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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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schoß Ellen hinter ihm vor und die Stufen zur Eingangstür des Hauses hinauf. Es war in acht Wohnungen unterteilt, und für jede gab es eine Klingel mit Sprechanlage. Sie legte die Hand auf alle Knöpfe gleichzeitig und hielt sie gedrückt.
    »He, was macht die miese Niggerfotze da!« schrie der
kleinere Jugendliche.
    Überrascht und unglaublich erleichtert wegen ihrer Geistesgegenwart, rief Peter ihr zu: »Sag ihnen, sie sol-
len die Polizei rufen!«
    »Ach Scheiße!« brummte Ted. »Na gut, ich denke, wir hauen besser ab. Aber« — mit einem letzten Aufflak- kern von Trotz — »wenn wir dich je wieder erwischen, dann kriegst du unseren Stempel verpaßt, einverstan- den?«
    Und weg waren sie.
    Nachdem sie den anderen Mietern den Sachverhalt er- klärt und sich entschuldigt hatten — die Leute erinner-
ten sich an ihn und waren bereit, ihm zu glauben, wenn
auch einige derer, die in die Eingangshalle oder auf die Treppe gerannt waren, Ellen verstohlen mit mißbilligen-
den Blicken musterten —, war es ihnen endlich möglich, zu der Wohnung, die jetzt Claudias war, hinaufzustei- gen. Blaß, offensichtlich noch immer geschwächt, doch auf dem Weg der Besserung, bot sie ihnen sofort Platz an. Sie trank einen Gibson aus einem chrombeschichte- ten Cocktail Schwenker, der in einen Schleier von Kon- denswasser gekleidet war, und bestand darauf, ihnen
beiden ebenfalls das gleiche einzuschenken.
    »Soll ich?« fragte Ellen aufgeregt.
    »Ich glaube nicht, daß einer dir schaden wird«, ant-
wortete Peter. »Claudia, weißt du, daß ich ein Genie als Tochter habe? Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so schnell und so pfiffig reagiert.« Und er berichtete in al- ler Ausführlichkeit, wie Ellen ihrer beider Haut gerettet hatte, während diese nervös an ihrem Drink nippte — ein einziges Mal — und dann ihre Zwiebel aß, indem sie Schicht um Schicht von dem Stäbchen abknabberte und sich dabei umsah.
    Als Peter geendet hatte, sagte sie, als wollte sie weite-
rer Lobhudelei vorbeugen: »Hier hättest du mich nicht unterbringen können.«
    Im Moment etwas verwirrt, da sie dachte, Ellen habe sie angesprochen, sagte Claudia: »Brauchst du einen Platz, wo du eine Zeitlang bleiben kannst? Ich kann leicht...«
    »Nein, nein! Ich meine, wenn mich die Polizei bei Dad abgeliefert hätte, als er noch hier wohnte; das wäre zu eng gewesen.«
    »Das hätten wir schon irgendwie geschafft«, sagte Peter. »Während meiner Reise, von der ich gerade zu- rückgekommen bin, habe ich Menschen gesehen, die dichter zusammengedrängt leben als zu zweit in drei
    Zimmern. Wißt ihr, daß es in England Häuser gibt, die buchstäblich zusammenfallen, weil sich die Besitzer kei- ne Reparaturen leisten können? In manchen Straßen findet man ganze Familien, die gezwungen sind, in ei- nem einzigen Raum im Erdgeschoß zu leben, weil der
Rest des Hauses unbewohnbar geworden ist. Ich hätte dich schon irgendwie reingequetscht, keine Bange!«
    Ellen nahm seine Hand und schenkte ihm ein strah- lendes Lächeln.
    Nach einer kurzen Pause sagte Claudia nüchtern. »Ich muß zugeben, junge Dame, es hätte mich überrascht,
wenn du in einer Gegend hättest bleiben wollen, in der du so unfreundlich empfangen worden bist. Übrigens, ich glaube, ich weiß, wer die Schlägertypen waren, die euch bedroht haben. Allerdings wundert es mich, daß die Erwähnung der Polizei sie in die Flucht geschlagen hat. Sie hatten das mit euch vor, was der Abschaum hier im allgemeinen tut, wenn er einem gemischtrassigen Paar begegnet.«
    »Haben sich die Zustände so sehr verschlimmert, seit
ich weggezogen bin?« fragte Peter. »Oder liegt es ein- fach daran, daß ich damals, als ich noch hier wohnte, diese Art von Aufmerksamkeit nicht auf mich gezogen habe?«
    »Ich habe den Verdacht, das letztere ist der Fall«, seufzte Claudia. »Aber für diesmal ist es gutgegangen, und ihr seid beide in Ordnung; wenn ihr geht, ruft ihr euch besser ein Taxi und wartet, bis es vor der Tür steht... wollt ihr eigentlich überhaupt nicht wissen, warum ich um euren Besuch gebeten habe?«
    Der starke Drink hatte Peters Nerven etwas beruhigt. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und bedeutete ihr, loszulegen.
    »Bernie hat etwas Neues herausgefunden!«
    »Aber er hat doch gesagt, er macht nicht mehr wei- ter!«
    »Er hat es sich anders überlegt. Er hat mich nach mei-
    ner Entlassung aus dem Krankenhaus besucht — mit ei- nem Blumengebinde, das ihn ein Vermögen gekostet haben muß —, und

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