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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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drittesmal.
    Schwester Ursula rief sie. Blaß und erschöpft, trat Dymphna ins Licht. Ihre Kleidung war wieder tadellos
geordnet.
    »Armes Kind«, sagte Schwester Ursula und legte ihr
den knochigen Arm um die Schultern. »Ich habe dein
Stöhnen gehört. Laß es dir ein Trost sein: Deine Mutter
wurde abberufen, um sich der himmlischen Heerschar
zuzugesellen.«
    Dymphna antwortete nicht. Doch sie hatte große Mü- he, nicht zu kichern, als sie einschlief.
    Hier ist das Programm TV-Plus. Es folgen die Nachrichten.
    Berichte über die starken Niederschläge an hochbelastetem
sauren Regen in großen Teilen Nordwesteuropas während des Nachmittags haben auf dem Börsenmarkt zu erheblichen Kursanstiegen geführt, besonders im Hinblick auf Woll-, Baumwoll- und Leinenprodukte. Die Anteile an Herstellerfir- men von Synthetikfasern verzeichnen ebenfalls Zugewinne. Im Bereich der Forst- und Landwirtschaft hingegen fielen die Aktien um einige Punkte.
    General Throwers Haltung wurde von einer Anzahl von Mitgliedern der parlamentarischen Opposition scharf verur- teilt; einer der Politiker warf ihm vor, er versuche, den Geist
der Schwarzhemden der dreißiger Jahre wieder heraufzube- schwören ...
    Nachdem sich Peter einen Döner Kebab gekauft und ihn verzehrt und schließlich mit einer Dose Lagerbier nach- gespült hatte, war es zehn Uhr, doch er fühlte sich eher ruhelos als müde. Er erwog, eine Bekannte anzurufen, die ganz in der Nähe wohnte, und sie zu fragen, ob er
noch auf einen Bums vorbeikommen könnte, gelangte aber zu dem Schluß, daß ihn der Tag bereits zuviel Kraft gekostet hatte. Und außerdem — sie hatte ihm zwar mal ihr AIDS-Zertifikat gezeigt, doch er war nicht si- cher, ob er der Sache trauen konnte. Gerüchten zufolge hatten sich einige der Impfaktionen des vergangenen Jahres als Fehlschläge erwiesen.
    Es war noch Fernsehzeit, also beschloß er, Senderou- lett zu spielen. Schon beim ersten Druck auf einen Knopf seiner Fernbedienung fiel ihm jedoch ein, daß er weder seinen Anrufbeantworter abgehört noch seine Bildschirmpost angefordert hatte, obwohl er das bereits von unterwegs aus nach Verlassen der Konferenz bezie-
hungsweise gleich, nachdem er zu Hause angekommen war, hätte tun sollen.
    Wütend über sich selbst, weil ja immerhin die Mög- lichkeit bestand, daß ein neuer Auftrag in Sicht war,
    und er zur Zeit jede Arbeit, die sich bot, gebrauchen
konnte, ließ er zuerst den Anrufbeantworter ablaufen. Jemand lud ihn zu einer Party ein, bei der ein neues Buch vorgestellt werden sollte; er notierte sich den Ter- min, denn das bedeutete Essen und Trinken umsonst und vielleicht ein paar nützliche neue Kontakte. Jemand schlug ihm (und wer weiß wievielen anderen seiner Kollegen) die Teilnahme an einer Tagung von Physikern in Den Haag nächsten Monat vor, erwähnte aber nichts von Spesen und schon gar nicht von einem Honorar — offenbar davon ausgehend, daß er eine Tageszeitung oder eine Zeitschrift dazu bewegen könnte, seine Ausla- gen zu erstatten. Vielleicht war die Sache wert, daß er sich näher damit befaßte, wenn sie auch nicht sehr hoff- nungerweckend klang. Und das war alles.
    Vielleicht wäre die Bildschirmpost interessanter. Sein
Modem war noch in Betrieb; er gab seinen Netzcode ein und holte den Inhalt seines Postfachs in den Abrufspei- cher. Was da auf dem Bildschirm vor ihm abrollte, war jedoch nichts anderes als der übliche Kram: eine Be- kannte versprach ihm, seine Anfrage zu beantworten,
sobald sie entsprechende Recherchen durchgeführt ha- be (Schwachsinn! Wenn er die Geschichte nicht schnell vorlegen könnte, würde jemand anderes sie ihm vor der Nase wegschnappen!); eine Frau namens Lesley Walters ließ ihn wissen, daß es schon viel zu lange her sei, daß sie Interface-Kontakt miteinander gehabt hätten (wer, zum Teufel, war sie? Hatte ihr Interface-Kontakt im Bett stattgefunden, und falls das so war, war die Bekannt- schaft wert, daß er sie erneuerte?); und ...
    Mist!
    Der Rest war Abfall. Gott sei Dank war man gezwun- gen gewesen, die Idee zu verwerfen, Bildschirmpost- Teilnehmern auch die eingehenden Botschaften in Rech-
nung zu stellen! Verdammt sei alle Engstirnigkeit — das war ein Rückschritt in die Vergangenheit, der sich rä- chen würde. In Walter Scotts Memoiren kam eine Ge-
    schichte vor über ein Paket, für das er beim Empfang bezahlen mußte und das ein Manuskript über die Ro-
manze eines indischen Liebespaares enthielt, geschrie- ben von einer Frau, die niemals aus

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