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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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entsann sich einiger Worte, die der Geistliche in seiner widerwärtigen Stim- me gesprochen hatte, und es wäre ihr lieber gewesen, wenn sie nicht an die Houyhnhnms* gedacht hätte ...
doch in ihrem Leben hatte es schon so viele Yahoos**
    * Edle und **niederträchtige Gestalten aus Swift: Gullivers Reisen.
    gegeben, daß sie es nicht verhindern konnte. Demzufol-
ge: Fragmente
    »... scheint es, daß Mr. Shay eine Zufluchtsstätte für solche bedauernswerten Geschöpfe wie dich ... leider ist es keine religiöse Stiftung ... dessen ungeachtet, bei den gegenwärtigen Verhältnissen mit überfüllten Ge- fängnissen ... hat die Strafe bezahlt und sich dafür verbürgt, dich behandeln zu lassen ... unterschrei- be hier, dann können wir damit zum Anstaltsleiter ge-
hen . ..«
    (Später war sie nicht in der Lage zu unterscheiden, was der Geistliche und was David Shay gesagt hatte, und was der Anstaltsleiter, falls ei überhaupt etwas von
sich gegeben hatte, und was ihr eigener, drogenverwirr-
ter Geist ihr vorgaukelte, um die Lücken zu füllen. Um die Syphilis zu heilen, die sich als sehr hartnäckig er- wies, waren ihr von Fremden jede Menge Spritzen ver- paßt worden, und manche von ihnen genossen den Schmerz, den sie ihr mit der Nadel zufügten. Dabei war sie erst seit zwei Tagen hier. Also wie ...? Also war- um ...?)
    Sie brabbelte diese Fragen immer noch vor sich hin, als sie auf dem Rücksitz des Rolls-Royce saß, eine Ta- sche mit ihren wenigen Habseligkeiten auf dem Schoß.
David, der neben ihr saß, wies seine vorn sitzenden El- tern an, die Fenster zu öffnen, was sie taten, obwohl es kalt war und Regen drohte. Er erklärte, damit verhin- dern zu wollen, daß Crystal wieder ohnmächtig würde. Seine Stimme klang mitfühlend, und sie fühlte sich ge- borgen.
    Doch als sie ihn aus Dankbarkeit umarmen wollte,
schob er sie mit mürrischem Gesicht weg.
    »Du«, stellte er erbarmungslos fest, »bist eine Fotze!«
    Und mit einer angewiderten Handbewegung löste er ihren Griff von sich.
    »Was ...? Was ...?« Crystal war wieder kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Eine Fotze! Die minderwertigste Version einer Frau!
Ich hatte mir etwas Besseres erhofft, als ich mich auf die Jagd machte — egal! Aber da du nun mal diese Bega- bung hast, die wir gemeinsam besitzen, solltest du sie nicht in der Prostitution verschwenden!«
    Sie hatte das Gefühl, als sei alle Luft aus ihrer Lunge
gewichen — als befände sie sich in einem Raumschiff,
das von einem Meteor getroffen war. Sie versuchte mit einem Aufstöhnen sich über Davids Schoß zu werfen; er schob sie grob weg.
    »Berühre mich nicht!« befahl er. »Und auch sonst kei- nen von uns! Nicht, bevor du von allen Geschlechts-
krankheiten geheilt bist!«
    Und er wich in die andere Ecke des Rücksitzes zu- rück, um sich anderen, wichtigeren Geschäften zuzu- wenden. Zusammengekauert in ihrer Ecke, versuchte Crystal, einen Sinn in dem zu erkennen, was er tat. Der Rolls war nicht nur mit einem Telefon ausgestattet, son- dern auch mit einer Einrichtung, um über Fernverbin- dung Zugang zu einem Computer zu haben, und das nutzte David in diesem Moment aus. Sie vertrieb die Tränen durch mehrmaliges Blinzeln und litt unter den
wiederkehrenden Erinnerungen. Der letzte Wagen, den sie mit einer so verschwenderischen Ausstattung gese- hen hatte, war der Jaguar von Winston Farmer gewesen — und selbst daran hatte sie nicht erkannt, wie reich er war, sondern erst, als er vor Gericht erschien.
    Wo sie zum Glück nicht hatte aussagen müssen. Die
Tatsache, daß er mit zwei Kilo Crack geschnappt wor- den war, reichte aus ...
    Einen Moment lang wurde sie von Panik gepackt, Ge- fühl überwog Vernunft. Waren diese merkwürdigen Menschen vielleicht frühere Kunden, darauf bedacht,
sein Geschäft zu übernehmen?
    Als ob David ihre Reaktion gespürt hätte, schnauzte er sie an: »Halt den Mund!«
    Aber sie hatte doch gar nichts gesagt! Vielleicht sollte
    sie zur Abwechslung einmal zuhören. Sie gab sich gro- ße Mühe, sich zu konzentrieren, und hörte:
    »Wie lautet der Name? ... Ja, ich habe den Nachna-
men mitbekommen. Aber der Vorname? Aha, verstan-
den. Garth!«
    Daraufhin brachte er einen Taschenmerker zum Vor- schein und gab eine Erinnerungsstütze für sich selbst ein, und schließlich übertrug er per Fernbedienung die
Information in einen Computer.
    Erschöpft lehnte sich Crystal zurück in die weichen,
sie wohlig umfangenden Polster des Wagens, ohne auf die Strecke zu achten, der

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