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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Spruch nun schon wer weiß wie oft gehört hatte.
    »Ich will die Wahrheit hören!« brüllte Jake weiter. »Sie stecken mit einem Problem fest, das Sie nicht lösen können ... stimmt doch, oder?«
    Einen Augenblick lang machte Bernie den Eindruck, als ob er zurückbrüllen wollte. Doch dann verließ ihn die Kraft der Wut, und er sackte auf seinem Stuhl zu- rück.
    »Ich habe es noch nicht gelöst«, sagte er mit einem letzten Aufbäumen von Trotz und fügte mit zögernder Offenheit hinzu: »Aber Sie haben recht. Ich stecke fest.«
    »Warum?« — von Claudia.
    Ein hilfloses Achselzucken. »Es ist so, als ob jemand an derselben Sache arbeitete und mir immer ein wenig voraus wäre, so daß er jeweils meinen nächsten Schritt erraten und abblocken kann. Wie gesagt, das ist nicht
    allzu überraschend. Sobald jemand mal die Schwach-
stellen des Filters entdeckt hat, ergibt sich der Rest von selbst. Ich versuche es natürlich weiter, aber...« Er spreizte die Finger.
    »Für mich hört sich das an«, sagte Jake spöttisch, »als ob wir wieder mal die Wunder der modernen Technik vergessen und zu bewährten und zuverlässigen Metho- den zurückkehren müßten.«
    »Und die wären?« Bernie funkelte ihn an.
    Jake kräuselte die Lippen. »Bestechung und Erpres- sung, wenn alles andere nicht hilft! Vergessen Sie nicht, Sie sprechen mit einem Veteranen der Schlammschlach- ten! Damals habe ich meine Ehre und meine Selbstach-
tung für ein dickes Honorar verkauft, und meine Moral erlitt einen Schlag, von dem sie sich nie wieder erholt hat. Ich zitiere einen miesen Typen, der mich sehr haßt... Ach was, zum Teufel! Das Entscheidende ist fol-
gendes.«
    Er umklammerte mit den Fingern der linken Hand die
zur Faust geballte rechte und blickte darauf hinab wie in eine Kristallkugel.
    »All diese Kinder — mit ein paar Ausnahmen, von denen Sie mir erzählt haben — stammen also aus ein und derselben Klinik. Soviel haben Sie ja immerhin her- ausgefunden. Der Umstand, daß es Ihnen bis jetzt noch
nicht gelungen ist, irgendwelche Zeitungsmeldungen in
Korrelation zu den Einzelheiten, die Claudia Ihnen ge-
liefert hat, zu bringen, mag darauf beruhen, daß es sich
ausschließlich um Jugendliche handelt, so daß niemand ihre Namen veröffentlichen darf. Daraus folgt...«
    »Halten Sie mich für einen Idioten?« unterbrach ihn Bernie. »Ich habe mein Suchprogramm auf der Basis von Ereignissen und Hintergründen, zu denen irgend- ein Bezug besteht, angelegt. Ich habe ja keine Namen, nach denen ich suchen könnte, oder?«
    »Sie sagten, daß Sie damit rechneten, wenigstens ei- nige herauszufinden ...«, setzte Peter an.
    »Und ich habe erklärt, warum es nicht geht!« schnauzte Bernie zurück.
    Es schien, als ob die Schallbarriere zumindest die lau- testen Spitzen durchdringen ließe, denn einige der Re- dakteure, die in dem weitläufigen Großraumbüro bei der Arbeit saßen, blickten beunruhigt in ihre Richtung,
bevor sie sich wieder ihren Aufgaben zuwandten. Jake zwang sich, etwas ruhiger zu werden.
    »Ich wollte sagen«, knirschte er zwischen den Zähnen hervor, »daß es möglicherweise sehr lange dauert, bis man eine Nachforschung auf dieser Basis zu Ende bringt, so daß es sinnvoll wäre, Ihre Tätigkeit auf andere Weise zu ergänzen.«
    »Wie?« — von Claudia.
    »Auf die gute, alte Art und Weise.« Jake lehnte sich zurück und griff nach einem Papiertuch, um sich die Stirn abzuwischen; Schweißperlen standen darauf. »Ich schätze, ich hätte das von Anfang an vorschlagen sol- len, beides parallel zu betreiben ... Peter, haben Sie im Moment viel zu tun? Ich meine, mit anderen Stories?«
    »Ja, es gibt drei oder vier heiße Spuren, denen ich in dieser Minute nachgehen sollte.«
    »Bedeutet das, daß du das Interesse an dieser Sache
verloren hast?« raunte Claudia ihm zu.
    »Schluß damit, bevor es ausartet!« befahl Jake. »Ich arbeite mit Peter lange genug zusammen, um zu wis- sen, daß er niemals eine vielversprechende Story fallen-
läßt, solang es noch einen Funken Hoffnung gibt. Ohne Zweifel wird er soviel Zeit dafür aufbringen, wie er eben kann ... In der Zwischenzeit müssen Sie das Kind
schaukeln, Claudia!«
    Einen Moment lang hatte es den Anschein, als wollte
sie explodieren, weil er diese Redewendung, die sie als Macho-Metapher hätte deuten können, gebraucht hat- te. Mit großer Mühe zwang sie diese Regung nieder.
    »Was schlagen Sie also genau vor?« seufzte sie.
    »Ein bißchen Klinkenputzerei. Gute, alte

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