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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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noch, nach alldem, was uns widerfahren ist. Gill möchte mich von meiner ... Unbeständigkeit kurieren. Stuart McConchie kann sich nicht vorstellen, was mir zu wünschen bleibt, das ich hier nicht schon habe. Aber es mag sogar sein, sie haben recht, und ich bin im Unrecht. Vielleicht mache ich mir das Leben überflüssig schwer ... Möglicherweise gibt es in Berkeley irgendeine Maschine, die auch mich meiner Schwierigkeiten entheben kann. Vielleicht läßt mein Problem sich durch Automati
    sierung aus der Welt schaffen.
    In einer Ecke entwarf Orion Stroud eine kurze Ansprache, die er vor Hoppy zu halten beabsichtigte. Bonny lächelte beim Gedanken daran, wie wichtig und ernst man hier jede Kleinigkeit nahm. Ob Hoppy sich überhaupt von alldem beeindrucken ließ? Würde er sich darüber belustigen oder womöglich bittere Verachtung empfinden? Nein, dachte sie, es wird ihm gefallen – das sagt mir mein Gefühl. Das ist genau die Art von Anbiederung, die er zu gerne sehen möchte. Anerkennung seiner Person, daran wird er unerhörte Freude haben.
    Ob Hoppy sich schon darauf vorbereitet, uns zu empfangen? fragte sie sich. Hat er sich das Gesicht gewaschen, sich rasiert, ein besonders sauberes Hemd angezogen ...? Sieht er unserer Ankunft erwartungsvoll entgegen? Ist dies der größte Tag seines Lebens, der Höhepunkt seines Wirkens?
    Sie versuchte, sich den Phokomelus in just diesem Moment vorzustellen. Vor Stunden erst hatte Hoppy einen Menschen getötet, und dem zufolge, was sie von Edie wußte, nahmen sämtliche Bürger durchaus an, daß er auch den Brillenmann aus Bolinas umgebracht hatte. Der Gemeinde-Rattenfänger, dachte sie, und es schauderte ihr. Wer wird der nächste sein? Und wie wird er das nächste Mal wieder Geschenke bekommen – vielleicht von nun an für jeden, den er zur Strecke bringt?
    Mag sein, wir werden künftig immer wieder zu ihm gehen und ihm Geschenke überreichen müssen, dachte sie. Ich werde nach Berkeley ziehen, dachte sie weiter. Ich möchte möglichst weit fort von allem hier.
    Und so bald wie möglich, dachte sie. Heute, wenn es sich machen läßt. Sofort. Die Hände in den Manteltaschen, gesellte sie sich wieder zu Stuart McConchie und Gill; die beiden besprachen sich soeben, und sie blieb in ihrer unmittelbaren Nähe stehen, hörte ihnen mit gänzlich ungeteilter Aufmerksamkeit zu.

    »Sind Sie sicher, daß er mich hören kann?« fragte Dr. Stockstill den Phokomelus mit merklichem Zweifel. »Kann Ihr Sender den Satelliten wirklich erreichen?« Erneut drückte er versuchsweise die Taste des Mikrofons.
    »Ich kann Ihnen keine Garantie dafür geben, daß er Sie hören kann«, antwortete Hoppy mit einem Aufkichern. »Ich kann Ihnen nur soviel sagen, daß dies ein Fünfhundert-WattSender ist, nach früherem Standard nicht besonders stark, aber stark genug, um ihn damit erreichen zu können. Ich habe einigemal mit ihm Verbindung gehabt.« Er grinste sein gerissenes, wachsames Grinsen, und in seinen intelligenten grauen Augen glitzerte es wie von Splittern aus Licht. »Nur zu. Hat er da oben 'ne Couch, oder kann man darauf verzichten?« Der Phokomelus lachte.
    »Die Couch kann ruhig wegfallen«, sagte Dr. Stockstill. Er betätigte die Taste am Mikrofon. »Mr. Dangerfield«, sagte er, »hier spricht ein in West Marin ... ansässiger Arzt. Ich mache mir um Ihre gesundheitliche Verfassung Sorgen. Das versteht sich ja fast von selbst. Jeder hier unten macht sich Sorgen um Sie. Ich ... äh ... dachte mir, vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    »Sagen Sie ihm die Wahrheit«, mischte sich Hoppy ein. »Sagen Sie ihm, daß Sie Psychoanalytiker sind.«
    »Früher war ich als Psychoanalytiker tätig, als Psychiater«, sprach Stockstill eine vorsichtige Mitteilung ins Mikrofon. »Heute bin ich natürlich nur noch Praktischer Arzt. Können Sie mich hören, Mr. Dangerfield?« Er lauschte auf den in der Ecke montierten Lautsprecher, aber nur statische Geräusche ließen sich vernehmen. »Er empfängt mich nicht«, sagte er mit einem Gefühl der Mutlosigkeit zu Hoppy.
    »Es braucht seine Zeit, um eine Verbindung zustandezubringen«, sagte Hoppy. »Versuchen Sie's weiter.« Er kicherte wieder. »Sie denken also, er hat's bloß im Kopf. Daß er 'n Hypochonder ist. Sind Sie Ihrer Sache sicher? Naja, vielleicht ist's sogar besser, einfach davon auszugehen, denn falls es sich doch anders verhält, gibt's ja praktisch nichts, was Sie für ihn tun könnten.«
    Dr. Stockstill drückte von neuem die Taste des

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