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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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sich nicht überge- ben zu müssen.
    »Aber. ..«
    Peter brachte immerhin dieses eine Wort heraus, trotz seines heftigen Schwindelgefühls.
    »Sie möchten wissen, wieso wir so sicher sein konn- ten?« murmelte David. »Nun, die Daten standen uns zur Verfügung ... Aber um ganz sicher zu gehen, haben wir unsere Berechnungen von jemandem überprüfen lassen, den Sie kennen.«
    Bis dahin unbeachtet, trat eine Gestalt aus einer Ni- sche hervor — ungepflegt, schäbig gekleidet....
    »Bernie!« platzte Peter heraus.
    »Ich konnte nicht anders«, murmelte der Hacker, während er die Augen in alle Richtungen verdrehte, nur
nicht dahin, wo die geschundene Gestalt auf dem Tisch lag. Und dann, mit einem Anflug von Trotz: »Ich finde, es geschieht ihm verdammt recht, trotz allem!«
    »Nun hat er einen Geschmack der Medizin, die er an- deren verschreiben wollte«, bestätigte David. »Übri- gens, er wird überleben. Lang genug, damit er im Fern- sehen gezeigt werden kann, damit man seine Beschrei- bung der Qualen, die er erlitten hat, hören kann, damit er sich mit der Begründung der Unwissenheit entschul- digen kann ... Natürlich, wie die alte Regel lautet, Un-
    wissenheit schützt vor Strafe nicht — zu behaupten, man habe nicht gewußt, daß etwas gegen das Gesetz verstößt, dient nicht der Verteidigung. Wir vertrauen darauf, daß du das für uns organisierst — Dad!«
    Harry, der an der Tür zurückgeblieben war, sagte un- sicher: »Nun ja, ich werde tun, was ich kann. Natürlich. Aber...«
    Die Kinder brachen plötzlich in Gelächter aus, mit
Ausnahme von David, obwohl es ihn sichtlich Mühe ko- stete, sich zu beherrschen. Seine Stimme hatte dennoch
eine belustigte Klangnuance, als er sagte: »Nein, Harry, nicht du. Auch nicht Louis Parker, obwohl, das muß ich zugeben, auch ich lange Zeit ihn für die Person hielt, nach der wir suchten. Falls es jemanden interessiert, er hatte kein Verhältnis mit dieser Dr. Soundso. Sie war
vielleicht eine Art Tuntenbraut, wie man das damals nannte, denn er war homosexuell. Wir haben seine Spur bis zu einer Villa in Malaga verfolgt. Er hat ein Vermögen damit verdient, daß er Amylin-Nitrit an eine Schwulengemeinschaft in London verscherbelte; so viel, daß er sich zur Ruhe setzen konnte, bevor er vierzig war. Bleibt also nur noch ...« Und er hob eine Augen- braue.
    »O mein Gott!« jammerte Peter mit schwacher Stim- me und ballte die Hände zu Fäusten.
    David blickte ihn unverwandt an. Ebenso die anderen Kinder. Und ebenso — und das war das schlimmste — Ellen.
    »Ich glaube, endlich hat es bei dir gefunkt«, murmelte David.
    Doch anstatt zu antworten, stöhnte Peter auf.
    »Komm jetzt«, sagte David liebevoll und nahm seinen Arm. »Wir wollen uns in ein anderes Zimmer begeben und uns ein bißchen zusammensetzen; Alice wird dir
etwas zu trinken bringen, und wir können alle mitein- ander darüber reden. Dann wirst du es verstehen.«
    Ich begreife nicht, ich begreife nicht...
    Langsam fand Peter seine Fassung wieder. Er befand
sich in einem Salon, groß, geschmackvoll möbliert mit Sesseln und zierlichen Couches, die mit geblümtem Chintz bezogen waren, die Fenster halb verdeckt durch
passende Vorhänge, die im oberen Teil zugezogen wa-
ren und im unteren durch geflochtene Kordeln ausein-
andergehalten wurden. Es ging auf Mittag zu, doch das Licht draußen war grau und trübe.
    Und doch fühle ich mich nicht so schrecklich, wie ich es ei- gentlich sollte.
    Und das konnte nicht nur an der Tatsache liegen, daß der Sessel, der ihm angeboten worden war, so gemüt- lich war, nicht einmal daran, daß das Glas Brandy eine so angenehm wärmende Wirkung hatte ... ein traditio- nelles Stärkungsmittel, das Alice ihm gegeben hatte und dessen Duft seinem kräftigen Geschmack voraus- ging. Er blickte zu Claudia hinüber. Sie war kreidebleich und zitterte.
    So sollte ich auch reagieren. Ich habe soeben ein menschli- ches Wesen gesehen, das reduziert war auf etwas Schlimmeres als ... Ich weiß nicht, was noch schlimmer sein könnte. Gibt es irgend etwas Schlimmeres? Außer vielleicht, wenn Maden
sich an deinem Fleisch gütlich tun ?
    Und dann die ungewünschte Weiterführung des Ge- dankens: Wenn jemand diese Bomben zündet, werden die Opfer zur Nahrung für Maden, nicht wahr, lange bevor sie tot
sind.
    All das, das seinem Willen widerstrebte, schien weit entfernt und wie hinter einem Schleier.
    Es ist so, als ob seit dem Moment, da ich die Schwelle dieses Hauses überschritten habe,

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