Kinder des Donners
nicht auch?«
Noch zwei oder drei Minuten lang fuhr er in diesem einhämmernden Ton fort. Als der ältere Polizist seinen Untergebenen rief, um wieder zum Wagen zu gehen, war er vollkommen sicher, daß er im Kopf des jungen Mannes die Saat zum Handeln gelegt hatte. Als Harry sich erkundigte, was das alles zu bedeuten habe, wisch- te er die Sache mit einer Handbewegung beiseite und bat mit Erfolg darum, das Ganze nicht mehr zu erwäh- nen.
Das allermindeste, dachte er grimmig, was ich erreicht habe, ist, daß GianMarco sich gehörig den Kopf zerbrechen muß — was ihn wenigstens davon abhatten wird, in meinen Angelegenheiten herumzupfuschen, bis ich Zeit genug hatte,
mir meine Pläne zurechtzulegen. Und wenn ich mit einem ab-
gebrühten Typen wie Gui fertiggeworden bin, dann sollte ich das erst recht mit einem Jungen meines Alters schaffen!
Aufgrund eines Computerfehlers im Kontrollturm des Flughafens von Rom hatte ihre Maschine zehn Stunden Verspätung. Zornentbrannt versuchte Harry, eine Pri-
vatmaschine zu chartern, doch es gelang ihm nicht: alle außerplanmäßigen Flüge waren gestrichen, bis der
Computer repariert war. Er versuchte auf die Alitalia, die einzige Fluglinie, die Starterlaubnis bekam, auszu- weichen, doch sie war restlos ausgebucht. Außer sich vor Wut verlangte er von David zu wissen, warum er so tat, als ob ihn das alles nichts anginge. Doch der Junge lächelte nur.
Nach ihrer Heimkehr forderte David eine der Weinfla- schen für sich; nicht zum Trinken, sondern zum Analy- sieren. Unterdessen richtete er einen seiner Computer so ein, daß er alle Nachrichtenmeldungen aus Südita- lien aufzeichnete, mit dem Schlüsselwort Tessolari. Am nächsten Morgen trug seine Nachforschung Früchte.
Selbst seine spärlichen Sprachkenntnisse reichten aus, um die Meldung zu verstehen, daß Signor Renato Tes-
solari gemeinsam mit seiner Ehefrau Constanza, seinem Schwager Fabio Bonni, seinem Sohn GianMarco und ei- ner nicht namentlich genannten Person aus der Reihe der Dienstboten in einem Feuer, das in den frühen Mor- genstunden in ihrem Haus ausgebrochen war, umge- kommen waren.
Er ließ die Information ausdrucken, riß das Papier aus
dem Gerät und brachte es ins Eßzimmer, wo Harry, Ali- ce und die anderen Kinder sich gerade zum Frühstück versammelten.
»Das mit dem Weinimport kannst du vergessen«, knurrte er, während er sich auf seinen Stuhl fallen ließ
und sich mit Cornflakes bediente.
Harry las den Ausdruck voller Mißmut und fluchte leise vor sich hin.
»Mach dir keine Sorgen«, seufzte David. »Von wegen
>chemikalienfreier Wein wenn man dem Polizisten glauben kann, dann haben sie nur bekommen, was sie verdienten ... würdet ihr ver- fressene Schweine nicht immer Milch und Zucker an euch reißen! Alice, wo ist mein Tee?«
Doch während er ihn umrührte, zitterte er bei dem Gedanken, wie dicht sein Unternehmen am Rand einer
Katastrophe entlanggeschrammt war.
Hier ist der Sender TV-Plus. Wir bringen die Nachrichten.
Behauptungen, nach denen die katastrophale Überflutung der Norfolk Broads in der vergangenen Woche möglicherweise auf ein Absinken des Nordseebeckens infolge der Förderung riesiger Mengen von Öl und Gas zurückzuführen ist, wurden heute morgen von offizieller Seite als >unbegründet< zurückge- wiesen. Polizeikräfte wurden eingesetzt, um zu verhindern, daß sich Flüchtlinge in den Zug der Bauern einreihen, die das sogenannte >Dreckloch< East Anglia in Massen verlassen, nachdem dort nach schweren Regenfällen ein Meer aus Matsch entstanden ist. Mehr darüber in Kürze.
Eine Gruppe von selbsternannten >Throwers< hat heute ge- droht, TV-Plus zu schließen, wenn nötig mit Gewalt. General Thrower, der in seinem privaten Heim um eine Stellungnah- me dazu gebeten wurde, distanzierte sich von >derartigen vor-
eiligen Aktionet<, fügte jedoch hinzu, daß ein Verbot jeglicher >antipatriotischer< Berichterstattung seine volle Unterstüt- zung fände ...
Endlich kam Peter einen entscheidenden Schritt weiter, und das verdankte er Ellen. Die Enthüllung, daß ihre geliebten Katzen und Hunde in Massen im frühesten
Alter an Krebs starben, hatte die normalerweise feige und brave britische Öffentlichkeit aufgerüttelt, wie es nichts anderes vermocht hätte. Als ihm der Beweis ge-
lang,
Weitere Kostenlose Bücher