Kinder des Donners
ße Tüte voller Lebensmittel nach Hause schleppte), summte Peter auf dem Heimweg vor sich hin. Wenig- stens waren die Fenster noch in Ordnung — in letzter
Zeit waren Gangs von Jugendlichen dazu übergegan- gen, die Scheiben von Häusern und Wohnungen einzu- werfen, wo >Farbige< wohnten —, und als er den Schlüs- sel ins Schloß steckte, ließ er sich leicht umdrehen, so daß also kein Superklebstoff hineingesprüht worden war.
Ellen, der er sein Nachhausekommen telefonisch an- gekündigt hatte, eilte ihm aus der Küche entgegen und gab ihm einen Kuß. Während sie ihm die Bürde seiner
Einkäufe abnahm, erkundigte er sich: »Gibt's was Neu- es?«
»Mm-hm.« Sie warf das lange schwarze Haar zurück. »Sie haben einen Ausschnitt aus deiner Pferdekrebs- Story heute in den Abendnachrichten gebracht. Ich hof-
fe nur, daß sich dadurch nicht irgendwer veranlaßt sieht nachzuforschen, wo du wohnst, um das mit dir zu ma-
chen, was man mit Bernie gemacht hat... Oh! Bei Ber- nie fällt mir ein, es gibt eine Nachricht von Claudia. Sie möchte, daß wir heute abend zu ihr kommen!«
Er hatte sich auf einen ruhigen Abend zu Hause ge- freut; sein Auftrag, der ihm zwar einiges an Geld einge-
bracht hatte, war andererseits sehr anstrengend gewesen.
»Aus einem besonderen Grund?« fragte er schließ- lich.
»Das wollte sie nicht sagen. Aber es hörte sich drin- gend an.«
»Hmm! Versuch mal, mich zu überzeugen!«
»Na ja, sie sagte, es hätte sich etwas Neues ergeben.«
Ellen nahm seine Hand in die ihre und setzte ihren sam- tigen Schmachtblick auf. »Geht es nicht? Ich würde ja allein gehen, aber ...«
Aber dunkelhäutige Menschen wie ich können sich nicht mehr allein auf Großbritanniens Straßen wagen.
Sie brauchte den Satz nicht zu Ende zu sprechen.
»Okay«, seufzte er. »Aber erst, nachdem ich mir einen Drink genehmigt und etwas Anständiges zu essen be- kommen habe ... Weißt du was? Ich werde direkt süch- tig nach indischer Küche. Ich habe die ganze Zeit, wäh- rend ich weg war, nichts anderes gegessen, abgesehen vom Frühstück.«
Sie strahlte ihn an. Als er eine Whiskeyflasche aus der Tüte zog, die er mitgebracht hatte, nahm sie sie ihm ab und sagte, er solle sich hinsetzen; dann brachte sie ihm einen Drink, der genau nach seinem Geschmack gemischt war.
Es war ein sonderbares Gefühl, wieder in seine alte Wohnung zu kommen ... Peter merkte, wie er Ellens Hand umklammerte, als sie von der Bushaltestelle aus zu Fuß weitergingen. Sie trafen viel später ein, als er Claudia am Telefon angekündigt hatte; der Bus war eine andere Strecke gefahren aufgrund einer gewalttätigen
Auseinandersetzung zwischen einer weißen Gang und einem pakistanischen Wachkommando, die die Polizei mit Tränengas beendet hatte.
Es sind noch mehr Straßenlaternen ausgefallen als zu der Zeit, als ich noch hier wohnte ... Mehr Fenster sind mit Bret-
tern vernagelt, und nicht mehr nur Geschäfte, sondern auch Wohnungen im Erdgeschoß sind betroffen ...Du liebe Zeit, wohin steuert dieses Land?
Auch waren sämtliche Symbole der Nachbarschafts- Garde verschwunden. Es sah so aus, als ob die Fenster, an denen sie angebracht gewesen waren, die ersten Zielscheiben gewesen wären.
Sie waren nicht mehr weit vom Hauseingang ent- fernt, als zwei junge Männer aus der Dunkelheit auf sie zukamen; sie trugen Thrower-Armbinden und Woll- mützen, die sie sich wie Masken über die Gesichter ge- zogen hatten. Während sie sie mit einer Taschenlampe blendeten, fragte der größere der beiden, was sie hier zu suchen hätten.
Als er spürte, wie sich Ellen hinter ihm klein machte, und ihm gleichzeitig einfiel, was mit Bernie geschehen
war, mußte Peter krampfhaft einen in seinem Magen aufsteigenden Kloß niederkämpfen und sich anstren- gen, um in einem angemessen ruppigen Ton zurückzu- klotzen.
»Ich habe hier mal gewohnt! Im obersten Stock. Ich will die Person besuchen, die meine alte Wohnung über- nommen hat!«
»Sieht mehr so aus, als suchtest du ein stilles Plätz-
chen, wo du dieses schwarze Flittchen vögeln kannst«, sagte der zweite Mann.
»Nenn meine Tochter nicht Flittchen!« fauchte Peter, bevor er sich bremsen konnte.
»Aha! Wieder so ein Niggerficker! Wir werden dir zei- gen, was wir von deiner Sorte halten! Okay, Ted?«
»Okay!« sagte der größere, knipste die Lampe aus und steckt sie in die Tasche.
O nein! Bitte laß dies alles nicht wahr sein!
Doch als Peter sich darauf vorbereitete, so gut er konnte Widerstand zu leisten,
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