und glücklich vor sich zu sehen und als Luca in ihrem kleinen, gemütlichen Wohnzimmer den Hut abnahm und in der ihm eigenen charmanten Art mit ihr plauderte, sah sie immer wieder mit vor Begeisterung blitzenden Augen zu Sabine hinüber.
    „Was für ein toller Mann! Kind, lass den nur ja nicht mehr en twischen – dass er dich anbetet, sieht ein Blinder mit Krückstock“, flüsterte sie Sabine in einem unbeobachteten Augenblick verschwörerisch zu.
    Sie ließ die zwei erst wieder gehen, nachdem sie einen Kaffee gezaubert hatte, an dem auch Luca genüsslich nippte. Als Luca ihr schließlich noch erklärte, dass sie Sabines Sachen von einem Bediensteten abholen lassen würden, war die Sigñora nachhaltig beeindruckt und Luca stieg, sofern das noch möglich war, noch ein Stück in ihrer Achtung. Sie nahm ihnen das Versprechen ab, sie dann und wann zu besuchen, erst dann durften sich Sabine und Luca, begleitet von den besten Wünschen, auf den Heimweg machen.
    Etwas wehmütig dachte Sabine daran, dass dies wohl ein weiteres kleines Stück Normalität sein würde, das sie gerade auf ewig zurückließ. Als habe er ihre Gedanken gelesen, zog Luca sie in seinen Arm, drückte sie an sich und erdete sie so, stark und zärtlich, in ihrem neuen Leben.

15.
     
     
    „Herr, bitte verzeiht mir die Störung!“
    „Schon gut, Andro. Was gibt es denn?“
    „Herr, Sie haben mir aufgetragen, Ihren Sohn zu rufen. Leider kann ich ihn nicht finden. Er ist nicht auf dem Gelände.“ Andro verbeugte sich sicherheitshalber tief, falls sein Gebieter diese Nachricht nicht gut aufnehmen würde.
    Der aber zuckte nur mit den Schultern, was Andro erleichtert aufatmen ließ.
    „Er wird bei der Fiesta in der Hauptstadt sein, dort ist das Nahrungsangebot sicherlich ganz exquisit. Schick ihn zu mir, sobald er zurückkommt. Du kannst gehen.“
    „Vielen Dank, Herr.“
    So rasch er konnte, zog Andro sich von der Dachterrasse des prächtigen Landhauses zurück und sein Herr wandte sich wieder dem Ausblick zu, den er bereits genossen hatte, als ihn sein Diener unterbrochen hatte. Vor ihm glänzte das nächtliche Mittelmeer im Sternenlicht. Von seinem Anwesen aus hatte er sicher einen der herrlichsten Ausblicke über die kleine Baleareninsel, den dieses Eiland bieten konnte. Ihn aber interessierten vor allem die Abgeschiedenheit und die strategisch hervorragende Lage Menorcas.
    Die kleine Schwester der großen überlaufenen Nachbarinsel bot noch viele ruhige Fleckchen, von denen er sich eines der schön sten schon vor weit über hundert Jahren gesichert hatte. Hoch oben auf einem Berg, soweit der Hügel diesen Namen überhaupt verdiente, thronte seine weiße Villa, umgeben von Pinienwäldern, Blumenwiesen, Palmen und Sicherheitszäunen. Die Anmut der Insel wäre ihm egal gewesen, hätte sich Ares hier nicht so wohlgefühlt.
    Das überschaubare Paradies lag perfekt, um wahlweise auf das spanische Festland, nach Frankreich, Italien oder in die arab ischen Länder zu gelangen. Von hier aus hatte Ares alles in der ihm eigenen, tödlichen Präzision vorbereiten und durchführen können. Gleichzeitig bot die Insel mit ihrer quirligen Hauptstadt Mahon seinem Sohn und gelegentlich auch ihm selbst angenehme Zerstreuung und, wie er es zu nennen pflegte, eine auf das Köstlichste gedeckte Tafel. Dass Ares hier durch sein Aussehen viel Aufmerksamkeit erregte, störte nicht weiter, die Menschen kamen und gingen und die Einheimischen wollten vor allem eines: ihre Ruhe. So hielt vor allem er selbst sich an die jungen, hübschen Touristinnen aus aller Welt und tastete die reizenden Mädchen der Insel nicht an. Als Gegenleistung ließ man ihn und seine dunkle Entourage ebenfalls in Ruhe – mehr wollte er nicht.
    Seltsam, während er seinen Blick über das Meer schweifen ließ, wurde er sich gewahr, dass dies einer der wenigen Anblicke war, die er seit über zweitausend Jahren wirklich mochte. So sehr er anderes verabscheute oder ablehnte – die grenzenlose Weite der Meere beruhigte zeitweise sogar seinen allgegenwärtigen, lodernden Zorn.
    Ungeduldig sah er immer wieder auf das Handy auf einem kleinen schwarzen Eisentischchen. Langsam wurde es Zeit. Wann immer Ares nicht alles selbst in die Hand nahm, hatte er das

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