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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Nachgedanke. »Darf ich ...?«
    »Nur zu!« Mr. Brock lehnte sich zurück und wischte sich die Stirn mit einem nicht allzu sauberen Taschen-
tuch. »Gott weiß, daß ich mir nichts mehr wünsche, als
daß diese peinliche Geschichte aus der Welt geschafft
wird! Ich kann nicht einmal die Hälfte dessen glauben, was ich gehört habe, und doch muß ich es wohl!«
    Kein Wunder, daß du deine Frau hier nicht dabei haben wolltest! sagte Roger höhnisch zu sich selbst. Aber we- nigstens hörte sich das, was ihn erwartete, gar nicht so schlecht an, wie er einen Moment lang befürchtet hatte.
Er sagte vorsichtig: »Darf ich mehr erfahren?«
    Hinterher konnte er sich nicht mehr genau erinnern, was im einzelnen besprochen worden war. Als einziges war in ihm der Eindruck verblieben, daß er zum ersten Mal jemandem begegnet war, der die gleiche Begabung
besaß wie er selbst, jedoch unendlich weiter entwickelt. Er erinnerte sich, mit welcher Geschliffenheit der ande-
re Junge — dessen Name übrigens, wie er erfahren hat- te, David war — nicht nur seine nackte Macht entfaltet, sondern auch noch vernünftige Argumente dargelegt
hatte, vorgebracht mit einer Stimme, deren Ton und
Timbre schon gar nichts anderes als Zustimmung er- laubten. Nach einer Weile glaubte er, einen Traum zu durchleben, und er konnte nur widerstandslos alles sa- gen und tun, was von ihm erwartet wurde.
    Zu guter Letzt saß er mit der Familie Shay in dem
Rolls-Royce, zusammen mit dem Mädchen, das — so hatte er am Rande mitbekommen — genau wie er selbst
in die Familie aufgenommen worden war, und all seinen
Habseligkeiten in einem alten Koffer, den ihm seine El- tern in die Schule mitgegeben hatten; seine Eltern wa- ren weg. Verschwunden. Ihr Wagen war auf der Straße davongebraust... und sie hatten nicht einmal Lebewohl gesagt!
    Die einzige Person, die das vor seiner Abreise noch
tat, war Mrs. Brock, die mit tränenüberströmtem Ge- sicht auftauchte und ihn wortlos in die Arme schloß, be- vor sie sich umwandte und die Tür hinter sich zuschlug — eine Geste, die deutlicher als Worte sagte: »Du wirst mir fehlen! Aber in Anbetracht der Dinge, die du getan hast...«
    Auf dem breiten, weichen Rücksitz des schnurrenden Wagens brach Roger zusammen und weinte. David und das Mädchen legten die Arme um ihn, bis er seinen Kummer überwunden hatte; dann bemühten sie sich beide in einer Weise um ihn, bei der er sich noch viel besser fühlte.
    Vorn taten Harry und Alice so, als ob sie nicht merk- ten, was sich abspielte.
    Und dabei hatte er das allerbeste Gefühl.
    Hier ist der Sender TV-Plus. Zeit für die Nachrichten.
    Nicht nur in Europa erreicht das Waldsterben ein katastro-
phales Ausmaß, so geht aus einem Bericht hervor, den die Vereinten Nationen heute vorgelegt haben. In Landstrichen wie zum Beispiel den Randzonen der Sahara entstehen neue Wüstengebiete, um mit den Worten der Verfasser des Berichtes zu sprechen, wie Epidemien. Mehr darüber in Kürze.
    Während seiner Rückreise aus Japan hat General Thrower die Pamyat-Bewegung gepriesen als Modell einer patrioti- schen Begeisterung, die — Zitat: »nachzuvollziehen Großbri- tannien sehr wohl anstehen würde« ...
    Die Tage vergingen, ohne daß Neuigkeiten von Bernie eintrafen. Ab und zu rief Peter Claudia an oder sie ihn,
und sie wechselten mürrische Worte der Enttäuschung, doch für sie war die Situation unangenehmer. Er hatte
wenigstens ausreichend andere Arbeit, so daß ihm die Zeit nicht lang wurde. Die Story über die Schweine mit AIDS schlug bestens ein und führte zu dem üblichen Aufschrei religiöser Extremisten über das Gericht Got-
tes sowie zum praktisch weltweiten Boykott von Schweinefleisch und Schinken. Wenn es stimmte, daß
die gegenwärtige Knappheit an Kartoffelchips und ge-
frorenen Pommes frites ihre Ursache in einem einge- schleppten Virus hatte, der trotz seiner Abstammung aus dem Mittelmeerraum das englische Klima außeror-
dentlich gedeihlich gefunden hatte, so mußte sich Peter
mißmutig fragen, während er über sein mickeriges Ho-
norar für das Erstveröffentlichungsrecht an seiner Story nachdachte:
    Hatte Gottes Gericht auch bei der unschuldigen Knolle zu- geschlagen?
    Endlich kam das Signal für ein Treffen mit Claudia in der Redaktion des Comet — Jake hatte darauf bestanden,
daß keine Einzelheiten der Story am Telefon besprochen werden sollten. Nachdem er durch eine tumultartige

Auseinandersetzung zwischen Pro- und Anti-Hund- Verfechtern aufgehalten worden war

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