Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
zögerte. »Ich ... ich weiß nicht, Orion.«
    »Ich selbst werde ebenfalls mitgehen«, verkündete Orion Stroud. »Das macht fünf Personen, drei Männer und zwei Frauen. So dürfte es richtig sein. Wir nehmen den Brandy und die Zigaretten mit und erklären ihm in einer offiziellen Danksagung, was wir außerdem vorhaben – das mit der Gedenktafel, daß er Ehrenvorsitzender der Bürgerversammlung und Protokollführer im Schulrat werden soll, und so weiter.«
    »Vielleicht sollten wir eine Abordnung hinschicken«, meinte Bonny leise zu George, »die ihn zu Tode steinigt.«
    George Keller schnappte nach Luft. »Um Himmels willen, Bonny!« entfuhr es ihm.
    »Ich mein's ernst«, betonte sie.
    »Du benimmst dich unmöglich«, sagte er verdutzt und voller Zorn. Er konnte sie nicht begreifen. »Was ist in dich gefahren?«
    »Freilich würde es gar nicht dazu kommen«, sagte sie. »Er könnte uns zerschmettern, noch bevor wir sein Haus erreichen. Kann sein, er wird mich ohnehin gleich zerschmettern.« Sie lächelte. »Weil ich das gesagt habe.«
    »Dann rede so was nicht daher!« Er starrte sie ziemlich furchtsam an.
    »Na schön«, sagte sie. »Dann halte ich den Mund. Schließlich möchte ich ja auch nicht in die Luft emporgehoben und dann aus der Höhe auf die Erde fallengelassen werden, so wie's Bruno ergangen ist.«
    »Das will ich wohl meinen.« Er bebte regelrecht.
    »Du bist ein Feigling«, sagte sie nachsichtig. »Stimmt's? Es wundert mich, wieso ich das in all den Jahren nicht schon längst bemerkt habe. Vielleicht liegt's daran, wie feige du bist, daß ich so für dich empfinde.«
    »Und wie empfindest du für mich?«
    Bonny lächelte. Und gab keine Antwort. Ihr Lächeln war hart, voller Ablehnung, ein strenges, gefühlloses Lächeln, das er nicht zu durchschauen vermochte; er blickte fort, fragte sich abermals, ob doch etwas an all den Gerüchten sein könne, die er im Laufe der Jahre bezüglich seiner Frau vernommen hatte. Sie wirkte so kalt, so unabhängig von allem. George Keller war kläglich zumute.
    »Herrgott«, sagte er, »du schimpfst mich einen Feigling, bloß weil ich nicht will, daß meine Frau an der Erde zerschmettert wird.«
    »Es ist mein Leben, mein Körper«, sagte Bonny. »Ich fange damit an, was mir paßt. Ich fürchte mich nicht vor Hoppy. Das heißt, ich fürchte mich sehr wohl, aber ich habe nicht die Absicht, meine Furcht mein Handeln bestimmen zu lassen, falls du dazu imstande bist, den Unterschied zu verstehen. Ich werde zu ihm hinüber in seine Teerpappebude gehen und völlig offen mit ihm reden. Ich werde ihm danken, aber ich gedenke ihm ebenso klipp und klar zu sagen, daß er in Zukunft mehr Umsicht walten lassen muß. Daß wir darauf bestehen müssen.«
    Er konnte nicht anders, er bewunderte sie. »Das solltest du tatsächlich tun«, empfahl er. »Das wäre eine gute Sache, Liebste. Er müßte doch kapieren können, daß wir so darüber denken.«
    »Danke«, sagte sie zerstreut. »Vielen Dank für den Mut, den du mir zusprichst, George.« Sie wandte sich ab und lauschte von neuem Orion Strouds Worten.
    George Keller fühlte sich noch jämmerlicher als zuvor.

    Zuerst war es erforderlich, Andrew Gills Fabrik aufzusuchen und die Zigaretten Marke Spezial Deluxe Gold sowie die Kiste Five Star-Brandy zu holen; mit Orion Stroud und Gill verließ Bonny das Forstamt und ging mit ihnen die Landstraße entlang; sie alle waren sich vollauf dessen bewußt, wie ernst die
    Aufgabe war, die vor ihnen lag.
    »Was ist das für eine Geschäftsbeziehung, die du mit McConchie eingehen willst?« wandte sich Bonny an Andrew Gill.
    »Stuart wird für die Automatisierung meiner Firma sorgen«, antwortete Gill.
    »Und dann wirst du vermutlich über den Satelliten Reklame senden lassen«, sagte sie, weil sie ihm nicht glaubte. »Gesungene Werbespots, ganz wie in alten Zeiten. Wie sollen sie denn sein? Vielleicht kann ich einen für dich komponieren.«
    »Sicher, wenn's dem Geschäft zuträglich ist«, erwiderte er.
    »Ist das dein Ernst, das mit der Automation?« Soeben war ihr eingefallen, daß er es womöglich tatsächlich ernst meinte.
    »Ich werde klarer sehen, sobald ich meinen Besuch bei Stuarts Chef in Berkeley gemacht habe«, erklärte Gill. »Stuart und ich werden die Reise binnen kurzem gemeinsam antreten. In Berkeley bin ich seit vielen Jahren nicht gewesen. Stuart sagt, mit der Zeit wird es richtig wiederaufgebaut ... natürlich nicht so wie früher. Aber vielleicht wird eines Tages sogar das

Weitere Kostenlose Bücher