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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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jener Zeit nicht. Wir hatten die Wilden Sechziger hinter uns, aber wir waren noch nicht ins AIDS-Zeital-
ter eingetreten, und noch viele der Sechziger-Gepflo- genheiten wurden praktiziert. Um diese Zeit herum wurden jedoch die ersten Bedenken gegen die Pille laut.
Ein einigermaßen attraktiver Kerl mit einem Sterilitäts- Zeugnis wäre Hahn im Korb gewesen ... Claudia, hör mal — wollen wir vielleicht du sagen? — ich glaube, ich
    bin betrunken!« Er stellte sein Glas mit einer ärgerlichen Bewegung ab. »So offen habe ich noch nie mit jeman- dem über diese Dinge geredet.«
    Sie weitete den letzten Punkt nicht aus, doch sie ging auf seinen Vorschlag ein. »Offenbar warst du es nicht«, entgegnete sie.
    »Was? Ach so, unfruchtbar? Nein, natürlich nicht. Ich lag mit meinen Werten genau in der Mitte der üblichen Skala. Dazu kam, daß man in der Klinik zufällig jeman- den von meiner physischen Bauart und Färbung brauchte. Also ging ich während der nächsten andert- halb oder fast zwei Jahre regelmäßig alle sechs oder acht Wochen hin und — äh ... stellte mich zur Verfü-
gung, wann immer ein Ehepaar, bei dem der Mann un- gefähr mein Äußeres hatte, um Hilfe bat.«
    »Es gibt eine Begrenzung, nicht wahr?«
    Peter nickte. »Zehnmal. Ich habe also fünfzig Schein- chen verdient. Ich hoffe, heutzutage wird mehr dafür bezahlt — ein Fünfer ist nicht viel, wenn die Bus- oder U-Bahn-Fahrkarten bei einem Pfund anfangen!«
    »Mußtest du irgendwelche Garantien leisten?«
    »O mein Gott, ja! Abgesehen davon, daß ich mich verpflichten mußte, jede Krankheit, unter der ich even-
tuell leiden könnte, sofort zu melden, besonders die Ge- schlechtskrankheiten, die damals ziemlich verbreitet
waren, und alle Medikamente, die ich einnahm — das
war übrigens der Grund dafür, daß die meisten Spender Studenten der Medizin oder Zahnmedizin waren, da man von ihnen erwarten konnte, daß sie begriffen, wie wichtig es war, ihr Wort zu halten ... also, abgesehen
davon, mußte ich mich verpflichten, niemals den Ver- such zu unternehmen, die Empfängerinnen ausfindig zu machen. Offen gestanden, kann ich mir allerdings auch nicht vorstellen, was einem daran gelegen sein könnte.«
    »Aha, das ist ein Punkt, dem ich noch weiter nachge- hen muß.« Claudia beugte sich aufmerksam vor. »Was
    kannst du mir darüber sagen, wie mit den Daten der
Spender verfahren wurde?«
    »Nun, ich kann nur von der einen Klinik sprechen, bei der ich mich auskannte«, erklärte Peter. »Nur wenig AID wurde im Rahmen des allgemeinen Gesundheits- wesens durchgeführt. Ungefähr neunzig Prozent davon
geschah in Privatkliniken.«
    »Wegen der hohen Kosten?«
    »Keineswegs. Zu meiner Zeit lag die Gebühr bei — na — zwanzig oder dreißig Pfund, natürlich zuzüglich der Vorgespräche und erforderlichen Untersuchungen. Selbst für damalige Verhältnisse kein allzu teurer Spaß für ein Ehepaar, das unbedingt ein Kind haben wollte.«
    »Und gibt es, oder gab es viele Krankenhäuser, die so etwas machten?«
    »>Gab< trifft die Sache eher. Die Leute bekamen so viel Angst vor AIDS, daß sie das Risiko mit einem unbe- kannten Spender nicht mehr eingehen wollten, so daß Transplantationen und eine Befruchtung in vitro diese Methode fast vollständig verdrängt haben ... Na ja, ich weiß nicht genau, was du mit >viel< meinst. Aber ich ha- be einige Zahlen gesehen. Moment!« Er furchte die Stirn bei der Anstrengung, sich zu erinnern. »Ja, ich glaube, das stimmt. In jenen Tagen beliefen sich die Fäl-
le künstlicher Befruchtung pro Jahr auf drei- bis viertau-
send.«
    »Hmm!« Claudia hörte sich beeindruckt an. »Das be- deutet einen Durchschnitt von zehn pro Tag, jahraus, jahrein, und das über einen ziemlich langen Zeitraum — und allein in Großbritannien!«
    »Leicht!«
    »Ich muß zugeben, ich hatte keine Ahnung, daß die
Zahl so hoch lag. Ich hatte damit gerechnet, meine Da- ten verhältnismäßig schnell zu vervollständigen, mei-
nen ersten Entwurf zu verfassen, ein paar Monate Ur- laub machen zu können, um Europa zu erforschen, und vor meiner Rückkehr nach Hause das Ganze noch ein-
    mal in aller Ruhe zu überarbeiten ... Aber du hast mei- ne Frage nach den Daten der Spender nicht beantwor- tet. Ich nehme an, sie mußten aufbewahrt werden. Ab-
gesehen davon, daß man nicht wollte, daß ... äh ... ei- ner weißen Familie ein schwarzes Kind geboren wurde, nur als Beispiel — also, was geschah, wenn sich heraus- stellte, daß einer der Spender ein

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