Kinder des Donners
Zeit, als sie vollkommen aus der Mode waren ... ich nehme an, wenn mich jemand gefragt hätte, hätte ich gesagt, er sei Türke, tatsächlich war er jedoch Armenier. Parker war nicht sein richtiger Name, aber ich habe vergessen, wie ... Nein, ich habe es nicht vergessen, denn jemand hat ihn später wieder mal erwähnt. Sein richtiger Name lautete Parikian! Mein Gott, jetzt kommt alles wieder, als ob es erst letzte Woche gewesen wäre, dabei kann
ich schwören, daß ich seit Jahren nicht mehr an den Mann gedacht habe.«
»Zum Punkt!« mahnte Bernie streng.
»Zum Punkt? O ja! Ich befürchte, ich mache mich nicht allzu klar verständlich, oder? Nun ja, wißt ihr, als die Partnerschaft zwischen Dr. Chinn und Dr. Wilkin- son zerbrach, ging das Gerücht, daß einer der Gründe die Tatsache gewesen sei, daß Dr. Wilkinson diesem Mann gestattet hatte, mehr als zehnmal zu spenden. Man erzählte sich, daß Louis ständig pleite war, obwohl
er immer sehr gut angezogen war, oder vielleicht gerade deshalb, und angeblich hatte er Dr. Wilkinson mit sei- nem Charme dazu gebracht, häufiger als die offiziell ge- nehmigte Anzahl von zehnmal zu zeugen, pro Mal für fünf Pfund oder möglicherweise mehr. Es wurden auch
Andeutungen darüber gemacht, daß die beiden ein Ver- hältnis miteinander hatten.«
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und machte ein selbstzufriedenes Gesicht. »So, jetzt wißt ihr es!«
»Ein Verdacht«, sagte Claudia nach einer Weile.
»Ja, aber ... du liebe Güte, paßt das nicht wunderbar? Bernie, du hast von einheitlichen physischen Merkma- len gesprochen, stimmt's? Bei den Kindern, meine ich.
Dunkle Haare?«
»Ja, und dunkle Haut, oder jedenfalls gelblich-olivfar- ben. Das hört sich alles ziemlich vielversprechend an.«
»Also, da haben wir es doch!« — triumphierend. »Be- greift ihr nicht, das das bedeutet? Wenn ich recht habe
mit meiner Annahme, dann läuft irgendwo ein Mann
herum, der der Vater all dieser Kinder sein könnte, die
so schreckliche Dinge tun, ohne dafür bestraft zu wer- den, und jetzt habe ich ihm einen Namen gegeben.«
Claudia erlaubte sich nüchtern zu sagen: »Peter, das versteht sich von selbst. Aber andererseits klammerst du dich vielleicht auch nur an einen Strohhalm, und vielleicht...«
»Ein Strohhalm ist besser als nichts, oder?« unter- brach sie Peter. Doch mit großer Anstrengung wurde er seines Ärgers Herr und fügte hinzu: »Tut mir leid. Sag, was du sagen wolltest!«
»Nun ... nun, was erwartest du eigentlich genau?«
»Du liebe Güte! Ist das nicht klar!«
»Peter. Hör auf!« Mit einem Satz war sie aufgesprun-
gen. »Nun gut, soviel will ich dir zugestehen — ich habe so gesprochen, als könnte es einen gemeinsamen Vater all dieser Kinder geben, über die ich meine Nachfor- schungen anstelle, und du glaubst, du hast den idealen
Kandidaten ausgemacht.
Und jetzt zwingst du mich, deine Schlußfolgerung stillschweigend nachzuvollziehen. Also zunächst ein- mal: Angenommen, deine Vermutung über Louis Parker trifft zu, was sollen wir tun, wenn wir ihn aufspüren? Sollen wir ihn zwingen, sich einem Gentest zu unterzie- hen? Sollen wir ihn darüber verhören, wie oft er Samen
gespendet hat? Wenn er es in der Chinn-Wilkinson-Kli- nik gemacht hat, dann hat er vermutlich keine Ahnung, wer die Empfängerinnen waren. Wir haben uns davon überzeugt, daß ihre Daten unzugänglich sind.«
»Natürlich, natürlich, aber...« Peter holte tief Luft. »Sieh doch, der Punkt ist...«
»Der Punkt«, warf Bernie unerwarteterweise ein, »ist der, daß dies die erste konkrete Information ist, die wir außer über den NPC bis jetzt bekommen konnten.«
»Genau!«
»Okay. Ich werde die Sache morgen früh weiter ver- folgen. Heute abend bin ich zu müde. Wie kann ich die-
sem Typen auf die Spur kommen? Können Sie mir sonst noch etwas über ihn sagen?«
»Er war irgendwie in der Computerbranche tätig«, sagte Peter zögernd. »Nach und nach fällt es mir wieder ein. Ich glaube sogar, daß er auf diese Weise Dr. Wilkin- son kennengelernt hat. Es war seine Firma, bei der sie
sich ein Angebot für die Umstellung der Klinik auf Computer einholte, und Dr. Chinn nahm eine so strikt ablehnende Haltung gegenüber dieser Idee ein, daß ...« Er brach ab.
»Daß jedermann vermutete, er habe nur den Ver- dacht, daß sie ihrem Geliebten einen Auftrag zukom- men lassen wollte?« Claudias Ton war unwirsch.
»Mehr oder weniger.«
»Ich verstehe. Nun, es gibt einen Schritt, den wir un-
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