Kinder des Donners
Begabung Angst gemacht, selbst wenn sie sie zu ihrem eigenen Vor- teil anwandte. Doch im Grunde fürchtete sie sich davor,
einzigartig zu sein — ein Ausnahmefall, ein Mutant, ein Monster.
Wenigstens war sie das nicht. Hier war David als Be- weis. Und er hatte die Möglichkeit angedeutet, daß es noch weitere ...
Nach und nach, während der Wagen dahinbrummte, entspannte sie sich immer mehr, und als sie an ihrem Ziel angekommen waren, war sie in der Lage, zu lachen und vor unverhohlener Begeisterung in die Hände zu klatschen.
Hier ist der Sender TV-Plus. Es ist Zeit für die Nachrichten.
Viele tausend Morgen Weizenfelder im Talbecken des Colo- rado River in Amerika sind bedroht, nachdem aus einem na-
türlichen unterirdischen Reservoir Salzwasser in den Boden eingesickert ist. Hydrogeologen waren der Ansicht, daß es sich um Süßwasser handelte. Das mag vor zehn Jahren noch gestimmt haben, als zum letzten Mal Probebohrungen vorge- nommen wurden, doch in der Folgezeit ist offenbar Salzwasser durch durchlässige Gesteinsschichten eingedrungen. Weitere
Einzelheiten dazu folgen später.
In einer Ansprache bei einer Versammlung in Westdeutsch- land, veranstaltet von den Nachfahren der Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg umgekommen sind, würdigte General Sir
Hampton Thrower die Tapferkeit der Gefallenen ...
»Miss Morris? Vom Comet? Bitte, kommen Sie doch her- ein, nehmen Sie Platz!«
Geklappt!
Im Geiste konnte Claudia immer noch Peters aufge-
regte Stimme am Telefon hören, als seine vage Erinne- rung nach zwei Tagen angestrengten Bemühens nicht mehr vage war. Und das war nun die Person, zu der sie
sie geführt hatte: Dr. Ada Grant, die bei Chinn-Wilkin-
son gearbeitet hatte, jedoch zu der Zeit, als Peter Sa-
menspender war, noch nicht als Partnerin, und die jetzt als Direktorin die wahrscheinlich bekannteste Klinik zur
Behandlung von Unfruchtbarkeit in London leitete. Ha- ger, mit länglichem Gesicht, kurzgeschnittenem dunk- len Haar, bekleidet mit einem strengen, halblangen wei-
ßen Kittel und einem engen schwarzen Rock. Ein rot- weiß-blaues Band war an den Brustteil des Kittels ge- steckt — aber man begegnete diesem Emblem heutzuta- ge überall. (Sogar Peter ...)
Jetzt wartete sie neugierig darauf, daß Claudia den Grund ihres Kommens erklären würde.
Sie war aufgeregt, natürlich, doch Jake Lafarge hatte ihr ausgiebige und außerordentlich nützliche Hinweise
gegeben, und sie merkte, wie ihre Nervosität nachließ, als sie sich setzte, ihren Taschenrecorder zum Vorschein brachte und zunächst die Umgebung in Augenschein
nahm, bevor sie das vorgesehene Interview durchführ-
te. Ein unpassendes High-tech-Büro war hinter der ge- orgianischen Fassade des Hauses eingerichtet worden — in Marylebone, ungefähr eine halbe Meile von dem traditionellen >Ärzte-Viertel< zwischen Harley Street
und Wimpole Street entfernt, wo Peter seine zehn an-
onymen Kinder gezeugt hatte; das lag daran, so war ihr erklärt worden, daß die Mieten dort inzwischen die Pra- xisbetreibung für jeden Arzt, dessen Patienten keine Millionäre waren, ausschloß.
Zugegebenermaßen war es heutzutage, bei dem stän-
dig fallenden Wert des Geldes, entschieden leichter, Millionär zu sein ...
Sie zwang sich, ihre Konzentration wieder auf wichti- gere Dinge zu richten.
»Zunächst möchte ich Ihnen danken, daß Sie mir Ihre
wertvolle Zeit opfern«, sagte sie, während sie den Re-
corder einschaltete und auf den Schreibtisch der Ärztin stellte. »Oh — haben Sie etwas dagegen?«
Ein kurzes Kopfschütteln und: »Nein, überhaupt nichts.«
»Vielen Dank. Nun, ich bin sicher, daß Sie sehr be- schäftigt sind, ich werde also nicht mehr Zeit als nötig mit meiner Vorrede vergeuden, doch ich fürchte, ich muß Ihnen etwas an Hintergrundinformationen geben, bevor ich anfange, Fragen zu stellen.«
Die Lügen, unter Jakes erfahrener Anleitung geschlif- fen und gefeilt, kamen ihr mühelos über die Lippen.
»Sehen Sie, mein Chefredakteur hat vor kurzem ei- nen Brief von einer Frau erhalten, die ein Kind durch künstliche Befruchtung empfangen hatte — durch AID natürlich, bevor der Zufall diesen Buchstaben eine
andere Bedeutung gab. Offen gesagt, ich meine, sie hätte sich besser an die Kummertante einer Frauen-
Zeitschrift wenden sollen, doch sie ist Comet -Leserin, also ...
Ich kenne natürlich nicht alle Einzelheiten, doch an- scheinend geht es im wesentlichen um folgendes: Ihr Sohn ist jetzt einiges über zehn Jahre alt. Sie
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