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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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über zwei Jahrtausende wie die Pest unter den Menschen und den Kindern der Dunkelheit wütete.
    Abdallah, der die Überlieferung kannte, der wusste, was dies bedeutete, war starr vor Schreck. Weder Janan noch Habib konnten erahnen, was dieser Name in ihm auslöste. Er atmete tief ein, um sich etwas zu beruhigen, dann bat er seine Familie und seinen Gast, ihn zu entschuldigen.
    „Ich muss Raffaele und Vittorio Bescheid geben – unverzüglich! Kein Kind der Dunkelheit ist ab heute mehr sicher!“

17.
     
     
    Sabine beobachtete Angel mit leisem Kopfschütteln. „Du weißt schon, dass du ein schrecklicher Kindskopf bist?“
    Während sie beide lässig auf der Statue eines geflügelten Löwen sitzend dem Konzert lauschten, warf der stolze Spanier einem kleinen Mädchen, das über der Schulter ihres Vaters hing, eine Kusshand zu und die Kleine küsste vor Freude quietschend zurück.
    „Angel, ich entdecke ungeahnte Seiten an dir!“ Sabine war überrascht.
    „He, was denkst du denn? Ich liebe Kinder, ist die kleine Göre nicht bezaubernd?“ Angel winkte dem Kind noch einmal zu und glitt dann elegant von dem steinernen Löwen. „Kommt, Gnädigste, eine Stunde klassische Musik muss reichen, vor allem um diese Jahreszeit.“ Er half Sabine herunter und sie verschwanden in den kleinen Gassen hinter der Piazza. Hier schlug Angel diverse Lokale vor, aus denen Sabine eine bezaubernde Trattoria auswählte.
    „Also mal im Ernst. Dafür, dass ihr angeblich nichts esst und trinkt, kennt ihr euch alle verdammt gut aus.“
    „Ja, natürlich. Erstens macht es Spaß und zweitens isst du doch auch, oder? Es ist so angenehm, mit einer schönen Frau in einem Restaurant zu sitzen, zu reden, zu lachen. Hallo! Schließlich leben wir ja!“
    „Wenn du Frauen und Kinder so magst, dann solltest du dich i rgendwann einmal mit einer der vielen schönen Frauen in deinem Leben zusammentun und eine Familie gründen. Wie wäre es damit?“
    Das fröhliche Gesicht des Spaniers verdunkelte sich zusehends. „Nein, ich denke, das wäre keine so gute Idee. Du musst wissen, ich hatte einmal Frau und Kind. Mein kleiner Sohn durfte jedoch nur seinen ersten Geburtstag erleben und meine Frau starb in meinen Armen an der Pest. Das ist jetzt zwar über dreihundert Jahre her, aber einige Wunden heilen nur oberflächlich, vol lkommen egal, wie lange du lebst.“
    „Verzeih, Angel, ich wollte keine alten Narben aufreißen. Es tut mir wirklich leid.“ Sabine war deutlich geknickt. Das waren ernste Worte, die sie in der Zeit, in der sie ihn kannte, von dem fröhlichen Latino so noch nie gehört hatte. Die Erinnerung musste wie ein Stachel in seinem Fleisch sitzen.
    „Schon gut, du kannst ja nicht wissen, wo ich mich vor ein paar Hundert Jahren herumgetrieben habe, nicht wahr?“
    Sabine war noch immer in Sorge wegen Luca, also musste sie Angel einfach fragen. „Sag mal, ist das, was Luca jetzt tun muss, irgendwie gefährlich?“
    Angel grinste nur. „Quatsch, doch nicht für Luca, für den ist das ein Klacks. Im Ernst, du musst dir keine Sorgen machen. Luca kann ganz sicher auf sich aufpassen. Er ist einer unserer Besten“ Da er nicht gewillt schien, mehr zu erzählen, beließ sie es dabei und entschied, Angels beruhigender Aussage einfach Glauben zu schenken. Ihr blieb ja sowieso nichts anderes übrig.
    Sabine hatte sich ein Risotto mit Hühnchen und Ananas bestellt und als es kam, lief ihr sofort das Wasser im Mund zusammen, so gut duftete es.
    „Lass es dir schmecken, riecht sehr lecker.“ Angel blickte ein bisschen wehmütig auf den dampfenden Reis.
    „Möchtest du kosten? Luca meinte mal, ein klein wenig würde gehen?“
    Angel verzog bedauernd das Gesicht. „Das ist lieb gemeint, aber mir ist nachher ein Schluck Espresso oder ein Amaretto lieber. Iss du nur, ich sehe zu, wie du genießt.“
    Nachdem Sabine gegessen hatte, flanierten sie über die Rialtobrücke und am Canal Grande bis zu einem kleinen, unauffälligen Stehcafé, an dem die Touristen achtlos vorbeiliefen. Venezianer aber wussten, dass es hier das köstlichste Gebäck der ganzen Stadt und den besten Kaffee mit Amaretto gab.
    Während Sabine sich das süße Teilchen schmecken ließ, nippte Angel hingebungsvoll an dem heißen Getränk.
    „Was passiert eigentlich, wenn ihr Alkohol trinkt? Zeigt das bei euch irgendeine Wirkung?“
    Angel kicherte. „Oh ja, wir reagieren darauf so ähnlich wie ihr. Der einzige Unterschied ist, dass wir nicht lustig oder albern werden, sondern

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