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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Wünschen und Träumen hinzu, aber zu mehr als halbherzigen Versuchen fehlte ihr die Lust. In Wahrheit hatte Dana viel zu spät mit der Fliegerei begonnen und nie über wirkliches Talent verfügt.
    Als Val eintrat, brachen die Gespräche abrupt ab.
    Er zog seinen dicken, wollenen Reisemantel aus und stellte seine Tasche ab. Selbst wenn er die Stille, die sein Eintreten ausgelöst hatte, bemerkte, ließ er sich nichts anmerken. „Ich habe Hunger“, sagte er. „Gibt es noch was zu essen?“
    Das Eis war gebrochen. Die Gespräche wurden fortgesetzt, Leya holte ihm eine Platte mit Eiern und eine Kanne Tee. Sena stand auf, ging zu ihm und führte ihn lächelnd an ihren Tisch. Maris beobachtete die Szene schweigend und unbehaglich, bis S’Rella sie am. Ärmel zupfte.
    „Ich sagte, glaubst du, daß er wieder gewinnen wird?“ fragte S’Rella.
    „Nein“, sagte Maris zu laut. Sie stand hastig auf. „In letzter Zeit hat niemand seinen Bruder verloren. Wie könnte er also siegen?“
    Noch an diesem Nachmittag ließ er sie ihre Worte bedauern.
    Sher und Leya hatten den ganzen Morgen Übungsflüge unternommen, während Sena ihnen vom Boden aus Anweisungen zurief und Maris sie aus der Höhe überwachte. Am Nachmittag waren S’Rella und Damen an der Reihe, die Flügel der Akademie zu tragen. Aber Sena hatte sie gebeten, Val ein Flügelpaar zur Verfügung zu stellen, weil er schon einen Monat nicht mehr geflogen war und das Gefühl für den Wind brauchte. S’Rella hatte sich sofort bereit erklärt.
    Die Beobachtungsplattform war voller Menschen, als er mit angelegten und gefalteten Flügeln erschien. Die meisten Studenten waren gekommen, um ihn fliegen zu sehen. Auch Maris wartete mit angelegten. Flügeln in der Menge.
    „Damen“, sagte Sena, „ich möchte, daß du heute niedrig fliegen übst. Gleite so flach über die Wasseroberfläche, wie du kannst. Halte die Flügel ganz ausgebreitet und gerade. Du schwankst noch zu sehr. Du mußt es lernen, sonst fällst du eines Tages ins Wasser.“ Sie sah die anderen Studenten an. „Val, du solltest dich jetzt nur auflockern. Später ist noch genügend Zeit für weitere Übungen.“
    „Nein“, sagte Val. Er stand bewegungslos da, während zwei jüngere Studenten seine Flügel entfalteten und arretierten. „Ich fliege besser, wenn ich gut sein muß. Gib mir eine schwierige Übung.“ Er sah zu Damen hinüber, der sich auf seinen Flug vorbereitete. „Oder laß mich ein Rennen fliegen.“
    Sena schüttelte den Kopf. „Du bist zu voreilig, Val. Ich bestimme, wann ein Wettflug stattfinden wird.“
    Aber Maris, die plötzlich unbedingt sehen wollte, wie gut der infame Val Einflügler tatsächlich war, drängte nach vorn. „Laß sie ein Rennen austragen, Sena“, sagte sie. „Damen hat genug geübt, jetzt braucht er Wettkampferfahrung.“
    Damens Blick wanderte zwischen Maris und Sena hin und her. Er war auf einen Wettflug erpicht, wollte sich aber auch seiner Lehrerin nicht widersetzen. „Ich weiß nicht“, sagte er.
    Val zuckte die Achseln. „Ganz wie du willst. Ich bezweifle eh, daß du ein gleichwertiger Gegner für mich wärst.“
    Das war zuviel für Damen, denn er war ungeheuer stolz darauf, einer der besten von Holzflügel zu sein. „Klopf dir nur nicht selbst auf die Schulter, Einflügler“, platzte er heraus. Dann hob er den Arm und deutete auf das Wasser, zu jener Stelle, wo sich die Wellen brachen und an kurz unter der Oberfläche liegenden Felsen Schaumkronen bildeten. „Wenn wir in der Luft sind, soll Maris das Zeichen geben. Dreimal hin und zurück. Einverstanden?“
    „Einverstanden“, sagte Val und begutachtete das ferne Riff.
    Sena verzog die Lippen, sagte aber nichts. Da er keine weiteren Einwände vernahm, grinste Damen, rannte los und sprang. Der Wind fing ihn auf und trug ihn in die Höhe. Er stieg hoch und drehte einen imposanten Kreis über dem Ufer. Als er über sie hinwegglitt, rippelte sein Schatten über die Felsen. Mit entfalteten Flügeln schritt Val an den Klippenrand.
    „Gib mir dein Messer, Val“., sagte S’Rella plötzlich. Alle sahen sie an. Seine verzierte Obsidianklinge mit den Schneiden aus getriebenem Silber steckte noch in der Scheide an seiner Hüfte.
    Val griff danach, zog es heraus und blickte es verwundert an.
    „Warum?“
    „Fliegertradition“, sagte Sena. „Am Himmel darf keine Waffe getragen werden. Nimm es an dich, S’Rella. Wir werden es für dich aufbewahren.“
    S’Rella ging auf ihn zu, aber Val wies sie mit

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