Kinder des Mars
& Wesson ab. Es war ein Glückstreffer. Verletzt und etwas wacklig auf den Beinen konnte er nicht richtig zielen. Doch er hatte den rechten Arm des Schützen erwischt.
Dem großen Typ fiel die Waffe aus der Hand. Wild fluchend stürmte er an Mitch vorbei. »Gene! Beweg deinen Arsch!« rief er, während er zum Aufzug lief.
Mitchs Schulter schmerzte und er war für den zweiten Angreifer zu langsam. Gene schlug ihm die Pistole aus der Hand und stieß ihn um. Dann rannte er hinter dem anderen her. Er schaffte es gerade noch zwischen die Aufzugtüren, ehe sie sich schlossen.
Stöhnend schloss Mitch die Augen. Mist. Sie waren entkommen. Und er angeschossen. David hatte Recht gehabt. Der Alleingang war keine gute Idee gewesen. Er hätte es auch nicht getan, hätte er nicht geglaubt, dass jede Sekunde zählte und er noch etwas retten könnte.
»Mr. Fuller?« rief Mitch. »Ella? Jack?« Wie war gleich der Name von Mr. Fullers Freundin? »Celeste?«
Es kam keine Antwort. Er war zu spät.
Mühsam stand Mitch auf. Er kramte in seiner Jackentasche nach seinem Handy und wählte zum zweiten Mal an diesem Abend den Notruf. Währenddessen ging er durch die Wohnung. Im Flur war niemand. Er sah ins Wohnzimmer. Leer.
»Sie haben den Notruf der Polizei von New York erreicht. Wie kann ich Ihnen helfen?« fragte eine ruhige Frauenstimme aus dem Telefon.
Mitch lehnte sich gegen die Wand. »Mein Name ist Mitch Lewis. Ich bin angeschossen.« Er schleppte sich weiter ins Speisezimmer.
»Bitte bewahren Sie Ruhe, Mister Lewis, und teilen Sie mir Ihre Adresse mit.«
»Oh Gott.« Der Tisch war halb abgeräumt. In einem Kühler stand noch die Champagnerflasche, daneben ein Krug mit Wasser, in dem das Eis schmolz. Einige Gläser waren umgeworfen.
»Mister Lewis?«
Auf dem Boden lagen vier Menschen. Die Gesichter der Frauen waren so zerschlagen und angeschwollen, dass Mitch sie nur anhand der Haarfarbe auseinanderhalten konnte.
»Mister Lewis? Reden Sie mit mir. Wo sind Sie? Bitte, ich brauche die Adresse.«
Mitch nannte sie ihr.
»Danke. Ein Krankenwagen ist auf dem Weg zu Ihnen. Ich schicke auch eine Streife. Sie sagten, sie wurden angeschossen, ist das richtig?«
»Ja.« Mitch fiel das Sprechen schwer. Auf der anderen Seite des Tisches hatte er die reglosen Körper von George und Jack Fuller entdeckt.
»Ist der Täter noch in der Nähe?«
Er räusperte sich. »Ich glaube nicht.« Seine Stimme versagte und sank zu einem Flüstern herab. »Aber ich bin nicht das einzige Opfer.«
Die Stimme am anderen Ende der Leitung blieb ruhig. »In Ordnung. Gleich ist jemand bei Ihnen. Können sie mir sagen, wie viele andere Opfer und in welchem Zustand?«
Mitch schluckte. »Vier. Keiner rührt sich.« Seine Knie gaben nach. Er sank zusammen und verlor das Bewusstsein.
Als Mitch zu sich kam, zerschnitt das schrille Kreischen der Sirenen die Nachtluft. Die Ärzte des St. Mary Krankenhauses waren über Telefon informiert worden und erwarteten schon auf dem Parkplatz die Opfer des Überfalls.
Quietschend kamen die zwei Fahrzeuge zum Stehen. Die hinteren Türen flogen auf und Sanitäter sprangen heraus.
»Zwei Bewusstlose mit Platzwunden, Zustand stabil«, informierte einer von ihnen die Ärzte, die ihm entgegeneilten. Gemeinsam luden sie die Tragen, auf denen Jack und Ella lagen, aus dem Wagen. Beide hingen an einem Tropf. Jacks Kopf war bandagiert, Ellas Stirn mit einem Mullverband umwickelt.
»Der hier hat zwei Kopfverletzungen, von Schlägen oder einem Sturz. Auf den ersten Blick nicht weiter schlimm, nicht tief, aber man weiß ja nie, was sich darunter verbirgt. Bei welchem Schlag das Mädchen k.o. ging will ich gar nicht wissen.«
Mitch drehte den Kopf nach links und sah zu Ella. Ihr Gesicht war blau verfärbt, Nase und Mund blutverkrustet.
»Bei beiden besteht also die Möglichkeit einer Gehirnerschütterung, oder schlimmeres«, meinte einer der Ärzte. »Wir bringen sie in die Neurologie. Los!«
Mitch sah ihnen hinterher, dann wandte er sich nach rechts. Celeste war übel zugerichtet, aber bei Bewusstsein. Ein weiterer Arzt nahm sich ihrer an und einer kam zu Mitch.
»Schussverletzung an der Schulter, Blutung mit einem Druckverband gestillt.«
»Können Sie mich hören, Mister?« fragte ihn der Arzt.
»Ja.« Mitch hing am Tropf und ihm war etwas flau, außerdem schmerzte die Schulter, aber er machte sich keine Sorgen deswegen. Auf dem Schild an der Brusttasche des Kittels las er den Namen des Arztes. »Ist nur ein Kratzer, Doktor
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