Kinder des Donners
Es bestand also noch Hoffnung!
Es war jedoch eine schwache Hoffnung, und sie wur- de immer schwächer...
David sagte: »Die Verantwortlichen werden zur Re- chenschaft gezogen werden. Das ist ein Versprechen, Tracy. Und es wird keine weiteren Narben mehr geben!«
»Abgesehen von denen, die die wiederlichen alten
Knacker an Stellen hinterlassen haben, wo sie niemand sieht!«
Die anderen Kinder, sogar David, nickten in bedin-
gungsloser Übereinstimmung. Peter konnte ihre Augen nicht mehr sehen, so dunkel war es in dem Raum ge- worden, während der Regen gegen die Fenster peitsch- te, doch er wußte, daß sie starr auf ihn gerichtet waren — und auf Claudia — und auf Harry — und auf Ali- ce ...? Nein, von Alice keine Spur. Offenbar war sie aus dem Zimmer gegangen, zweifellos, um das Essen vor- zubereiten, dessen Erwähnung Claudia so sehr belu- stigt hatte.
»Wie dem auch sei«, versprach David mit heiserer
Stimme, »sie werden zur Rechenschaft gezogen werden.
Wenn das nicht geschieht, werden wir nicht überleben!«
Bevor Peter Zeit hatte, sich mehr als beiläufig Sorgen über diese hintergründige, Bemerkung zu machen, sprach David weiter.
»Als nächstes spürte ich Mary auf, die immer noch von zwiespältigen Gefühlen beherrscht wird, was ihr Tun betrifft — sie hatte ihren Vater ins Gefängnis gebracht.
Nach und nach schließt sie sich jedoch der allgemeinen Auffassung darüber an.«
»Und die ist...?« wollte Claudia wissen. Peter benei- dete sie um ihre verhältnismäßig gefaßte Haltung, die sie ohne die Unterstützung durch Ellens Streichelein-
heiten, die sie seinem Nacken angedeihen ließ, erlangt
hatte.
»Wir können uns den Luxus, der üblicherweise Ge- wissen genannt wird, nicht leisten. Der Feind, mit dem
wir es zu tun haben, besitzt keines, deshalb sind wir ge- zwungen, streng rational vorzugehen. Grausam, wenn man so will. Menschen mit guten Absichten, tolerante, liberale Menschen — welcher Bezeichnung immer man den Vorzug geben mag — befanden sich von jeher im Nachteil und mußten kuschen. Diejenigen an der Macht, die um jeden Preis an der Macht bleiben wollen, haben stets einen letzten Trumpf. Wenn alle Stricke rei- ßen, sind sie bereit zu töten. Das ist den Pazifisten ver- wehrt. Mary, wolltest du noch etwas dazu sagen?«
Das Mädchen nickte. »Dad hat es sich selbst zuzu-
schreiben. So dachte ich anfangs; dann war ich auf ein-
mal nicht mehr so sicher; dann erkannte ich, daß ich an- fangs doch recht gehabt hatte. Vielleicht war es eine brutale Gerechtigkeit, aber es war Gerechtigkeit. Dieser
widerliche, scheinheilige Heuchler!«
»Damit kommen wir zu Pepita«, fuhr David fort. »Unser neuester Zugang. Tochter, wie bereits erwähnt,
von Cynthia Hallam, die dir nur als Sindy bekannt war, deren Ehemann sofort wußte, daß ihr Kind nicht von ihm sein konnte ... auch er ein Heuchler — und sie hin-
auswarf. Sie wurde Alkoholikerin. Es ist eine sehr kran-
ke Gesellschaft, in die du uns hineingeworfen hast, was?«
Peter ging nicht auf den Vorwurf ein. In seinem bene- belten Geist versuchte er, ein verzwicktes Problem zu lösen, das ihm soeben aufgegangen war.
Wenn Pepita der neueste Zugang ist ... ich dachte, das wäre Ellen! Sie kann doch noch nie zuvor hier ge- wesen sein! Heißt das, daß sie nicht eigentlich eine ... eine von ihnen ist? Wenn sie es jedoch ist, dann würde das tausend Dinge erklären, bis hin zu und einschließ- lich der Sache mit Claudia und mir vergangene Nacht...
»Er fragt sich, warum du mich bis jetzt noch nicht er- wähnt hast«, sagte Ellen.
Herrje! Vielleicht kann sie wirklich meine Gedanken lesen!
»Dafür gibt es einen Grund«, sagte David mit einem
leichten Lächeln. »All die anderen habe ich gefunden.
Ellen ist die einzige, die ihrerseits mich gefunden hat.
Obwohl wir uns vor dem heutigen Tag noch nie von Angesicht zu Angesicht begegnet sind. Ist die Bild- schirmpost nicht eine wundervolle Einrichtung?«
Peter setzte sich mit einem Ruck in seinen Sessel nach vorn und wandte den Kopf, um Ellen vorwurfsvoll an- zusehen.
»Bedeutet das, du wußtest, daß die hier« — er mußte die Worte mit großer Anstrengung herauspressen; seine
eigene Stimme, die sie bildete, hallte in ihm wider — »alle meine Kinder sind? Was sollte dann dieses ganze Theater um Louis Parker? Warum hast du mir nicht die Wahrheit gesagt? Wenn du ...«
»Wenn ich sie dir gesagt hätte«, unterbrach sie ihn, »dann hättest du uns zu einer Zeitungsstory oder einem
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