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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Gough ihm erzählt hatten. Ihr dumpfer Gesichtsaus- druck wich beim Zuhören.
    »Herr im Himmel! Wir sollten uns vor allzugroßen Hoffnungen hüten, aber immerhin ist es ein bemer- kenswerter Zufall, findest du nicht? Ich kann zwar na- türlich nicht hier bleiben und die Sache weiter verfol- gen. Aber — also, erklär mir noch mal genau, was Jake eigentlich von uns will.«
    Er wiederholte die Ausführungen des Chefredakteurs und schloß mit der Bemerkung: »Ich dachte im beson- deren an deine Theorie in bezug auf die Steinzeit. Lei- der kann ich mich jedoch nicht mehr an die genauen Einzelheiten erinnern.«
    »Steinzeit? Ach ja, jetzt weiß ich, was du meinst. Mei- ne Vermutung, daß diese Art von Macht über andere
Menschen vielleicht gar nicht so neu ist.«
    »Ich glaube, du sagtest« — ein Stirnrunzeln bei der Anstrengung, sich zu erinnern — »Stonehenge könnte etwas damit zu tun haben.«
    »Mm-hm. Da es dazu eines gewaltigen gemeinsamen
Kräfteaufwands bedurfte, bevor es Könige oder Armeen gab, ganz zu schweigen von Polizeitruppen, und das in
einer Kultur, in der es nicht einmal eine Hierokratie der Art gab, die zum Bau der Pyramiden führte.«
    »Eine was?«
    »Eine herrschende Klasse von Priestern, die ihre Macht über die Menschen mittels der Religion ausüb- ten. Obwohl es keine offenkundigen Möglichkeiten gab,
    sie zu zwingen, arbeiteten Tausende von Leuten jahre-
lang daran, diese gigantischen Gebilde zu schaffen. Ir- gend jemand muß sie mit silberner Zunge — minde-
stens — dazu überredet haben.«
    »Das gibt genug her für einige Spekulationen«, sagte Peter voller Zufriedenheit. »Hast du soviel Zeit, um mir bei der Ausarbeitung eines Rohentwurfs zu helfen? Ich
werde dafür sorgen, daß du einen angemessenen Anteil vom Honorar bekommst.«
    Er stand auf und bewegte sich in Richtung Computer.
    »Kein Strom«, sagte sie.
    Er blinzelte verdutzt. Er hatte bemerkt, daß trotz des düsteren Tageslichts keine Lampe brannte, trotz der feuchten Kälte offenbar keine Heizung eingeschaltet war, hatte sich jedoch eine Bemerkung dazu verkniffen, da er angenommen hatte, daß sie aus Geldknappheit sparen würde.
    »Kein Strom!« wiederholte sie und stand mißmutig
auf. »Er setzte so gegen neun aus, als alle anderen Hausbewohner zur Arbeit weggegangen waren — oder um sich eine zu suchen. Tagsüber bin ich ganz allein hier im Haus, wußtest du das?«
    »Hast du die Stadtwerke angerufen?«
    »Man hat behauptet, es würde daran gearbeitet, den Ausfall zu beheben.«
    »Wenn das so ist, dann sollten wir wohl besser zu mir gehen. Jake hat mir einen großzügigen Spesenvorschuß gegeben, wir können uns also ein Taxi leisten,... Kannst du die Zeit opfern?«
    Sie war bereits im Flur und zog einen Mantel über. Sie drehte sich zu ihm um und sagte: »Wem soll ich was
vormachen? Mein bißchen Zeug kann ich in wenigen Stunden zusammenpacken. Ich muß die Qual ja nicht
unbedingt verlängern. Außerdem friere ich.«
    In stillschweigender Übereinkunft machten sie ihren Entwurf für die Story zur endgültigen Grabrede für
    Claudias ursprüngliches Projekt. Der schwierigste Teil
war natürlich, das ganze Material auf den vorgegebenen Umfang einzukürzen. Mehr als einmal setzten sie dazu an, einander anzukeifen, wenn Claudia darauf be- stand, daß ein bestimmter Punkt unverzichtbar sei, und Peter entgegnete, daß diesmal Jakes Beschränkung auf achthundert Worte unbedingt eingehalten werden müß-
te. Nachdem sie ihre Arbeit nur einmal unterbrochen hatten, um ein paar Sandwiches zuzubereiten und zu essen — sie bestanden aus altbackenem Brot und Käse, von dem sie zuerst den Schimmel abschaben muß- ten —, saßen sie immer noch darüber, als Ellen von der Schule nach Hause kam. Sie machte einen niederge- schlagenen Eindruck, weigerte sich aber zu sprechen und bestand darauf, daß sie mit ihrer Arbeit fortfahren
müßten; dann verschwand sie in ihrem Zimmer. Kurz darauf hörten sie das Piepsen ihres Computers.
    Schließlich erreichten sie einen Kompromiß, und als
Peter die Wortzahl abrief, belief sie sich auf genau 799. Er lehnte sich zurück, reckte sich und gähnte.
    »Genauer kann er es wirklich nicht verlangen«, knurrte er. »Und — stell dir vor, es ist noch nicht einmal sechs Uhr! Also, das muß nun wirklich einen guten Ein- druck auf Jake machen. Wirf mal den Modem an, ja?«
    Und wenige Augenblicke später war der Text unter- wegs.
    Er erhob sich, beugte sich vor und zurück, um die Steifheit aus seinen

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