Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skylar Hamill
Vom Netzwerk:
hörte Ella ihm um so lieber zu. Besonders mochte sie seine Pianoversionen von Popsongs. Jack spielte aus dem Kopf und improvisierte, daher klangen sie jedes Mal anders. Ella erkannte die Lieder oft nicht gleich, manchmal gar nicht. Aber sie klangen immer besser als reine Klassik oder pure Popmusik. Es war die perfekte Mischung aus beidem.
    Mit einem schiefen Lächeln nahm Jack auf der mit schwarzem Leder bezogenen Bank vor dem Flügel Platz und klappte den Deckel hoch. Zögernd hielt er inne. Ella fühlte, wie er überlegte, ob er Pictures of you oder Treasure spielen sollte. Es war nicht schwer für sie, in seinen Kopf zu sehen. To wish impossible things passte auch zu der trüben Stimmung, die an diesem Feiertag stets Besitz von ihm ergriff.
    »Der Truthahn ist serviert!« rief George aus dem Esszimmer.
    Jack war gerade dabei, seine Finger auf die schwarz-weißen Tasten zu legen. »Wir kommen!« antwortete er. Vorsichtig schloss er den Deckel wieder. »Das ging ja schnell.«
    »Dann müssen wir das Musizieren wohl verschieben«, meinte Ella bedauernd.
    »Nach dem Essen. Versprochen.«

    Zur gleichen Zeit liefen zwei zwielichtige Gestalten durch die dunklen Straßen. Gewiss waren sie nicht die einzigen, doch diese beiden hatten einen ganz besonderen Job zu erledigen. Geplant hatten Hank und Gene das nicht. Sie planten nie etwas. Sie taten nur, was man ihnen sagte. Die Anweisungen hatten Hank und Gene von ihrem Boss bekommen. Irgendein reicher Pinkel zahlte viel Geld dafür, jemanden loszuwerden. Nach der Adresse zu urteilen und den Zugangscodes, die sie bekommen hatten, war das ein anderer reicher Pinkel.
    Vor einem Wolkenkratzer aus Stahl und Glas blieb Hank stehen. Sein faltiges Bulldoggengesicht verriet nicht, was er dachte.
    »Ist das die richtige Adresse?« fragte Gene zu Hank aufschauend. Er war kleiner als Hank und sein Pfannkuchengesicht sehr ausdrucksstark. Im Moment war darauf ein Fragezeichen zu sehen.
    Hank kramte einen Zettel aus seiner Jackentasche und sah nach. »Ja.«
    Sie betraten die Lobby. Am Empfang saß ein Wachmann, der sie kritisch musterte.
    »Entschuldigen Sie, zu wem möchten Sie?« fragte Mitch Lewis.
    »Wir sind eingeladen«, grinste Hank und ging zum Fahrstuhl, ohne die Frage wirklich zu beantworten. Gene folgte ihm.
    »Der macht aber keinen guten Job. Lässt uns einfach so vorbei«, raunte Gene Hank ins Ohr, während der den Knopf drückte.
    »Der weiß genau, dass wir nicht weit kommen, wenn wir nicht wirklich eingeladen sind.«
    »Wieso? Wir sind doch schon drin.«
    »In der Empfangshalle. Klasse. Das nutzt uns auch so viel.«
    Mit einem dezenten Pling öffneten sich die Fahrstuhltüren. Die beiden traten ein.
    »Was ist das denn für ein Mist?« Ungläubig starrte Gene auf die Tastatur, die wie ein Taschenrechner im Quadrat die Zahlen von eins bis neun zeigte – und sonst nichts. »Kann man nicht einfach auf das Stockwerk drücken?«
    »Nein. Du musst einen Code haben. Der bringt dich dann ins richtige Stockwerk.« Hank gab die vierstellige Ziffernfolge ein, die auf seinem Blatt stand. Die Türen schlossen sich und die Kabine setzte sich in Bewegung.
    »Ist ja toll. Was machen die, wenn sie mal die Geheimzahl vergessen?« wollte Gene wissen.
    »Dafür sitzt wohl der Wachmann vorne«, meinte Hank schulterzuckend.
    Der Fahrstuhl sauste mit einem leisen Summen in die Höhe.
    Gene trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Der fährt aber weit nach oben.«
    Hank sagte nichts.
    »Mann, ich hab Höhenangst.«
    »Stell dich nicht so an, du sollst ja nicht auf einem Gerüst rumturnen.«
    »Ich mag es aber auch nicht, wenn die Fenster so hoch sind«, beschwerte sich Gene.
    »Hier gibt es doch gar keine Fenster.«
    »In der Wohnung aber bestimmt.«
    »Dann guck halt nicht raus, verdammt.«
    »Aber...«
    »Halts Maul!« fuhr Hank ihn genervt an. »Wir sind da.«
    Der Fahrstuhl hielt an. Die Türen glitten zurück und gaben einen hell erleuchteten, aber fensterlosen Gang frei. Zur rechten Seite gab es eine Tür, zur linken eine zweite.
    »Welche...?« begann Gene.
    »Rechts.«

    Mitch Lewis waren die beiden Figuren nicht geheuer. Er kannte sie nicht und die beiden fremden Gestalten sahen viel zu ungepflegt aus, um in diesem Haus zum Thanksgiving Dinner eingeladen zu sein. Man könnte meinen, sie hätten eine Woche lang in den Klamotten geschlafen. Andererseits hatten sie einen Zugangscode. Der Aufzug hatte sich jedenfalls gleich in Bewegung gesetzt.
    Er beobachtete die zwei in der Kabine

Weitere Kostenlose Bücher