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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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mochte Tausende von Meilen von London ent-
fernt sein, doch noch vor einem oder zwei Tagen konnte er durch eine Handbewegung mit hundert Freunden dort Verbindung aufnehmen. Doch jetzt, aufgrund eines mickrigen Hochwassers ...
    Aber es mußte doch einen Ersatzleitweg geben! War- um war er nicht automatisch in Funktion getreten? Er probierte es und mußte zu seinem Mißfallen feststellen, daß die Geräte ihn ausgetrickst hatten. Er bekam nicht die geringste Reaktion, über keinen Leitweg, weder über Bodenstationen noch über Satelliten, auf keinen
der Shay-Codes. Was, um alles in der Welt...?
    Peter hatte sich flüchtig Gedanken darüber gemacht, welche Art von Menschen seine neuen Nachbarn wohl
sein mochten. Jetzt, da er wieder mal an die Unsicher- heit des Lebens in jeder großen Stadt erinnert worden war, beschloß er, daß einer seiner nächsten Schritte sein
müßte, der hiesigen Nachbarschafts-Garde beizutreten;
er hatte entsprechende Aufkleber in einigen der Fenster
gesehen, allerdings nicht so viele wie in seiner früheren Umgebung. Er schrieb sich gerade einen Merkzettel, um
sich gleich am nächsten Morgen um die Sache zu küm-
mern, als die Türglocke ging.
    Im Moment dachte er nicht daran, daß sein neuer
    Wohlstand ihm auch ein geschlossenes Fernüberwa- chungssystem über seiner Eingangstür beschert hatte. Er sprang auf und war schon fast am Fenster, das zur Straße hinausging, als ihm die neue Errungenschaft sie- dendheiß einfiel. Nachdem er sich ins Gedächtnis geru- fen hatte, wo der Monitor angebracht war, konnte er kaum glauben, was er darin sah. Denn auf der Schwelle,
soeben im Begriff, etwas zurückzutreten, und sich nach allen Seiten umblickend, als ob sie eine Falle witterte,
stand eine Polizistin.
    Eine Frau? Allein? Unbewaffnet?
    Mit großer Mühe unterdrückte er seine automatische Reaktion. Natürlich: Er befand sich hier in einer ande- ren Gegend. Vielleicht hatte sie einfach nur gehört, daß
ein neuer Bewohner in der Straße eingezogen war, und wollte sich erkundigen, ob alles in Ordnung war.
    Obwohl natürlich jedes Organ der gesetzeshütenden Kraft im Staate ...
    Ja. Vielleicht war sie gekommen, um ihn zu warnen,
die Regierung nicht weiterhin in der Öffentlichkeit an-
zugreifen; andererseits wurden solche Aufgaben im all-
gemeinen von jemandem in Zivilkleidung wahrgenom- men. Eine andere Möglichkeit war, daß sie die für dieses Viertel zuständige Vertreterin des Geheimdienstes war,
die dem Hinweis eines ihrer Informanten nachging hin- sichtlich der über ihn gespeicherten Daten im NPC, dem Nationalen Polizei-Computer.
    In jedem Fall hielt es Peter für schicklich, sie nicht all- zu lange an der Tür warten zu lassen, und nahm sich vor, ungemein höflich zu sein. Zum erstenmal seit eini-
gen Wochen rührte sich in ihm die Erinnerung an Clau- dia Morris, als ihm nämlich einfiel, wie wütend er ihr
gegenüber davon gesprochen hatte, daß in einem Com- puter eine Menge Daten über einen anderen Mann un- ter seinem Namen gespeichert waren. Vor langer Zeit
hatte er alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um
das ändern zu lassen, mit dem einzigen Ergebnis, daß er
    streng zurechtgewiesen wurde: »Sie dürfen über diese
Daten überhaupt nichts wissen — schweigen Sie, oder ich werde Sie wegen Verletzung des Amtsgeheimnis-
Gesetzes anzeigen!«
    Du liebe Güte! Ist es ihnen seit den achtziger Jahren immer noch nicht gelungen, ihre Datenspeicher aufs laufende zu bringen? Was geschieht eigentlich, wenn jemand stirbt?
    Aber Regierung war nun mal Regierung, und die von Großbritannien war besonders unerfreulich, und so tat er auf dem Weg zur Eingangstür nichts anderes, als zu prüfen, ob sein Pro-Thrower-Band auch schön deutlich vorn am Sweatshirt angesteckt war. Es bestand die Möglichkeit, die allerdings noch nicht bestätigt war, daß ihm eine feste Anstellung bei TV-Plus angeboten wer- den könnte. Doch das Mitglied der Geschäftsleitung, das ihm diese gute Nachricht zugeraunt hatte, hatte ihm
gleichzeitig das Band gegeben und ihm geraten, es zu tragen, falls er an dem Job interessiert sei. Er hatte in ei- nem um Verständnis heischenden Tonfall hinzugefügt: »Lieber mit den Wölfen heulen, Peter, als mit den Scha- fen weinen. Obwohl, das muß ich zugeben, weinen könnte ich ...«
    Im übrigen, obwohl es verboten war, trug die Polizi-
stin ebenfalls ein solches Band.
    Tatsächlich war sie nicht allein. In der Nähe, doch au- ßerhalb des Sichtfeldes der Kamera, war ein weißer Wa-

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