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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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nicht lan- ge, da waren sie draußen, durch eine Markise gegen den
Regen geschützt. Aus einem grauen Rolls-Royce, der verbotenerweise am Straßenrand wartete, winkte eine Hand, und der Motor wurde angelassen.
    »Ich habe mich im goldrichtigen Moment abgesetzt, könnte man sagen«, antwortete Harry nach einer Weile. »Aber zur Gegenwart: was treibt dich hierher? — Ach ja, sag nichts! Laß mich raten. Ich habe einen Artikel von dir im Comet gesehen — ein abscheuliches Schmier- blatt, normalerweise werfe ich mein Geld nicht dafür hinaus, doch als sie mit dieser unglaublichen Schlagzei- le herauskamen ... Hat dich dein Chefredakteur herge- schickt, damit du die Sache weiterverfolgst?«
    »Nein, nicht direkt«, gab Peter zu. »Wir sind einer an- deren Sache auf der Spur ...«
    Ellen platzte unerwartet dazwischen. »Mr. Shay, ken- nen Sie irgend jemanden hier in der Gegend namens Louis Parker?«
    Er wiederholte den Namen und runzelte die Stirn. »Nein, ich glaube nicht. Wo wohnt er?«
    Bevor die Erwachsenen antworten konnten, zog sie
einen Zettel aus der Tasche ihrer Jeans.
    »Oh, ich weiß, wo das ist. Ich fahre zufällig sogar di-
rekt dorthin.« Der Rolls zog auf ihre Höhe vor, und ein strahlendes, hübsches Gesicht lächelte durch das Fen- ster auf der Fahrerseite. »Du erinnerst dich sicher an Alice. Alice, sieh nur, auf wen ich hier gestoßen bin! Sie sind unterwegs, um jemanden zu besuchen, der ganz in unserer Nähe wohnt — wir wollen sie im Wagen mit-
    nehmen! Wir können nicht zulassen, daß sie zu Fuß ge- hen, und an einem Tag wie heute werden sie niemals ein Taxi bekommen!«
    »Toll!« rief Ellen aus und klatschte in die Hände.
    Claudia murmelte etwas vor sich hin. Peter sah sie an.
    »Ich habe nicht verstanden?«
    »Ich sagte: Wenn sich all unsere Probleme so leicht lö- sen ... tausend Dank, Mr. Shay!«
    Die Fahrt in diesem luxuriösen Wagen war unendlich entspannend, wohl geborgen gegen Kälte und Feuchtig-
keit. Selbst die leeren Geschäfte mit halb abgerissenen Plakaten, die Gruppen von arbeitslosen Jugendlichen, die in ihren Eingängen zitterten, die Polizisten in gelben
Plastikregencapes, die verlassene Autos mit Ketten ver- sahen, um sie zum Schrottplatz abtransportieren zu las-
sen, konnten ihre plötzlich aufkommende gemeinsame optimistische Laune nicht vertreiben. Es war, als ob sie spürten, daß sie ihr Ziel fast erreicht hätten. Claudia versuchte sich auszudenken, was sie erwarten würde —
was sie zu diesem geheimnisvollen Louis Parker sagen würden, wenn sie ihm nun endlich gegenüberstünden —, doch eine Trägheit wie durch die Wirkung von gutem Marihuana durchflutete ihren Geist, und sie war zufrie- den, sich zu entspannen und den Dingen ihren Lauf zu lassen.
    Die Stadt wurde abgelöst durch Vororte, mit Straßen,
die von dürren, kahlen Bäumen gesäumt wurden. Die Blätter, die sie abgeworfen und um sich verstreut hat-
ten, waren regengetränkt und bewegten sich kaum im böigen Wind. Hier und da sahen sie hoffnungsvolle Ju- gendliche, die sie in Schubkarren sammelten; sie wür- den den Winter über Kompost daraus machen und das Ergebnis im nächsten Frühjahr verkaufen, um die Gär- ten der reichen Anwohner der Gegend zu düngen. Das gehörte zu einem der Beschäftigungsprogramme, die
    von der Regierung gefördert wurden. Natürlich ließ sich mit dem Verdienst nicht der Lebensunterhalt bestreiten,
aber die Betroffenen sollten dadurch von der schiefen Bahn abgehalten werden, und es besänftigte die Grü- nen in ihren Forderungen ...
    Plötzlich bogen sie von der Straße ab und folgten ei-
ner kurvenreichen Auffahrt. Mit einemmal war Peter
wieder voller Wachsamkeit. Angespannt sah er von ei- ner Seite zur anderen.
    »Dies ist die Adresse, die mir deine Tochter gezeigt hat«, sagte Harry in beruhigendem Ton.
    »Aber sollten wir einfach so dort hineinplatzen, ohne uns anzukündigen?«
    Es war offenkundig, was ihm Sorge bereitete. Wäh-
rend der letzten drei Meilen war jede Abzweigung zu einer Auffahrt mit Schildern versehen gewesen, auf de- nen vor Sicherheitspatrouillen gewarnt wurde. Die Stärke der Wachmannschaften war seit der Thrower- Entführung doch bestimmt verdoppelt worden?
    »Hab keine Angst, Dad«, sagte Ellen und legte eine Hand auf seine. Und wunderbarerweise hatte er auch keine.
    Der Wagen hielt vor einem großen viktorianischen Haus an: nicht gerade ein herrschaftlicher Landsitz, aber im- merhin eine beachtliche Villa. Peter stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Er hat

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