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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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zufällig
begegnet sind, und Sie zum Sprechen zu bringen. Das einzige, was ich dabei habe, ist mein Taschenmerker, den ich immer mit mir herumtrage.« Er legte ihn auf den Tisch und fügte hinzu. »Und außerdem ein altmo- disches Notizbuch mit Spiralbindung sowie einige Ku- gelschreiber. Voilä!«
    »Ich verstehe. Sie sind genauso mit allen Wassern ge-
waschen, wie ich vermutet hatte.« Ein leicht wohlwol- lendes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Okay, las-
    sen Sie uns den formellen Teil hinter uns bringen, ein-
verstanden? Reißen Sie eine Seite aus dem Notizbuch heraus, und bestätigen Sie darauf, daß Sie nichts von
dem, was ich Ihnen anvertraue, insgesamt oder aus- zugsweise veröffentlichen werden, ohne daß Sie eine beglaubigte Genehmigung von mir dazu haben und über ein entsprechendes Honorar Einigung zwischen uns erzielt wurde, und fügen Sie noch hinzu, daß ich das Recht habe, die Genehmigung zu verweigern, egal, wieviel Sie mir bieten.«
    Dieses Vorgehen war allgemein üblich, besonders im Umgang mit Amerikanern. Peter war bereits dabei zu
schreiben. Als er die Seite herausriß und sie ihr reichte, nickte Claudia zunächst, doch dann runzelte sie die Stirn.
    »Was bedeutet das — das Material ist übertragbar auf andere ...?«
    Sie verwarf die Frage, bevor er Gelegenheit zu einer Erklärung hatte.
    »Ich verstehe. Ich verstehe. Sie glauben, daß Sie zu-
mindest in einigen Punkten, die mich betreffen, besser informiert sind als ich selbst. Das kann ich nicht bestrei- ten, obwohl ich es zu gern täte. Sehen Sie ...« Sie nippte zuerst noch mal an ihrem Wein, bevor sie fort- fuhr.
    »Wissen Sie, der einzige Grund, der mich überhaupt
veranlaßt, Ihnen etwas über meine Forschungsarbeit zu erzählen, ist der, daß ich hoffe, von Ihnen großzügig entschädigt zu werden — mit Informationen. Ihr ab-
scheuliches Land hier ist besessen von einer Geheim- niskrämerei! Wenn es möglich wäre, würde man hier auch vom Zeitpunkt des Sonnenaufgangs ein offizielles Geheimnis machen! Ich war in Kuba — ich war sogar in China, stellen Sie sich vor! —, und dort wurden mir Tür
und Tor bereitwilliger geöffnet als jemals in Großbritan- nien!«
    »Ich weiß«, murmelte Peter. »Wie wahrscheinlich je-
    der Journalist habe ich mir die Fingerknöchel an einigen dieser Türen wundgeklopft... Und andererseits schei- nen sich die offiziellen Stellen keine allzu großen Ge- wissensbisse zu machen, wenn sie die Privatsphäre ih- rer Bürger verletzen, nicht wahr?«
    »Nicht, solang sie selbst das machen. Wenn irgend je- mand anders jedoch ...«
    »Genau!« — in verbittertem Ton. »Uns ist nicht ein- mal gestattet, Fehler in unseren eigenen Computerdaten zu korrigieren. In meinen persönlichen Daten steckt mindestens ein rätselhafter Fehler — jemand hat mei- nen Namen benutzt, als er wegen Trunkenheit am Steu-
er festgenommen wurde —, doch als ich versuchte, et- was dagegen zu unternehmen, wurde mir Strafverfol- gung angedroht, denn ich durfte von der Existenz dieser
Daten offiziell gar nichts wissen!«
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen. Dann sagte Clau- dia, wobei sie in ihr Glas blickte, als ob es eine Kristall- kugel wäre: »Sie erinnern sich doch an das Thema mei- nes Buches?«
    »Selbstverständlich. Ich besitze immer noch das Ex- emplar, das Sie mir signiert haben.«
    »Ich glaube, ich habe mich geirrt.«
    Peter blinzelte sie an. Er wollte sie gerade fragen,
warum, als sie hastig weitersprach.
    »Es ist etwas aufgetreten, das nicht in die Theorie paßt, und ich habe Angst. Ich möchte mich noch nicht als große Warnerin aufspielen. Dazu fehlt mir sowieso der Mut. Einesteils, weil noch keine vollständigen Be- weise erbracht sind. Anderenteils, weil ich gewarnt worden bin, daß die finanziellen Mittel für meinen Stu- dienaufenthalt, falls ich eine bestimmte Grenze über- schreite, gestrichen würden. Und doch ...«
    Sie hob den Blick mit der eigenartigen künstlichen Iris und sah ihm eindringlich in die Augen.
    »Sie kennen ja die blöde alte Redewendung >eine Na- del im Heuhaufen suchen<. Als Kind fürchtete ich mich
    vor einem so hoffnungslosen Unterfangen. Und heute fürchte ich, wir sind kurz davor, barfuß über ein gan- zes Feld von Nadeln gehen zu müssen. Wenn das so ist ...«
    Während der vergangenen Minuten, als keiner von ihnen beiden die Geschehnisse ringsum wahrgenom- men hatte, hatte sich ein Musikantentrio auf einem Po-
dium in der entgegengesetzten Ecke des Restaurants
aufgebaut: ein

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