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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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ertastete sich mühsam den Weg zu einem Stuhl, während er dachte: Wie hätte ich auf so etwas kommen können? Ich wußte ja nicht einmal, wo
Kamala wohnte.
    »Wir hatten ganz schöne Schwierigkeiten, Sie ausfin- dig zu machen!« sagte die Prentis bissig. »Als ob Sie sich verstecken wollten.«
    In beschwichtigendem Ton lenkte Jones ein: »Maggie, Mr. Levin ist ein vielbeschäftigter Mann. Das weißt du doch ...
    So, jetzt haben wir die Kleine ja untergebracht, wir sollten gehen. Morgen früh wird eine Sozialarbeiterin vorbeischauen, um einiges zu besprechen, wie zum Bei- spiel den Antrag auf Entschädigung für die Opfer des
Unglücks und die Neuanschaffung von Kleidung und ähnliches ... alles, was ihr geblieben ist, befindet sich in dieser Tasche. Der Rest ist verbrannt. In solchen Fällen
ist es am besten, so schnell wie möglich wieder zum
normalen Alltag zurückzukehren, obwohl der Weg von hier zu ihrer bisherigen Schule recht weit ist. Na ja, die Sozialarbeiterin wird Ihnen alles erklären. Gehen wir?«
    Die Prentis erhob sich ruckartig, und die beiden Poli- zeileute wandten sich in Richtung Tür.
    »Warten Sie!« schrie Peter. »Sie können doch nicht einfach ...«
    Im gleichen Moment hätte er sich die Zunge heraus-
reißen können. In ihren Gesichtern sah er einheitlich Verachtung. Doch wie sich herausstellte, hatten beide unterschiedliche Gründe dafür.
    Jones sagte, immer noch im gleichen milden Ton, doch jetzt ernster, wie ein Richter: »Falls Sie es noch nicht gehört haben sollten: Hunderte von Menschen
    wurden von den herabfallenden Bruchstücken getötet,
und Tausende verloren ihr Zuhause. Die meisten wur-
den in notdürftig in Schulen eingerichteten Lagern un- tergebracht. Doch der Unterricht fängt nächste Woche wieder an, sie müssen also weichen. Sie sollten sich mal die neuesten Nachrichten anhören. Für minderjährige
Kinder müssen die nächsten unversehrten Verwandten sorgen. So lautet seit gestern das Gesetz. In Ellens Fall sind das Sie.«
    Und die Prentis: »Und überhaupt, es ist schließlich Ihre moralische Pflicht, nicht wahr? Geschieht Ihnen so-
wieso ganz recht! Wie jedem anderen auch, der mit Ne- gerinnen rummacht! Ein Landesverräter, das sind Sie, daran ändert auch das Band an Ihrem Hemd nichts!«
    Peng!
    Und weg waren sie; Peter war in Betrachtung der Rui- nen von tausend Träumen zurückgeblieben.
    »Morgen, Dad — Morgen, Mum!« schrie Terry Owens,
als er in die Küche gesaust kam, begleitet von einer Wol- ke einer teuren Aftershave-Lotion. Er war eigentlich noch nicht so alt, um sich rasieren zu müssen, aber man machte es zur Zeit einfach.
    »Guten Morgen, mein Lieber«, antwortete seine Mut- ter Renee über die Schulter und füllte die Teekanne zum
zweitenmal, nachdem sie die erste Runde Tassen vollge- gossen hatte. Dann drehte sie sich zu ihm um. »Ist das eine neue Jacke?«
    »Mm-hm.« Der Mund des Jungen war bereits mit Cornflakes vollgestopft. »Gefällt sie dir?«
    Renee unterdrückte ein Seufzen. Für sie sahen die Klamotten, die derzeit Mode waren, alle so aus, als wä- ren sie einem Secondhand-Trödler abgekauft worden, aber ... »Sie ist gewiß sehr hübsch, mein Lieber«, sagte
sie diplomatisch. Dann fügte sie hinzu: »Du wirst Ver- dauungsbeschwerden bekommen, wenn du dein Essen so hinunterschlingst. Möchtest du ein Ei?«
    Terry, der seine Schale mit Conflakes schon fast zur
Neige geleert hatte, schüttelte den Kopf. Nachdem er geschluckt hatte, antwortete er: »Das muß reichen. Ich bin spät dran. Bye!«
    »Kommst du nach Hause zum ...?«
    Sie hatte >Mittagessen< sagen wollen, doch die Füße ihres Sohnes polterten bereits die Treppe hinunter.
    Nach einer Weile sagte sie: »Ich mache mir Sorgen um unseren Terry. Er hat sich während der letzten Mo- nate sehr verändert.«
    Ohne von seiner Zeitung aufzublicken, brummte ihr Mann Brian: »Is' doch ganz natürlich. Normal in dem Alter. Und ich würde sagen, die Veränderung tut ihm nur gut. Dann läßt er sich in der Schule nicht mehr so
fertigmachen wie im letzten Jahr. Tatsächlich hat er in-
zwischen sogar mehr Freunde, als ich in seinem Alter
hatte. Und dazu noch welche, die älter sind als er selbst. Das muß ja bedeuten, daß sie ihn respektieren, stimmt's?«
    »Ja, schon, aber...« Renee biß sich auf die Lippe, setzte sich, rührte Zucker in ihren Tee und starrte ins Leere. »Ich mache mir trotzdem Sorgen. Kann nichts dagegen machen. Ich meine, schon wieder eine neue Jak- ke! Und die vielen

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