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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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sich Harrys Meinung gefallen, und tatsächlich brachte er fast die Hälfte davon hinunter.
    Sehr erleichtert ging Harry nach unten, um selbst zu essen. Als er zurückkam, war David eingeschlummert,
doch Harry weckte ihn und hielt ihm ein Glas mit einer sirupartigen grünen Flüssigkeit darin hin.
    »Die Leute hier haben gesagt, daß es genau das ist, was du brauchst. Ein Schnaps mit dem Namen Centerba
- >tausend Kräuter<. Ich habe einen kleinen Schluck
probiert. Paß auf - er ist ziemlich stark. Aber er scheint zu helfen. Wenn er sonst nichts bewirkt, dann ver- schafft er dir wenigstens einen guten Schlaf.«
    Zu schwach und erschöpft, um Widerstand zu leisten,
schluckte David das Zeug wie bittere Medizin hinunter. Es explodierte in seinen Eingeweiden wie ein Feuerball, doch nach kurzer Zeit durchflutete ihn ein Gefühl von Wärme und Behaglichkeit. Er legte sich zurück und schloß die Augen. Harry, der gespannt auf dem anderen Bett gesessen hatte, lächelte und erhob sich.
    »Sieht so aus, als ob du okay wärst. Ich werde dein
Essentablett hinuntertragen. Falls du einschlafen soll-
test, bevor ich zurückkomme — angenehme Ruhe!«
    Und David schlief ein, doch zuvor kam ihm noch ein Gedanke in den Sinn und beherrschte seinen Geist:
    Mein lieber Schwan, was für eine Macht dieser GianMarco
hat! Nicht nur, daß er sich auf Anhieb eine Erklärung für un- seren Besuch hat einfallen lassen — auch noch eine solche Veränderung bei Harry zu bewirken!
    Gegen diesen GianMarco muß etwas unternommen wer- den ...
    Blackout.
    Die Gelegenheit, gegen GianMarco etwas zu unterneh- men, ergab sich zufällig gleich am nächsten Morgen. David, dem es nach neun Stunden Schlaf erheblich
    besser ging, frühstückte gerade mit Harry an der Bar — ausgezeichneten Kaffee und eher enttäuschendes Brot
und Marmelade —, als ein Polizeiauto herangefahren kam. In irgendeinem Zusammenhang war bei der gestri- gen Unterhaltung mit den Tessolaris erwähnt worden, daß sie freundschaftlichen Umgang mit dem örtlichen maresciallo pflegten, und Davids Magen krampfte sich vor Beunruhigung zusammen. Doch das erwies sich als unbe- gründet: Der Fahrer und sein Kollege bestellten lediglich Espressi und stellten sich an die Bar, um sie zu trinken.
    Harry, der immer noch unbeirrt von der Idee beses- sen war, Wein zu importieren (ein weiterer Beweis für
GianMarcos Macht!), legte voller Begeisterung dar, wie
er dabei vorgehen wollte. Der jüngere Polizist, der ihnen zugehört hatte und der einen Karabiner an einem Le- derriemen trug, kam zu ihnen herüber und erkundigte sich, ob sie Engländer oder Amerikaner seien und was sie in diese Gegend verschlagen habe. Wieder hatte Da- vid ein unbehagliches Gefühl, doch der Mann schien einf?ch nur neugierig zu sein und froh, sein Englisch anwenden zu können.
    Harry sagte mit einem Achselzucken: » Wir haben Si-
gnor Tessolari besucht. Wir hatten etwas Geschäftliches miteinander zu besprechen.«
    Bei der Erwähnung dieses Namens verdüsterte sich die Miene des Polizisten. Er sah sich um, um sich zu ver- gewissern, daß sein Vorgesetzter nicht zuhörte — was dieser nicht tat, da er in ein Schwätzchen mit der Frau des Besitzers vertieft war —, darauf beugte er sich vor und sagte mit gedämpfter und vertraulicher Stimme: »Trauen Sie ihm nicht, Sir. Er ist schlechter Mann. Er ist Mörder!«
    »Was?« Harry blinzelte vor Erstaunen.
    »Ja, Sir. Ich schwöre es! Er hat meinen Vater getötet
mit ein ... ein ...« Da ihm das Wort fehlte, berührte er seinen Karabiner, und David, der plötzlich ganz Ohr war, ergänzte: »Mit einem Gewehr.«
    »Gewehr, ja! Aber er ist reich und mächtig, und er war unser Bürgermeister. Er hat gelogen und gesagt, es
war einer der Männer, die leben auf sein Land, und hat ihm Geld gezahlt, damit er geht nach Norden und sich versteckt in eine große Stadt mit eine andere Name.«
    Wunder gibt es immer wieder!
    David ergriff die Gelegenheit beim Schopfe. Er spür- te, daß seine Begabung wieder normal funktionierte. Er hoffte wider einige Zweifel, daß er Zeit genug haben
würde, um sie voll und ganz ausnützen zu können; also beugte er sich vor und nahm die Hand des Polizisten.
    »Das ist ja entsetzlich! Wurde er denn nicht einge- sperrt? Nein? Aber das ist ein Skandal, daß solche Leute ungestraft davonkommen, während andere, die viel we- niger schwerwiegende Verbrechen begehen, ins Ge- fängnis gesteckt werden! Solche Schurken dürfen doch nicht frei herumlaufen — meinen Sie

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