Kinder des Donners
natürlich recht. Ich werde die Kammerjä-
ger gleich morgen noch einmal bestellen. Es widerstrebt mir, Strugmans Geld so zum Fenster hinauszuwerfen, aber was sein muß, muß ... Also, Bernie?« Sie straffte sich und drehte sich zu ihm um. »Was haben Sie her- ausgefunden?«
»Also gut, ich glaube, ich erzähle Ihnen am besten erst mal die schlechte Neuigkeit.« Er nippte an seinem Drink und verzog wieder das Gesicht. »Es sieht jetzt doch nicht so aus, als hätten die Bullen der Geheimpoli- zei die Schlupflöcher in unserem Filter gefunden.«
Sie sahen ihn verständnislos an. Schließlich wagte Claudia einen Einwurf. »Wieso ist das eine schlechte Neuigkeit?«
»Wenn es die Bullen nicht sind, wer kann es sonst sein?«
»Sie haben es schon einmal angedeutet«, murmelte Peter mit gerunzelter Stirn, »obwohl ich es nicht so ganz ernst genommen habe, daß Ihnen jemand bei allen Schritten zuvorgekommen sein könnte.«
Bernie nickte feierlich. »Genau! Und er versperrt alle Wege hinter sich!«
»Das hört sich in der Tat nicht gut an«, sah Claudia ein.
»So schlimm, wie Sie denken, aber auch wieder nicht«, erwiderte Bernie. »Ich finde Umgehungswege! Das ist langwierig und kompliziert, aber langsam fängt es an, sich zu lohnen. Und deshalb habe ich auch ein paar gute Neuigkeiten. Vielleicht sind es nicht so viele, wie Sie sich erhofft hatten, aber... Na ja, Schluß mit der falschen Bescheidenheit! Ich vermute, Sie haben keine allzu hohe Meinung von mir, aber ich schwöre, ich habe mehr ausgegraben, als jeder andere geschafft hät- te!«
Claudia lächelte ihn beschwichtigend an. »Ich bin si- cher, Sie haben Wunder bewirkt. Jetzt wüßten wir nur
noch gern, was es für welche sind.«
Versöhnt lehnte sich Bernie zurück und blickte zur Wand gegenüber.
»Als ich mich auf die Suche nach alternativen Schrit-
ten machte, konzentrierte ich mich auf die Befruch- tungs-Klinik. Es gibt keine Möglichkeit mehr, ihren Na- men direkt herauszufinden, aber ich hatte ja bereits festgestellt, daß alle Kinder aus derselben Klinik stammten, nicht? Ich versuchte es also mit Assoziatio- nen der untersten Stufe. Das hat sich bewährt.«
Claudias Haltung wurde gespannt. »Welche ist es?«
»Mit einer Wahrscheinlichkeit von neunzig Prozent
lag sie in der Gegend Harley/Wimpole Street.«
Bernie machte ein Gesicht, als ob er rasenden Beifall erwartete. Er wurde enttäuscht. Claudia und Peter wechselten Blicke. Schließlich sagte Peter: »Aber Bernie, zu jener Zeit gab es in dieser Gegend fünf solcher Klini- ken innerhalb einer Quadratmeile, und weitere drei oder vier ein bißchen weiter weg. Was hat Sie zu dieser weltbewegenden Schlußfolgerung gebracht?«
»Wenn Sie sich über meine mühevolle Arbeit lustig machen wollen ...«
»Beruhigen Sie sich! Beruhigen Sie sich!« fuhr Clau- dia dazwischen. »Peter, das war taktlos! Es ist ein An- fang, ein Anhaltspunkt, immerhin. Und wahrscheinlich
kommt noch etwas, nicht wahr? Ich meine, Sie haben sich doch bestimmt nicht der Gefahr ausgesetzt, zusam- mengeschlagen zu werden, nur um uns das zu sagen.«
»Verdammt richtig«, brummte Bernie. Er leerte sein
Glas mit einem Zug und hielt es ausgestreckt hin, in der Hoffnung auf einen Nachschlag. Als Ellen die leere Fla- sche hervorholte, seufzte er und fand sich damit ab. »Ja, es kommt noch mehr. Die Zuverlässigkeitsrate ist nied- rig, aber in Anbetracht der unzulänglichen Daten, die Sie mir gegeben haben, können Sie nicht mehr erwar- ten. Ich wünschte nur, ich könnte Ihnen vorführen, wel- che Stadien ich alle durchlaufen habe, damit Sie wüß- ten, wie sorgfältig ich gearbeitet habe, aber ... Nun, Sie sagten, Sie wollten es nirgends ausgedruckt haben, be-
vor es hieb- und stichfest ist. Deshalb bin ich gekom- men, um ihnen persönlich Bericht zu erstatten.«
»Wenn Sie dann mal mit dem eigentlichen Bericht an- fangen könnten ...«, schlug Peter vor.
»Oh, so was Bescheuertes! Was glauben Sie, was ich die ganze Zeit mache?« fauchte Bernie.
Mit gerunzelter Stirn gab Claudia ein warnendes Zei- chen. Peter gab klein bei. Sie hatte recht. Der arme Kerl litt wahrscheinlich nachträglich unter seinem Schock. Kein Wunder, daß er so lange brauchte, um sich ver- ständlich zu machen.
»Was sich ergab, ist nämlich«, fuhr der Hacker schließlich fort, »ein Punkt, an den Ihre üblichen Platt- fußspezialisten gar nicht gedacht hätten. In diesem Sta- dium, verstehen Sie, ging ich immer noch davon aus, daß es die Bullen sind, die
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