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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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der Gegend gesehen hatte.
    Mit einemmal war er besorgt; er sammelte seine gan- ze Kraft und konzentrierte sie an einem Punkt. Dann betrat er, auf alles gefaßt, Mr. Brooks Allerheiligstes.
    Seine Eltern waren tatsächlich da, und er begrüßte sie mit überzeugender Begeisterung, indem er sogar so weit ging, seiner Mutter einen Kuß auf die Wange zu geben — was ihr normalerweise gefiel, obwohl er es haßte, denn ihr Gesicht war dick mit Make-up verkrustet.
    Diesmal zuckte sie jedoch vor ihm zurück. Und er hatte das Gesicht seines Vaters noch nie so streng gese- hen ...
    Dazu kam, daß sie nicht die einzigen hier mit Mr. Brock waren (übrigens keine Spur von Mrs., als ob
er seine Frau verdächtigte, der Schwachpunkt in seiner Trutzburg zu sein).
    Nein, es waren noch zwei weitere Erwachsene anwe- send, die beide Spuren einer tiefen Sonnenbräune zeig- ten, die langsam verblaßte, außerdem ein Mädchen und
ein Junge, etwa in seinem Alter, die ihm so ähnlich sa- hen, daß sie seine — nun, nicht gerade Geschwister, aber seine Cousine und sein Vetter hätten sein können.
    Seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich sofort auf diese beiden. Es dauerte keinen Herzschlag lang, bis er begriff, daß es nur auf diese beiden ankam. Er spürte es
an ihrer gelassenen, selbstsicheren Haltung, den Blik-
ken, mit denen sie ihn musterten, ja sogar an der Luft...
    Es war lange her, daß er so vollkommen ins Schwim- men geraten war. Jetzt stolperte er auf Mr. Brocks Auf- forderung hin blindlings auf einen Stuhl zu, als ob er wieder zehn Jahre alt wäre, zurückgeworfen in die Hilf- losigkeit und Abhängigkeit der Kindheit, bevor das Ein- setzen der Pubertät ihm ein neues Gefühl selbstbewuß- ter Macht beschert hatte.
    Er bemühte sich, seiner Regungen Herr zu werden, doch es gelang ihm nicht. Er empfand eine entsetzliche
Schwäche und bereitete sich voller Unbehagen auf die schlimmste Nachricht vor, die er je gehört hatte.
    Zum Glück war sie nicht ganz so schlimm ...
    »Nun, Cray Wilson!« schnauzte Mr. Brock, dem ent- schieden mehr als sein übliches Maß an Selbstvertrauen
gegeben zu sein schien — ohne Zweifel durch die bei- den jungen Fremden. »Ich nehme an, du weißt, warum ich dich habe rufen lassen!«
    »Nein, Sir.« Die Worte kamen als Genuschel heraus.
»Meine Leute hatten mir nicht gesagt, daß sie kommen würden ...«
    Der Hausaufseher ging nicht auf ihn ein. »Einige be- sorgniserregende Berichte über deine Aktivitäten wäh-
rend der Ferien sind mir zu Ohren gekommen! Ich bin
bereit anzunehmen, daß ihre Ursache in deiner ... ah ...
unglückseligen Verbindung zu einer Frau von lockerem
    Lebenswandel liegt, sowie zu deren Tochter, die sie of- fenbar in der gleichen Tradition erzieht, doch ich hätte nicht gedacht, daß ein Junge unter meiner Obhut das Opfer solcher Ausschweifungen werden könnte!«
    Seine Eltern sahen bedrückt aus; sein Vater scharrte hörbar mit den Füßen unter seinem harten, stocksteifen Stuhl.
    »Ich war überrascht«, fuhr Mr. Brock fort und heftete den Blick unter seinen struppigen Augenbrauen hervor eindringlich auf sie, »daß Sie es Ihrem Sohn erlaubt hat- ten, die Ferien hier zu verbringen, da man doch davon
ausgehen kann, daß die Moral der Leute in ... ah ... in der Unterhaltungsbranche schon immer etwas fragwür- dig war. Als Folge dessen, was bekannt geworden ist, als Folge der Ereignisse, die einen beträchtlichen Skan-
dal ausgelöst haben, die tatsächlich um ein Haar die Po- lizei auf den Plan gerufen hätten, bin ich überaus be-
stürzt, wie deine Eltern auch!«
    Was meint er mit >um ein Haar    Doch die Zeit reichte nicht aus, um den Gedanken zu
beenden.
    »Glücklicherweise«, polterte Mr. Brock weiter, »sieht es so aus, als ob ein Ausweg gefunden worden wäre, der sowohl deiner Familie als auch der Schule ein öf-
fentliches Aufsehen ersparen wird. Mr. und Mrs. Shay, so habe ich es verstanden, sind im Begriff, eine Zu-
fluchtsstätte für Kinder wie dich ins Leben zu rufen, für
die Gestrauchelten, die unglücklicherwiese der leichtle- bigen Seite des Erwachsenendaseins verfallen sind. Mr. Shay?«
    Doch es war der Junge, der sich vorbeugte und mit
klarer und fester Stimme sprach, die Roger der seinen
verblüffend ähnlich erschien.
    »Ich glaube, daß ich vielleicht leichter zu Roger vor- dringen kann, als es meinem Vater möglich wäre —
    Sir.« Das letzte Wort klang wie ein

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