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Kinder des Feuers

Kinder des Feuers

Titel: Kinder des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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lotsen.
    Ja, alles war sorgsam geplant, das Ziel bereits vor Augen, die Hoffnung spürbar, dass sich – wenn er erst Hawisas Befehl erfüllte – das Leben zum Guten wenden mochte, doch am Ende stand ein neuerliches Scheitern wie in Lyons-la-Forêt.
    Damals hatte Arvid sie vor ihrem Ende bewahrt – diesmal jener Krieger Johan. Und nun war sie in Fécamp oder Bayeux, und es war unmöglich, ihrer habhaft zu werden. Das war zu gefährlich. Was blieb, war einmal mehr zu warten, Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre.
    Hasculf stampfte wütend auf.
    Jenes Warten verhieß nicht länger die Anspannung eines Raubtiers, das auf der Lauer liegt, den Nervenkitzel, den es dabei empfindet, die Lust, die Fäden immer enger zu ziehen – nur Nichtstun und Langeweile.

 
    Sie waren zunächst weiter nach Westen gezogen und auf feindliche Truppen gestoßen. Sie hatten kehrtgemacht und waren wieder um ein Haar den Feinden begegnet. Diesmal waren sie vor ihnen ins Landesinnere geflohen, hatten dort einige Wochen frierend unter den dunklen Blätterdächern der Bäume ausgeharrt und waren schließlich zurück zur Küste gekehrt. Nun war kein Feind mehr zu sehen, aber wenig Hoffnung, dass das so bleiben würde.
    »Wir gehen zurück nach Osten Richtung Normandie«, hatte Hawisa befohlen.
    Nach dem Aufbruch begann der Regen. Eine graue Wand stand stetig zwischen ihnen und dem Meer. Als sie im Cotentin ankamen, der westlichsten Provinz der Normandie, sie folglich erstmals seit Jahren bretonischen Boden verließen, zeigte sich die Sonne immer noch nicht. Hawisa war es gleich – sowohl die Nässe als auch die Fremde. Immerhin lebten im Cotentin viele Heiden.
    Die Sonne versteckte sich weiterhin, aber der Regen hörte auf, die Luft wurde klarer, der Anblick des Meeres besänftigte sie. Kraft hingegen verlieh er nicht. Die vielen Reisen und der stete Hunger hatten sie ausgezehrt, sie fühlte sich wie gelähmt. Auch wenn sie es vor allen anderen kühn behauptete – sie konnte nicht ewig warten, bis das Blatt sich wendete.
    Der notdürftige Wall war kaum errichtet, als Hasculf nach längeren Irrfahrten endlich wieder zu ihnen stieß. Auch seine Wangen waren eingefallen, die breiten Schultern schienen schmaler ob aller Strapazen. Als er vor sie trat, um einen neuen Befehl entgegenzunehmen, fielen ihm die Augen zu.
    Schlaf doch!, hätte Hawisa ihm am liebsten befohlen. Was ergibt denn noch Sinn, solange sich Mathilda in Bayeux oder Fécamp verkrochen hält? Was nützt du mir wach, wenn du meine Befehle ja doch nicht zu erfüllen verstehst?
    »Glaub mir … es gab keine Gelegenheit, sie zu erwischen … sie war auch nur kurz in Rouen. Viel zu kurz.«
    In Hawisa blieb es stumm – ein anderer brachte die Empörung auf, zu der ihr die Kraft fehlte.
    »Schlappschwanz!«, dröhnte Dökkur.
    »Neben Arvid gibt es zu viele andere, die ihr helfen.«
    »Fragt sich nur, warum«, murrte Dökkur und richtete sich an Hawisa: »Kann es sein, dass jemand ihr Geheimnis kennt und verhindern will, dass ein Fremder wie Hasculf ihr zu nahe kommt? Obwohl du stets behauptet hast, dass niemand darum weiß?«
    Hawisa zögerte. »Zumindest kein Mann«, erklärte sie. »Ich habe nicht mehr an diese vermaledeite Verräterin und ihren Balg gedacht. Verdammt, ich hätte sie damals töten lassen sollen. Ich habe immer geahnt, dass sie nicht auf unserer Seite steht, sondern auf der Seite dieser gottverfluchten …«
    Sie brach ab, sie konnte den Namen nicht aussprechen.
    Warum nur hatte sie damals Gnade walten lassen und jene, die sich ihr entgegenstellten, nicht mitsamt Kindern und Kindeskindern ausgemerzt?
    »Soll ich vorerst hierbleiben?«, fragte Hasculf.
    Hawisa zuckte nur die Schultern.
    »Ist es möglich, dass Sprota erfahren hat, wer Mathilda ist?«, schaltete sich Dökkur wieder ein. »Sie ist Bretonin. Und wenn es Sprota weiß, dann weiß es auch Wilhelm.«
    »Wenn er es wüsste, wäre Mathilda wohl nicht mehr am Leben. Ich glaube, er weiß nicht einmal, wer Arvid ist.«
    »Was soll ich denn nun tun?«, fragte Hasculf.
    Hawisa senkte den Blick. »Ruh dich aus! Ruhen wir uns doch alle aus!«
    »Unsinn!«, hielt Dökkur dagegen. »Auch wenn Mathilda sich verkrochen hält – wir müssen Menschen um uns sammeln. Hier im Cotentin leben so viele, die Wilhelm feindlich gesinnt sind – und Alanus auch. Vor allem rund ums Cap de la Hague.«
    Ein verwunschener Ort war das, hatte Hawisa gehört, wo der Wind besonders kalt pfiff, die Strömungen für Schiffe gefährlich

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