Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
mir immer wieder eins aus- wischen. Also beschloß ich, mich aus der Richtung der medizinischen Statistik anzupirschen.«
    Mit einemmal beugten sich Peter und Claudia ge-
spannt in ihren Sesseln vor.
    »Ich suchte nach Kindern, die durch künstliche Be- fruchtung empfangen und während der in Frage kom- menden Zeit geboren wurden; die einheitlich die cha-
     
    rakteristischen Merkmale aufwiesen, wie Sie sie be- schrieben haben; die als Folge davon als Jugendliche vor Gericht standen. Und von da aus verfolgte ich die Spur
zurück, um zu sehen, ob es irgendeine Verbindung zwi- schen ihnen gibt, die darauf schließen ließe, aus welcher
Klinik sie stammen.
    Und es gab eine Verbindung. Darüber hinaus genügte die Beschreibung ihrer körperlichen Merkmale, wenn sie auch nur oberflächlich und wenig zuverlässig war, als Hinweis darauf, daß für sie alle ein und derselbe Sa- menspender in Frage kommt.«
    »Das ist ja phantastisch ...«, setzte Claudia an. Doch Bernie unterbrach sie mit erhobener Hand.
    »Die Sache hat nur einen Haken. Es gibt zu viele von
ihnen.«
    Nach längerer Pause sagte Claudia: »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Okay, okay! Ich werde deutlicher. Die Klinik, auf die die Indizien hinwiesen, ist die Chinn-Wilkinson-Klinik. Doch gehörte sie nicht zu den angesehensten von al- len?«
    »Unbedingt!«
    »Ist sie nicht eine von den Kliniken, deren Berufseh- rencodex später zu den Richtlinien wurde, die heute in- ternational anerkannt werden?«
    »Ich glaube, Dr. Chinn hat sie mit entworfen.«
    »In diesem Fall ist es so, wie ich sagte: Es gibt zu viele von den Kindern. Wenn sie alle von einem Spender ab- stammen, dann dürften es höchstens zehn sein. Doch wir wissen bereits jetzt von dieser Anzahl. Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß wir in diesem frü- hen Stadium schon alle ausfindig gemacht haben! Kön-
nen Sie sich das vorstellen?«
    Blaß geworden sagte Claudia: »Ich habe in den Verei- nigten Staaten ein laufendes Programm zurückgelassen, um das sich jetzt andere kümmern. Ich habe es in letzter Zeit nicht abgefragt, aber es ist so angelegt, daß ich ein .
    Zeichen bekommen müßte, wenn sich irgend etwas her- ausstellt. Also, vielleicht...«
    »Vielleicht haben Sie sie alle gefunden? Für mich hat das den Anschein eines Negativindizes. Was ist, wenn der Spender sich bei mehreren Kliniken verdingt hat? Ich kann mir vorstellen, daß die großzügige Bezahlung für einen Gratis-Prickel einen so was wie süchtig ma- chen kann ... Hallo!« Bernie beugte sich angespannt in seinem Sessel nach vorn. »Peter, fehlt Ihnen etwas?«
    Er hatte die Augen geschlossen und schwankte. Be- unruhigt ließ sich Ellen neben ihm auf die Knie fallen und griff nach seiner Hand.
    Aber er schob sie beiseite. »Nein. Mir geht es ganz gut«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Es ist nur so, daß
mir plötzlich aufgegangen ist, von wem wir sprechen!«
    Und mit plötzlich erwachter Kraft schlug er sich mit
der Faust in die andere Handfläche und blickte sich im Zimmer um, als hätte er es und die Menschen um ihn herum noch nie zuvor gesehen. »Ja, natürlich. Es ist der
Typ, an den ich versucht habe mich zu erinnern. Louis Parker!«
    Während einer langen, unangenehmen Weile herrschte Schweigen. Genau in dem Moment jedoch, als Claudia im Begriff war, etwas zu sagen, entspannte sich Peter
und stieß ein kurzes Lachen aus.
    »Tut mir leid. Aber ... na ja, ihr könnt euch doch erin- nern, daß ich neulich in der Redaktion des Comet den Anflug eines lichten Moments hatte? Etwas lag mir auf der Zunge und wollte nicht herauskommen?«
    Claudia nickte zaghaft.
    »Die Erinnerung an Dr. Grant war nur die Hälfte des-
sen, was ich im Kopf hatte. Bernie hat soeben den letz- ten Teil des Puzzles geliefert.«
    »Hab' ich das?« — der Hacker. »Was denn? Ich weiß nichts davon.«
    »Zu viele Kinder!« Jetzt überschlug sich Peters Stirn-
    me fast vor Aufregung. »Versteht ihr ... Nein, ich fange am besten von vorn an.«
    »Tu das!« empfahl ihm Claudia, und er holte tief Luft, bevor er fortfuhr.
    »Es war folgendermaßen: Die meisten Spender an der
Klinik waren Studenten der Medizin oder Zahnmedizin,
wie ich bereits erklärt habe. Doch es war einer darunter, der eine Ausnahme bildete. Zum einen war er älter als wir anderen — er mußte mindestens schon Mitte Dreißig sein —, und er war sehr unenglisch: groß, schlank, ele- gant, dunkelhaarig, mit einem olivfarbenen Teint und
einem gepflegten schwarzen Schnauzbart, zu einer

Weitere Kostenlose Bücher