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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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habt?«
    David zuckte die Achseln. »So was wird nicht allzuoft nötig sein — obwohl es dafür, daß es der erste Versuch war, ganz gut gelaufen ist, was?«
    »Aber...«
    Plötzlich wurde der Ton des Jungen streng. »Erzähl uns jetzt nicht, wir hätten gnädiger sein sollen! Er hat sein ganzes Leben danach getrachtet, die Menschen die-
ser Art von Hölle auszusetzen. Er trat als Befehlshaben- der NATO-Beauftragter zurück, weil es ihm nicht paßte, daß seine wertvollen Atomspielzeuge abgeschafft wer- den sollten. Du weißt das. Wenn es ihm gestattet gewe- sen wäre weiterzumachen, dann wäre er aller Wahr- scheinlichkeit nach ein Diktator geworden, im Stil von Hitler. Ich habe das Szenario durchgespielt. Es hätte le- diglich eines fünfzigprozentigen Anwachsens der Zahl der Verbrechen, der Arbeitslosen und der Bankrotte be- durft. Und die Trends gehen in diese Richtung.«
    »Aber welche weiteren Aktionen plant ihr?« wimmer- te Peter. »Du sagtest etwas von Erlösung ...«
    »Ich bin froh, daß dir das nicht entgangen ist.« In Da- vids Ton schwang Ironie mit.
    »Ich sehe keine ...«
    Mit einem Satz sprang der Junge auf und ging quer durch den Raum, um durch eins der Fenster mit den halbaufgezogenen Vorhängen hinaus in den strömen- den Regen zu blicken.
    Er sprach über die Schulter. »Sagen Sie mir, Mr. Le- vin, wann haben Sie das letztemal eine Zeitung aufge- schlagen oder Nachrichten im Fernsehen verfolgt, ohne über politische Krisen, wirtschaftliche Zusammenbrü- che oder Umweltkatastrophen unterrichtet zu werden? Oder über einen Krieg, oder darüber, daß Menschen ihr Land und ihr Zuhause verloren?«
    »Nun ja, natürlich sind die Nachrichten ...«
    »Die Nachrichten sind schon seit viel zu langer Zeit zu schlecht!« David drehte sich blitzartig auf dem Ab- satz um und schlug sich mit der Faust in die andere Hand. »Wir werden etwas dagegen unternehmen! Nie-
mand sonst schafft es, also müssen wir es tun! Ich habe dir gesagt: wir haben die Macht, und wir sind ent- schlossen, sie einzusetzen! Es wird eine Weile dauern,
bis wir sie ganz bewußt und gezielt einsetzen können,
aber einige von uns sind schon ganz geschickt darin, so daß kein Zweifel daran besteht, daß es uns gelingen wird.«
    »Ihr Kinder ganz allein?« fragte Claudia ungläubig. »Gerade mal ein Dutzend Kinder wie ihr?«
    »Unterschätzen Sie uns nicht. Als Gruppe sind wir unwiderstehlich. Das haben wir bewiesen. General Thrower brauchte etwa fünf Minuten, um zu dem Schluß zu kommen, daß er nichts dringender wollte, und zwar sofort, als seine Leibwächter wegzuschicken und mit uns zu kommen.«
    Er zögerte, dann fügte er hinzu, wobei er sein leichtes
    Lächeln wieder aufsetzte: »Übrigens wird es nicht bei >gerade mal einem Dutzend< bleiben. Peter hat Sie letzte Nacht geschwängert.«
    »Was?« Claudia sprang auf. »Wie, in drei Teufels Na- men, kannst du das wissen?«
    »Ich habe jeweils das Datum festgehalten, wenn du
uns während deiner Periode besucht hast«, sagte Ellen
ungerührt. »Der Zeitpunkt war haargenau richtig. Und Peter hat zweimal mit dir geschlafen, ich habe es mitge- kriegt.«
    »Ich werde eine Abtreibung machen lassen. Oder mir >die Pille danach< besorgen!«
    »O nein, das werden Sie nicht«, sagte David. »Sie lie- ben Ihr Kind bereits. So sehr, wie Sie uns lieben. Denn es wird eins von uns sein.«
    Plötzlich verstärkte sich der Duft, der sich mit dem Geruch nach gebratenem Fleisch gleich bei ihrer An-
kunft in dem Haus gemischt hatte und den sie aufgrund
der starken Beanspruchung durch andere Dinge nicht mehr wahrgenommen hatten, zur doppelten Eindring- lichkeit. Peter fing wieder an zu zittern und mußte fest- stellen, daß er diesmal nicht aufhören konnte. Er zitterte und zitterte.
    »Ich ...« Claudia schloß die Augen, drückte die Hän- de gegen die Schläfen und taumelte. Einer der Jungen
half ihr, sich wieder hinzusetzen.
    »Hegst du immer noch irgendwelche Zweifel, Dad?« murmelte David. »Oh, vorhin habe ich dich wieder mit >Mr. Levin< angesprochen, nicht wahr? Nun, ich denke, das sollten wir jetzt vergessen, und auch die Bezeich- nung >Dad<. Denn schließlich wird die Hälfte von uns in Kürze einen sehr intimen Umgang mit dir pflegen.«
    Peters Geist war Alleen von Phantasiebildern entlang-
spaziert, an deren gegabelten Enden jeweils ein kleiner,
aber bedrohlicher Haufen von Kindern stand, seine Kin- der, die wie Wegelagerer darauf lauerten, die VIPs, die er und andere Reporter begleiteten, zu

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