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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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der Ölblase. Zum ersten Mal seit Menschengedenken weist
    Kalifornien einen effektiven jährlichen Bevölkerungsrückgang auf...
    Das hatte er am Telefon von Goldfarb erfahren, den er in der vergangenen Woche angerufen hatte. Er hatte
nichts davon in den Zeitungen gelesen und auch nichts durch die Bildschirmdienste erfahren, an die er mit sei- nem Computer angeschlossen war.
    Wohin waren sie verschwunden? Sie konnten doch wohl nicht gestorben sein!
    Als ob sie seine Stimmung spürte, legte Crystal eine Hand auf seine und lächelte.
    »Du machst dir Sorgen, nicht wahr? Warum?«
    Er fühlte sich gezwungen zu antworten, auch wenn er es nicht wollte.
    »Nun, einmal deshalb, weil David normalerweise bei diesen Fahrten dabei ist und ich nicht weiß, warum er diesmal nicht mitkommen wollte.«
    Sie, in beruhigendem Ton: »Etwas anderes ist dazwi- schengekommen — etwas sehr Wichtiges. Doch bis jetzt war er noch nicht ganz davon überzeugt gewesen, daß
er den Job an jemanden delegieren könnte. Ich fühle mich geschmeichelt, daß er mir zutraut, diesen hier zu erledigen ... Wie dem auch sei, es ist bis jetzt die am unergiebigsten erscheinende Spur von allen.«
    »Spur?«
    »Zu ... noch jemandem von uns«, antwortete Crystal geheimnisvoll.
    »Ja, genau das macht mir Sorgen.« Harry brachte den
Wagen zum Halten. »Wie wählt er sie aus — unsere Neuzugänge?«
    »Mit Hilfe seiner Computer, wie sonst? Mit den glei- chen, die diese Karte ausgearbeitet haben.« Es war ein vierfarbiger Ausdruck, der die gesamte Stadt einschließ-
lich der einzelnen Hausnummern zeigte. Sie beugte sich trotz des straffen Sicherheitsgurtes zu ihm hinüber und breitete sie vor ihm auf dem Lenkrad aus; dann legte sie ihm den Arm um den Hals, so daß sie dicht neben sei-
    ner Wange sprach — so dicht, daß er ihren Atem auf sei- ner Haut spürte. »Die Hallams wohnen dort, wo du den roten Stern siehst. Wir müssen die zweite rechts abbie- gen, die dritte links und die erste wieder rechts. Okay?«
    »Okay!«
    Sie streichelte ihn zärtlich und nahm ihren Platz wie-
der ein. Danach vergaß er alle Zweifel, die ihn gepeinigt hatten.
    Pepita Hallam blickte sich nervös um, während sie ihre
Einkaufstasche auf Rädern hinter sich herzog zum Ein-
gang des Hochhausblocks, in dem sie wohnte. Es würde Scherereien geben, wenn Cynthia feststellte, wieviel weniger als sonst sie diesmal nach Hause gebracht hat- te: eine Stange Zigaretten anstatt zwei, keinen Wodka, kaum ausreichend Nahrungsmittel, damit sie das Wo- chenende überleben konnten ...
    Doch seit sie von den Detektiven eines Supermarktes
geschnappt worden war, seit sie tatsächlich vor Gericht
gekommen war — auch wenn sie natürlich für nicht
schuldig befunden wurde —, war sie schrecklich unsi-
cher hinsichtlich ihrer Begabung geworden. Sie hatte immer Lücken gehabt, naturgemäß, und sie hatte sich darauf eingestellt. Was sie nicht ins Kalkül gezogen hat- te, war der Umstand, daß Menschen außerhalb ihres Einflußbereiches — plus, unvermeidbarerweise, deren Computer — in der Lage waren, ihr Treiben zu durch- schauen und zuzuschlagen.
    Ich muß unbedingt weg von hier. Warum soll ich meinen Kopf in die Schlinge halten, nur für meine übergeschnappte,
widerliche Mutter ?
    Das Geräusch eines Wagens veranlaßte sie anzuhal- ten und sich umzudrehen. In dieser Gegend waren Au-
tos überwiegend verlassene Wracks, entweder weil ihre Motoren wegen Ölmangels den Geist aufgegeben hat- ten oder weil ihre Besitzer die Straßenbenutzungslizenz oder die jährlich vorgeschriebene Verkehrssicherheits-
    prüfung nicht mehr bezahlen konnten, oder einfach aufgrund der Benzinpreise. Was immer die Ursache sein mochte, sie dienten vor allem als Unterschlupf für das
immer größer werdende Heer der obdachlosen Arbeits- losen.
    Aber in diesem Fall handelte es sich um einen Rolls- Royce.
    Und er hielt neben ihr an.
    Und ein Mädchen, etwa im gleichen Alter wie sie
selbst, sah sie zuerst an und stieg dann aus.
    Ein Mädchen, das ihr so ähnlich sah, daß es, wenn nicht ihre Schwester, doch zumindest ihre Cousine hätte sein können.
    Pepitas Mund war ausgetrocknet, ihre Glieder steif.
Sie konnte sie nur anstarren.
    »Du mußt Pepita sein«, sagte die Fremde mit absolu-
ter Selbstsicherheit. Hinter ihr lehnte sich ein Mann mit ernstem Gesicht herüber zur Beifahrertür und blickte
ebenfalls in ihre Richtung.
    Mühsam brachte sie heraus zu sagen, wer sie war. Sie hatte natürlich befürchtet, es wäre die Polizei,

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