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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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es Libor über dem Oberkörper des Vampirs aus und plazierte die Öffnung im Stoff so, dass sie exakt über dem Hals lag. Durch den Schlitz setzte er den Köpfer an.
    »Das Tuch verhindert, dass ich von dem Vampirblut getroffen werde«, rief er zu Viktor. »Es gibt zwar Menschen, die behaupten, dass das Zeug ein Heilmittel sei, aber ich halte es anders.« Er hob sein Werkzeug am Griff an, dann jagte er es ruckartig und mit viel Schwung nach unten. Es knirschte und knackte, die Klinge war sogar durch das Holz darunter gefahren.
    Libor stieg aus der Grube und zog das blutverschmierte Tuch mit sich, wo es von den Männern mit Essigwasser abgespült wurde. »Möchten Sie ihn vielleicht mit dem Pflock beglücken, Niemez?«, bot er an. »Er kann Ihnen nichts mehr tun, sein Kopf ist ja bereits heruntergeschlagen. Sie wüssten dann wenigstens, wie schwer es ist, einen Leib zu durchbohren.« Er nahm Pflock und Hammer. »Sie hätten lediglich einen Schlag, wenn Sie es nur beim Pflock belassen wollten. Jeder misslungene Hieb würde den Blutsauger nur wild machen. Deswegen ziehe ich das Enthaupten vor.«
    Viktor starrte auf die Werkzeuge. Er konnte es selbst kaum glauben, als sich seine Arme danach ausstreckten.
    »Sie sind mutiger, als ich angenommen habe, Niemez«, meinte Libor. »Nicht, dass Sie sich danach für einen Dhampir halten.« Er sprang zurück in die Grube und half Viktor beim Heruntersteigen; dann zeigte er auf die Stelle im Oberkörper, wo der angespitzte Pflock hineingetrieben werden musste, und kletterte wieder hinaus. »Ein Schlag, und er muss bis zur Markierung versinken. Erst dann haben Sie das Herz zerstört.«
    Viktor sah die Kerbe. Der Abstand zur Spitze betrug eine gute Handlänge. Mit zitternden Händen beugte er sich vor und setzte den Pflock an. Er zögerte.
    »Was ist, wenn mich sein Blut trifft?«
    Libor stand über ihm und zwinkerte. »Doch ein wenig Angst?« Die Männer grinsten.
    »Nur vor dem Umstand, dass du mich köpfen müsstest.«
    Der Dhampir deutete auf den Hals. »Er ist ungefährlich. Die Enthauptung hat ihm seine Kraft und Gefährlichkeit genommen, aber schließen Sie dennoch Ihren Mund, damit nichts auf die Zunge gelangt … Man weiß bei diesen Kreaturen nie. Keine ist wie die andere.«
    Viktor nahm mit dem schweren Hammer Maß, dann schlug er zu.
    Das flache Ende traf den Pflock.
    Mit einem widerlich hohlen Krachen durchbrach das Holz den Brustkorb, auch wenn die Rippen zurückfederten und Widerstand boten. Blubbernd schoss Blut aus dem Hals, der Druck jagte es mit Macht aus Luft- und Speiseröhre und sprühte es auf die Sarginnenwand.
    Einige winzige Spritzer flogen umher und landeten als feiner Nebel auch auf Viktors Gesicht. Sofort schloss er die Augen und wischte sie in einem Anfall von aufsteigender Furcht mit dem Ärmel weg. Das hätte noch gefehlt, dass ihm seine Neugier ein Schicksal als Untoter einbrachte.
    »Das war nichts, Niemez«, rief Libor. »Sie hätten unseren Freund nur wütend gemacht.«
    Viktor musste ihm recht geben. Die Kerbe war noch deutlich zu sehen. »Es ist schwieriger, als es aussieht«, räumte er ein und drosch ein weiteres Mal zu, und dieses Mal fuhr das Holz weiter als bis zur Markierung durch den Leib.
    »Wäre es nach Einbruch der Dämmerung und der Vampir nicht kopflos, wären Sie tot. Die Biester handeln sehr schnell,wenn es darum geht, sich selbst zu retten.« Libor fuhr seine Narbe im Gesicht entlang, dann half er ihm aus der Grube. »Es hat Sie erwischt, Niemez.« Er langte in den Schnee und drückte ihm etwas davon in die Hand. »Reiben Sie sich die Flecken ab, bevor es einer aus dem Dorf sieht. So etwas führt schnell zu Gerede.« Gemeinsam mit den Männern verstaute er die Utensilien.
    Viktor säuberte sich und sah rotes Schmelzwasser in das Weiß tropfen. Dabei hatte er den Eindruck, dass etwas von dem Blut von seinen Lippen in den Mund gelangt war. Der metallische Geschmack ließ sich nicht verleugnen. Jetzt konnte er nur darauf vertrauen, dass das Blut seine infizierende Wirkung bereits verloren hatte.
    Ein Junge kam zu ihnen gerannt, und rasch wandte sich Viktor ab, damit er eventuell noch vorhandene Spritzer nicht zu sehen bekam. Der Junge redete schnell und aufgeregt mit Libor, dann eilte er auch schon wieder davon. »Was gibt es?«
    »Wir haben einen neuen Auftrag. Im Nachbarort. Und wir müssen ihn erreichen, bevor die Nacht dem Vampir die Fesseln löst. Oder Ilja und seine Brut vor uns ankommen und uns aus dem Geschäft drängen.«

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