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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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sich im stillen sowieso, wie sie es über- haupt zum Laufen gebracht hatte.
    Aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul... Wenn selbst die königlichen Rennpferde an Krebs starben, wie lang würde es dann noch dauern, bis die Men-
schen vergessen hätten, wie Pferde aussehen?
    Langsam erstarb die Unterhaltung. Um zehn sollte noch mal eine Nachrichtensendung kommen, und da morgen Samstag war und Ellen nicht zur Schule mußte, war Peter bereit, ihr zu erlauben, noch so lange aufzu-
bleiben, doch ein paar Minuten vor zehn erhob sie sich betrübt und verkündete, daß sie Schlafengehen wolle.
    Vielleicht, so murmelte sie, arbeite das Programm nicht richtig. Nachdem Louis Parkers Aufenthaltsort bereits schon vor längerer Zeit auf einen bestimmten Bezirk eingegrenzt worden war, hätte es längst genauere Daten
liefern müssen.
    Claudia sprach den Verdacht aus, der sie alle beschli- chen hatte.
    »Sofern nicht er selbst oder jemand, der ihn deckt, seine Spur verwischt hat. Schließlich hatte Bernie auch
kein Glück, nicht wahr? Und du hast uns ja erzählt, Pe- ter, daß dieser Parker Computerspezialist war.«
    »Ich würde ihn nicht direkt für einen Spezialisten hal- ten«, brummte er. »Aber es stimmt, er arbeitete für eine Computerfirma.«
    »Nun ja, es war ein tapferer Versuch«, tröstete Clau-
dia Ellen und nahm sie noch mal in die Arme, um sich von ihr für die Nacht zu verabschieden. Nachdem sie ihrem Vater einen Gutenachtkuß gegeben hatte, ging Ellen niedergeschlagen in ihr Zimmer.
    Von wo in der nächsten Sekunde das Prasseln des Druckers zu ihnen herüberdrang.
    »Ich hab's!« schrie sie. »Das bescheuerte Ding hat bloß nicht gepiepst! Kommt und seht euch das an!«
    Peter und Claudia warfen sich ungläubige Blicke zu und eilten ihr nach.
    »Da!« sagte sie stolz und streckte ihnen ein Blatt Pa-
pier entgegen. »Es hat funktioniert! Es muß einen Weg zu einer Telefonleitung gefunden haben, über die der Name Louis Parker ausgesprochen worden ist, und dann scheint es eine Ewigkeit gebraucht zu haben, bis es die richtige Adresse ausfindig gemacht hat. Aber es
hat es geschafft.« Sie zitterte förmlich vor Aufregung über ihren Erfolg.
    Peter nahm das Papier und las die Adresse. »Das ist
höchstens eine Meile von Sandhurst entfernt«, murmel- te er.
    »Peter...« Claudia holte tief Luft. »Ich glaube, ich
    weiß, was in deinem Kopf vorgeht. Du hattest so etwas schon vermutet.
    Louis Parker hat herausgefunden, daß die Kinder, die er gezeugt hat, mit einer besonderen Gabe ausgestattet sind — einer übernatürlichen Überredungskraft. Er be- schloß, sich ihre Macht zunutze zu machen. Er hat einen ganzen Stall voll solcher Kinder selbst herangezogen, ihnen bedingungslosen Gehorsam beigebracht, und plant jetzt — was? Plant, General Thrower bis zur Zah- lung eines Lösegelds gefangenzuhalten, herrje?«
    »Du hast diesen Gedanken als erste aufgebracht«,
entgegnete Peter mißmutig.
    »Nichts dergleichen habe ich getan! Ich neige nicht zu solchen intuitiven Hochsprüngen! Vergiß mal die Sache
mit Throwers Verschwinden. Die Tatsache, daß Parker offenbar in seiner Nachbarschaft wohnt, steht nicht not- wendigerweise im Zusammenhang mit dem, was ge-
stern abend nach seiner Versammlung geschehen ist. Die Kinder können von überall her gekommen sein,
zum Beispiel von einer Privatschule der Gegend. Je mehr ich über Jakes und deine Theorien nachdenke, de- sto weniger kann ich sie ernst nehmen.«
    »Meine Theorien? Du legst mir doch die Worte in den Mund! Ich ...«
    Plötzlich merkte er, daß sich Ellen mit gesenktem Kopf abwandte.
    »Mein Schatz, was ist los?«
    Mit einem unterdrückten Schluchzen murmelte sie: »Ich dachte, ihr würdet euch freuen. Es hat viel Zeit ge- kostet und viel aufreibende Arbeit, und wahrscheinlich habe ich mich dadurch strafbar gemacht... ich dachte, ihr würdet euch freuen.«
    »Natürlich freuen wir uns!«
    »Ihr hört euch aber verdammt nicht so an!« brauste sie auf. Dann wandte sie hastig den Kopf ab, um zu ver- bergen, daß ihre Wangen naß waren.
    Als er ihre Tränen sah, durchzuckte Peter ein über-
    mächtiges Schuldgefühl. Claudias Gesichtsausdruck nach zu urteilen empfand sie das gleiche. Indem er, so
gut er konnte, nach den passenden Worten suchte, sag- te er: »Mein Schatz! Es tut mir leid! Aber wir sind beide sehr müde, und ... und überhaupt, was können wir denn jetzt gleich unternehmen?«
    »Nicht viel«, seufzte sie. »Wir können aber morgen früh hingehen,

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