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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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du, daß ich deinen Bruder getroffen habe“, sagte er plötzlich.
    „Coli?“ fragte sie überrascht.
    „Vor sieben Jahren hat er Süd Arren besucht. Er war auf dem Weg zu den Äußeren Inseln. Er war mit einem anderen Sänger zusammen, einem älteren Mann.“
    „Barrion“, sagte Maris. „Colls Lehrmeister.“
    „Sie blieben ein oder zwei Wochen und sangen in den Hafenkneipen, während sie auf ein Schiff warteten, das sie nach Osten mitnahm. Damals habe ich zum ersten Mal von dir gehört, Maris von Klein Amberly. Du warst eine Heldin für mich. Dein Bruder singt ein nettes kleines Lied über dich.“
    „Vor sieben Jahren“, sagte Maris, „das muß gleich nach der Versammlung gewesen sein.“
    Val lächelte. „Wir hörten damals zum ersten Mal davon. Ich war ungefähr zwölf, also in dem Alter, wo Fliegerkinder die Flügel ihrer Eltern übernehmen. Aber für mich bestand keine Hoffnung, bis dein Bruder auf unsere Insel kam und über dich, die Versammlung und die Akademien sang. Als Luftheim ein paar Monate später eröffnet wurde, war ich einer der ersten Schüler. Damals habe ich dich geliebt, weil du mir das ermöglicht hast.“
    „Und was geschah dann?“
    Val drehte sich halb herum und streckte seine Hände gegen das Feuer. „Ich verlor meine Illusionen. Ich dachte, du hättest die Welt, die bisher nur den Fliegern gehörte, allen geöffnet. Ich fühjte mich dir so verwandt. Ich war naiv.“
    Er drehte sich wieder um. Maris rückte unbehaglich unter seinem anklagenden Blick hin und her. „Ich dachte, wir glichen uns“, fuhr er fort. „Ich dachte, du wolltest die verrottete Fliegergesellschaft aufbrechen. Aber ich mußte einsehen, daß ich mich geirrt hatte. Du wolltest nur auch dazugehören. Du wolltest die Bekanntheit, den Status, den Reichtum und die Freiheit, du wolltest mit den Fliegern auf Eyrie Parties feiern und auf die im Dreck wühlenden Landgebundenen herabsehen. Du suchst, was ich verachte.
    Aber die Ironie des Ganzen besteht darin, daß du kein Flieger sein kannst, ganz gleich, wie sehr du es dir wünschst. Genausowenig wie ich oder S’Rella oder Damen oder einer der anderen.“
    „Ich bin ein Flieger“, sagte Maris ruhig.
    „Sie lassen dich die Fliegerin spielen“, sagte Val, „weil du dich so sehr bemühst, dieser Rolle gerecht zu werden, weil du versuchst, wie sie zu sein. Aber wir beide wissen, daß sie dir nicht wirklich trauen oder dich als eine ihresgleichen akzeptieren. Du hast deine Flügel, aber du bist ihnen nicht geheuer, nicht wahr? Ob du es nun zugibst oder nicht, du warst der erste Einflügler, Maris!“
    Maris stand auf. Seine Worte hatten sie erzürnt, aber sie wollte nicht ausfällig gegen ihn werden. Auch wollte sie ihr Ansehen vor S’Rella nicht durch diesen Streit verlieren. „Du irrst dich“, sagte sie so ruhig und gelassen wie möglich. Aber dann erkannte sie, daß ihr die Worte für eine Erwiderung fehlten. „Du tust mir leid, Val“, fuhr sie fort. „Du haßt die Flieger und verachtest die Landgebundenen. Alle, die nicht so sind wie du. Ich möchte weder deinen Respekt noch deine Dankbarkeit. Du lehnst sowohl die Privilegien der Fliegergesellschaft als auch die damit verbundene Verantwortung ab. Du bist absolut selbstsüchtig und nur mit dir selbst beschäftigt. Wenn ich es Sena nicht versprochen hätte, würde ich dir nicht länger helfen, deine Flügel zu bekommen. Gute Nacht.“
    Sie verließ das Zimmer. Val rührte sich nicht und bat sie auch nicht zurückzukommen. Aber als die Tür hinter ihr ins Schloß fiel, hörte sie ihn mit S’Rella reden. „Da siehst du es“, sagte er platt.
    In jener Nacht hatte Maris wieder diesen Traum. Sie wand sich und kämpfte. Als sie erwachte, war sie in schweißnasse Laken gewickelt. Der Traum war schlimmer gewesen als je zuvor. Sie war gefallen, unendlich tief in windstiller Luft. Überall waren andere Flieger gewesen, die mit ihren Silberflügeln umherglitten und sie beobachteten, aber keiner war auf sie zugeflogen und hatte ihr geholfen.
    1kg für Tag ging das Training weiter.
    Sena wurde heiser, nervös und leicht reizbar. Wie ein tyrannischer Landmann herrschte sie alle an. Damen flog engere lurns und mußte sich jeden Tag lange Vorträge anhören, daß er mit dem Kopf und nicht nur mit den Armen fliegen sollte. S’Rella arbeitete an ihren Starts und Landungen. Sie übte akrobatische Kunststücke ein und versuchte ihre Ausdauer zu steigern. Sher und Leya flogen bereits recht anmutig. Kerr mußte noch an

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