Kinder des Mars
atmete.
»Glaubst du, wir lassen euch am Leben, damit ihr Rache nehmen könnt?« Hank lachte.
»Du kannst sie doch nicht umbringen«, wandte Gene entsetzt ein.
»Warum? Weil es Weiber sind? Die können auch aussagen. Und knall den Jungen ab.«
»Was?«
»Der ist noch nicht tot, oder?«
»N-n-nein«, stotterte Gene.
»Dann mach ihn kalt.«
»Aber der ist keine Gefahr«, protestierte Gene. »Der liegt da bloß.«
»Alles muss ich selber machen«, beschwerte sich Hank gereizt. »Warum hab ich dich eigentlich mitgenommen?«
»Nein!« Ella stürzte sich auf Hank. Er schleuderte sie zu Boden, wo sie stöhnend liegen blieb. Ihr Fall wurde von dem dicken Teppich gedämpft. Einen Moment war es erschreckend still. Ella wagte kaum Luft zu holen, geschweige denn vor Schmerzen zu wimmern. Vor Angst gelähmt fragte sie sich stumm, ob sie nun George folgen würde.
Da klingelte es. Leben kehrte schlagartig in Ellas erstarrte Glieder zurück, sie richtete sich auf und wollte »Hilfe!« rufen, brachte aber das Wort nicht heraus. Statt dessen entrang sich nur ein erstickter Schrei ihrer Kehle, der jedoch laut genug war, um von jemandem gehört zu werden, der direkt vor der Tür stand.
Ein harter Gegenstand traf sie an der Schläfe. Ella wurde schwarz vor Augen. Ihr Kopf flog schmerzhaft nach hinten, ihr Oberkörper folgte und wieder lag sie auf dem Boden, unfähig sich zu rühren. Panik ergriff Ella, denn sie konnte nichts sehen, dabei glaubte sie, mit weit aufgerissenen Augen an die Decke zu starren. Aber die Decke war hell, und sie sah nur schwarz. Alles, was ihr im Moment an nützlichen Sinneseindrücken blieb, waren ihre Ohren. Undeutlich vernahm sie die Stimme ihres Angreifers.
»Scheiße«, fluchte Hank leise.
»Was?« fragte Gene perplex.
»Sei still«, flüsterte Hank. »Vielleicht gehen die dann wieder.«
Einen Moment war alles still. Nichts bewegte sich. Lange hielt Gene das nicht durch. Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Bitte, Mann, lass uns hier abhauen«, flehte er flüsternd Hank an. »Der Job ist erledigt, der Alte tot. Die anderen rühren sich nicht.« Seine Stimme überschlug sich fast. »Sollen sie da einfach liegen bleiben. Ich will nur weg, bevor die Bullen kommen oder sonst jemand. Ich hab kein Interesse an den Mädchen und ich will niemanden umlegen!«
Gene hatte so schnell gesprochen, dass es Hank unmöglich gewesen war, ihn zwischendurch zu stoppen und barsch anzufahren.
Die Klingel ertönte erneut. Dann ein metallisches Klicken. Hank hatte seine Waffe gecheckt und schlurfte nun zur Wohnungstür. Bevor er dort anlangte, zerriss ein Knall die Stille und die Tür flog auf. Kühle Luft fegte über Ella hinweg. Ein Schuss fiel.
Mitch Lewis wartete auf die Polizei. Wo blieben die bloß? Nervös ging er auf und ab. Was, wenn die Polizisten genau dann kamen, wenn er unterwegs war? Egal. Er hielt es nicht länger aus. Mitch nahm seine Schlüssel, Sicherheitscodekarten und sah in die oberste rechte Schreibtischschublade. Einen Moment zögerte er, dann prüfte er, ob die Smith & Wesson geladen war. Mit der Waffe in der Hand machte Mitch sich auf den Weg nach oben.
Alles war ruhig. Bis auf die Fullers war kaum jemand zu Hause. Die meisten waren über die Feiertage zu ihren Verwandten oder in Urlaub gefahren. Die Appartements, die als Büros genutzt wurden, waren ebenfalls leer.
Im dreiundzwanzigsten Stock wandte sich Mitch gleich nach rechts. Das Ehepaar, dem die andere riesige Wohnung linkerhand gehörte, genoss ein langes Wochenende in St. Moritz. Sie hatten ihm die Nummer ihres Hotels gegeben, falls etwas sein sollte. Sonst gab es niemanden auf dieser Etage. Mitch schob die Pistole in den Hosenbund auf dem Rücken, damit sie durch den Spion nicht zu sehen war. Dann klingelte er.
Von drinnen war ein kurzer Aufschrei zu hören, dann nichts mehr.
Mitch klingelte Sturm. Als keiner öffnete, trat er einen Schritt zurück und zog die Waffe. Er war sicher, jemand hatte geschrien, wenn auch nur kurz und nicht sehr deutlich. Und niemand machte auf. Vielleicht waren sie dazu nicht mehr in der Lage. Er zielte und traf das Schloss auf Anhieb. Es zersplitterte krachend. Die Tür flog auf.
Mitch hielt seine Smith & Wesson mit beiden Händen auf Augenhöhe vor sich und betrat die Wohnung. Bevor er wusste, wie ihm geschah, tauchte einer der beiden schmierigen Typen von vorhin mit einer Waffe vor ihm auf und drückte ab.
An der Schulter getroffen stolperte Mitch rückwärts und feuerte dabei seine Smith
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