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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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offiziellen Vaters war. Man hat mir etwas vorge-
logen. Ich glaube, es war die Erkenntnis, daß mich mei- ne Mutter angelogen hatte, die mich dazu gebracht hat, zu ... nun, das zu tun, was ich getan habe.«
    »Das«, ergänzte David, »und die Entdeckung, daß du die Macht besitzt!«
    »Scheiße, wir sind alle diesen Weg gegangen, oder
nicht?« seufzte Sheila und lehnte sich in die Dunkelheit zurück.
    »Ja«, sagte David. »Es ist eine Versuchung. Ein Glück, daß wir alle zueinandergefunden haben, bevor einer von uns sich in großem Ausmaß darin verwickelt hätte, hmm?«
    Es entstand eine Pause, als ob einige der Kinder noch immer nicht ganz überzeugt wären, doch schließlich er- klang gemurmelte Zustimmung. Peters Beurteilung der Dinge, die sich um ihn herum abspielten, veränderte sich ständig; er war nicht mehr sicher, daß alle Kinder unter Davids Einfluß standen, auch wenn das bei Harry
und Alice offensichtlich der Fall war. Es gab also viel- leicht eine gewisse Hoffnung auf ein Entkommen ...
    Bis jetzt war ihm nicht klar gewesen, daß ein Ent- kommen nötig war.
    »Als nächstes nahm ich Verbindung zu Terry auf«,
setzte David seine Erzählung fort. »Sein Name wird dir nichts sagen, so wenig wie die der anderen, aber wenn ich dir verrate, daß er eine hübsche kleine Erpresserban- de leitete, zusammen mit einer Handvoll älterer Jun- gen ...?«
    Ein unterdrücktes Kichern. Es wurde noch dunkler im
Zimmer, doch ein Blick auf seine Armbanduhr bestätig-
te Peter, daß nicht mehr Zeit verstrichen war, als er sei- nem Gefühl nach vermutet hatte. Der Regen wurde zwangsläufig noch stärker, da sich die Wolken verdich-
tet hatten — und das Klatschen der Tropfen gegen die
Fensterscheiben klang hart wie das Einschlagen von Ge- schossen. David hob die Stimme, um das Geräusch zu übertönen, und sagte: »Nun ja, was hätte man anderes
erwarten dürfen? Ein Kind, das in einer Familie von
treuen Regierungsanhängern heranwächst, dem einge- redet wird, daß es ein Betrug an Großbritannien als tra-
ditioneller Nation von Ladenbesitzern wäre, wenn man nicht sein Glück mit dem eigenen kleinen Geschäft an
    der Ecke machte ... Kein Wunder, daß ihr Sohn — Ent- schuldigung, ihr Junge — etwas vorzog, das üblicher- weise als krimineller Lebenswandel bezeichnet wird.«
    Terry bewegte sich. Bis jetzt hatte er sich ebenso reg- los wie schweigsam verhalten. Nun sagte er: »Manche
Leute nennen es Risikobereitschaft, privaten Unterneh- mergeist und so, weißt du.«
    Allgemeines Kichern wurde hörbar. Da er sich an je- den Strohhalm klammerte, dachte Peter: Na ja, wenig- stens haben sie Sinn für Humor.
    Seine Kenntnisse im medizinischen, biologischen und publizistischen Bereich untermauerten bereits seinen Verdacht, daß sich diese Kinder möglicherweise als Übermenschen erachteten ...
    »Die nächste von uns, die ich kennenlernte, war Tracy Coward, die den törichten Fehler beging, einer ihrer frü- heren Schulkameradinnen den Verlobungsring wegneh- men zu wollen, und ...«
    »Nein, sie war nicht die nächste!«
    Alle wandten den Kopf, um zu sehen, wer da mit so rauher, schroffer Stimme gesprochen hatte. Es war Ber- nie, erkühnt durch den Brandy. Er hatte Schwierigkei- ten, sich aus dem Sessel zu hieven, den man ihm zuge- wiesen hatte, als ob er gewaltig an Gewicht zugenom- men hätte.
    »Nein, sie war nicht die nächste!« blökte er noch ein- mal und versuchte, sein Glas auf einem Tisch in der Nä- he abzustellen. Eine Hand entriß es ihm, gerade noch
rechtzeitig, bevor es auf den Boden geknallt wäre.
    Während er mit großer Anstrengung um sein Gleich- gewicht rang, lallte er weiter.
    »Der nächste war der in Italien — der, dessen Mutter ihn unbedingt wollte, weil wenn sie nicht expresso bongo ein Kind gekriegt hätte, dann hätten sie und ihr ge-lieb- ter Bruder auf das Familienvermögen ihres Mannes ver- zichten müssen! Der, von dem sich herausstellte, daß er besser war als ihr alle zusammen! Der, der bei lebendi-
    gern Leibe verbrennen mußte, weil er sich als dein Riva- le entpuppt hätte!«
    Eiseskälte verbreitete sich im Raum, und sie hatte
nichts mit dem winterlichen Wetter draußen zu tun.
    Dann stand David auf. »Bernie«, sagte er leise, »du segelst gefährlich hart am Wind.«
    Ein Chor der Zustimmung hob an, während die Kin- der bedrohlich auf ihren Sesseln und Kissen hin und her rutschten.
    »Ich hatte die Absicht, die Geschichte von GianMarco zu gegebener Zeit zu erzählen. Du meinst,

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