Kinder des Donners
uranproduzierenden Länder, UPC, be- schlossen hat, haben die Franzosen, die in hohem Maße von der Kernenergie abhängig sind, angefangen, in den Hügeln der Provence nach eigenen Vorkommen des Minerals zu su-
chen. Jetzt führt der Wind aus Norden radioaktiven Staub mit sich und lädt ihn an einigen der beliebtesten Badeorte ab, ein- schließlich Cannes, Nizza und St. Tropez.
Hier in Großbritannien haben Anhänger von General Thrower heute in Leeds eine Massenveranstaltung abgehal- ten. Die Polizeikräfte, die zur Wahrung von Sicherheit und Ordnung verstreut in der Menge in Bereitschaft standen, seien angeunesen worden, so erklärte der Einsatzleiter, die Reihen aufzulockern und sich unter die Teilnehmer zu mi- schen, anstatt...
Fluchend griff Peter nach einer Taschenlampe — Strom- ausfälle waren heutzutage so häufig, daß er sie stets in Reichweite hatte —, und schaltete den Computer aus, um die Batterie nicht übermäßig zu strapazieren.
»Vielleicht ist es ganz gut so«, sagte Claudia und ver- zog das Gesicht zu einer grinsenden Grimasse. »Ich sollte Sie sowieso nicht gleich ins tiefe Wasser stoßen. Lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, Ihnen zu- nächst ein wenig Hintergrundinformation zu geben.«
»Wie Sie meinen«, brummte Peter. »Darf ich noch mal nachschenken?«
»Oh, warum nicht? Dies ist eine Angelegenheit, in die man entweder ohne Rückhalt einsteigt oder von der man die Finger läßt, und für jemanden, dem es eigent- lich bestimmt war, eine traditionelle jiddische Momma zu werden ... ach, noch mal: Verzeihung! Sie rauchen übrigens nicht zufällig, oder?«
»Nein!« Peter zuckte mit den Augenlidern. »Ich hatte es übrigens auch von Ihnen nicht angenommen.«
»Früher habe ich geraucht.« Wieder eine Grimasse, diesmal eine ziemlich düstere. »Vor fünf Jahren habe ich aufgehört. Doch hin und wieder, wenn ich im Stress bin — oh, verdammt, es ist eine abscheuliche Angewohn- heit, und wenn ich nicht lerne, mit Stress fertigzuwer- den ... Wie war das mit dem Nachfüllen, von dem Sie
gesprochen haben?«
»Sofort.«
Sie hatte es sich auf der Couch bequem gemacht, lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und
starrte ins Nichts.
»Erinnern Sie sich daran, daß ich Ihnen gesagt habe,
ich hätte Angst vor dem Fall, daß meine ursprünglichen
Argumente sich letzten Endes doch als falsch erweisen würden?«
»Ja.«
»Sind Sie der Sache nachgegangen?«
»Ich habe mich mit Jim Spurman in Verbindung ge- setzt«, gab Peter zu.
»Das habe ich mir gedacht.« Sie lachte verbittert auf. »Sie müssen wissen, daß dieser aufgeblasene Typ von mir schrecklich enttäuscht ist! Er erhielt seine Professur aufgrund der Tatsache, daß er der engagierteste Vertre- ter meiner Thesen in Großbritannien war, und als er entdeckte, daß ich mein Mäntelchen gewendet hatte ...«
»In welcher Hinsicht?« fragte Peter mit plötzlicher Ungeduld.
»Das werden wir gleich hören.« Mit einemmal heftete sie den Blick ihrer Augen mit der sonderbar gestreiften Iris eindringlich auf ihn, und ihr Ton und ihr Gesichts- ausdruck waren gleichermaßen angespannt. »Ich konn- te keine Ruhe geben, bis ich herausfand, daß es Fälle von Verfehlungen von Jugendlichen gibt — ach was, zum Teufel, nein! Verbrechen, begangen von Jugendli- chen, denn manches geht weit über das hinaus, was man als Ungehorsam oder Übermut oder soziale Unan- gepaßtheit bezeichnen könnte — also, es gibt Fälle, die
in meiner Theorie nicht vorgesehen sind, weil etwas, das der reinen Macht des Bösen gleicht, dabei im Spiel ist.«
Sie atmete schwer und starrte ihn durch das Halb- dunkel an, als wollte sie ihn zu einem Widerspruch er- mutigen.
Ach du liebe Güte! Dies trägt alle Merkmale einer echten
Konversation!
»Wissen Sie, woran ich die ganze Zeit denken mußte, während ich meine Untersuchungen durchführte?« fuhr sie fort.
»Keine Ahnung.«
»Es ist ein weit hergeholter Vergleich, fürchte ich, aber ... Nun ja, ich kam mir vor wie die Leute, die Mel- dungen über angeblich gesichtete fliegende Untertassen nachgehen mußten. Sie erinnern sich doch sicher an den UFO-Wahn?«
»Ja, natürlich«, knurrte er. »Aber warum?«
»Warum ich mich daran erinnert fühlte? Nun, weil ich mich durch einen Berg von Indizien arbeitete, alle dazu angetan, das Ganze aufzulösen, und immer wieder stieß ich auf einen Bodensatz, der sich nicht auflösen ließ.«
Eine Flause nach der anderen im Kopf — was?
Während Peter mit Mühe den
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