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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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gen geparkt, und der Mann am Steuer ließ sie nicht aus den Augen. Nachdem er die Lage gepeilt hatte, sagte Peter in seiner höflichsten Art: »Guten Abend. Was kann ich für Sie tun?«
    Einen Moment lang dachte er, Claudia stünde vor ihm, denn diese Frau hatte die gleiche kräftige Gestalt,
fast die gleiche Haarfarbe und den gleichen leicht ver- drossenen Ausdruck im eckigen, blassen Gesicht. Doch der Eindruck der Ähnlichkeit war nur flüchtig.
    Während sie in einigen Papieren in ihrer Hand blät-
    terte, sagte sie schroff: »Sind Sie Peter Andrew Le- vin?«
    »Ja.« Er blinzelte. »Wenn mich jemand als Hausbeset- zer angezeigt hat, so kann ich Ihnen versichern ...«
    »Vater von Ellen Dass, alias Gupta?«
    Zunächst verschlug es ihm die Sprache. All das lag so lange zurück ... Ein schreckliches Gefühl des Absackens
entstand in seinem Bauch, der Mund wurde ihm trocken.
    »Also, was ist jetzt?« fuhr ihn die Frau an. »Sie haben doch die Vaterschaft anerkannt, soweit aus unseren Un-
terlagen hervorgeht!«
    Das stimmte. Das stammte aus einer Datei über ihn, die nicht verfälscht war. Schließlich brachte er ein Nik- ken zustande.
    »Na und? Ich habe das Kind seit zehn Jahren nicht mehr gesehen! Kamala wollte das nicht! Und seit sie ei- nen neuen Mann hat, brauche ich nicht einmal mehr Unterhalt zu bezahlen.«
    Die Polizistin hörte nicht zu. Sie faltete ihr Papier zu-
sammen und rief ihrem Kollegen zu: »Jetzt haben wir endlich die richtige Stelle gefunden. Bring sie rüber!«
    Verstört bemerkte Peter plötzlich, daß sich noch eine weitere Person in dem Auto befand; sie stieg jetzt aus, wobei sie eine Segeltuchtasche umklammerte: ein schlankes Kind mit bronzefarbener Haut in einem Sweatshirt und Jeans, ein Mädchen ungefähr im richti- gen Alter, um Ellen sein zu können. Der Fahrer beglei- tete sie zur Tür.
    Als sie näher kamen, sah er, daß sie geweint hatte. Ihre Augenlider waren geschwollen, und sie kaute auf der Unterlippe herum. Sie klammerte sich an ihre Ta- sche wie ein Schiffbrüchiger an eine Schwimmweste.
    Sie blieb vor ihm stehen, blickte aus unglaublich dunklen Augen zu ihm auf und sagte unsicher: »Dad?«
    »Was soll das alles?« flüsterte Peter.
    »Meinen Sie nicht, Sie sollten uns besser hineinbit-
ten?« wies ihn die Polizistin zurecht.
    »Ich ... Oh, Herrje!« — er dachte daran, was dieser
Besuch der Bullen auf seine neuen Nachbarn wohl für einen Eindruck machen mußte. »Ja, Sie haben sicher recht. Es herrscht noch ein großes Durcheinander, weil ich heute erst eingezogen bin, aber...« Ach, Scheiße! »Okay!« Er trat zur Seite und machte eine Handbewe- gung in Richtung Wohnzimmer. Die Frau trat als erste
ein; Ellen folgte, und der männliche Beamte bestand darauf, daß Peter vorausgehen sollte.
    Während er die Tür hinter sich schloß, sagte er: »Ich bin Polizeiwachtmeister Jones. Meine Kollegin hier ist Wachtmeister der Weiblichen Polizei Prentis.«
    »Sehr erfreut.« Während Peter automatisch diese Worte aussprach, dachte er, daß es so ziemlich die blöd- sinnigsten waren, die er je in seinem Leben geäußert hatte. Er konnte die Augen nicht abwenden von dieser Fremden, die seine Tochter sein mußte. Genausowenig
wie sie von ihm.
    »Angemessener Wohnraum«, sagte die Prentis und
setzte sich, ohne einen Platz angeboten bekommen zu
haben. »Groß genug für ein Kind.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« fragte Peter unwirsch und ging auf sie zu. »Worum geht es hier eigentlich?«
    »In erster Linie geht es um ein Kind, das keine Bleibe hat«, murmelte Jones. »Möchtest du es erklären, Ellen? Nein? Na ja, vermutlich nicht... Nun gut, Mr. Levin.« Er holte tief Luft.
    »Erinnern Sie sich an den Flugzeugzusammenstoß vor einigen Tagen? Bestimmt erinnern Sie sich. Sie hat- ten viel zu sagen, so habe ich gehört, über die Nieder-
trächtigkeit der Regierung, die private Firmen mit der Flugsicherung beauftragt hat. Vielleicht haben Sie recht, vielleicht haben Sie unrecht, aber was jetzt in diesem Zusammenhang interessant ist, ist die Tatsache, daß Trümmer von einer der Maschinen auf das Haus gefal- len sind, in dem Ihre Tochter wohnte. Sie war gerade bei Freunden zu Besuch. Als sie zurückkam, war alles vor-
    bei. Alles verbrannt, einschließlich ihrer Mutter und ih- res Vaters — entschuldigen Sie, ihres Stiefvaters —, die sich im Haus aufgehalten hatten. Mr. Gupta war sofort tot. Mrs. Dass verstarb heute. Und als wir uns die Daten geben ließen ...«
    »Oh, mein Gott!« Peter

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