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Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skylar Hamill
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sie das Gebäude nicht verlassen hatten. Es war ihr Ziel, die Daten aufzuspüren und zu vernichten, bevor sie sich weiter verbreiteten, denn wenn das nicht gelang, bedeutete es, mit einem Sieb Wasser schöpfen zu wollen. Gegen Telefon, Fax, Post, Presse und – am schlimmsten – das Internet zu arbeiten, war zermürbend.
    Jordan bildete mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis, das Zeichen für »O.K.«.
    Endlich. Die Tür war entriegelt. Aber sie sprang nicht von alleine auf und gab zu Vivians Erleichterung auch keinen Signalton von sich. Vivian drückte die Klinke herunter und zog. Die Tür war massiv und schwer. Zweifelsohne war der Raum dahinter schallisoliert, denn niemand kam ihnen entgegengestürmt. Vivian glaubte nicht daran, dass sie allein waren. Sie konnte die Anwesenheit von Menschen regelrecht spüren, doch diese hatten keine Ahnung, dass jemand kam. Sie hatten die Schüsse nicht gehört und wähnten sich in Sicherheit.
    Normalerweise hätte Vivian Menschen riechen und hören müssen, nicht nur instinktmäßig fühlen. Den Geruch ihres eisenhaltigen Blutes und das Geräusch ihres Atems waren für die feinen Sinne von Unsterblichen unverwechselbar. Doch der Gestank von Formaldehyd und Desinfektionsmittel biss in Vivians Nasenschleimhaut und ein regelrechtes Orchester von Piep- und Summtönen verwirrte ihre Ohren.
    Die Neonröhren an der Decke des Raumes leuchteten hell, dennoch war das Licht gedämpft und grünlich. Verantwortlich dafür waren Tanks in allen Größen und Formen. Von ihnen kamen auch der süßliche Gestank sowie die Klangkulisse. Soweit Vivian sehen konnte, war der ganze Raum mit ihnen vollgestopft. Seltsame Dinge schwammen darin. Sie sahen organisch aus. Deformierte Lebewesen oder Teile von ihnen. Genau konnte sie das nicht ausmachen, denn sie stand noch immer in der Tür, wartete und lauschte.
    Tiefe Abscheu erfüllte Vivian. Sie hoffte, dass die Unsterblichen und Vampire noch nicht in ihre Einzelteile zerlegt waren.
    Plötzlich hörte sie Stimmen. Sie drangen leise an ihr Ohr, doch dem Ton nach schienen die Sprecher nicht zu flüstern. Vielmehr waren sie ein gutes Stück entfernt vom Eingang, irgendwo hinter all den Aufbewahrungsgefäßen und ihrer Technik, die unablässig blinkte und summte, um den Inhalt der Tanks zu kontrollieren und die chemische Zusammensetzung konstant zu halten.
    Geräuschlos trat Vivian in den Raum hinein und hielt die Tür für den Rest der Mannschaft auf. Mit Zeichen bedeutete sie Jamie, Logan, Jordan und Billie, ihr zu folgen. Den Aaltos gab sie ein kurzes Nicken. Sie blieben zurück und begannen, das Kabinett des Grauens gründlichst zu verminen. An jedem Tank brachten sie einen Sprengsatz an, ohne sich vom Inhalt ablenken zu lassen.
    Billie dagegen konnte nicht widerstehen, sich die Wesen und Körperteile anzusehen, die fremdartig wirkten und durch die Flüssigkeit zusätzlich verzerrt wurden. Er hinkte bald hinterher, während die anderen ein gutes Stück vor ihm waren. Sie schlichen zwischen den Gefäßen hindurch auf der Suche nach menschlichen Formen.
    Erst an der gegenüberliegenden Wand wurden sie fündig. Und sie waren nicht allein. Zwölf Männer in grünen Kitteln wurden von acht in Militäruniform abgeschirmt. Mit den vier Uniformierten auf dem Gang waren das ebenfalls zwölf. Ein Soldat für jeden Forscher.
    Auf sechs Operationstischen lag je ein ganz und gar menschlich wirkendes Wesen. Die vier Männer und zwei Frauen wurden von den Männern in den grünen Kitteln mit Skalpellen und Zangen bearbeitet, doch keiner rührte sich. Da alle noch ihren Kopf hatten, konnten sie nicht tot sein, nur bewusstlos.
    Vivian war erleichtert. Es war nicht zu spät. Sie blickte hinter sich. Mit einem Nicken schwärmten Jamie und Logan nach rechts und links aus. Billie, der gerade aufgeschlossen hatte, blieb in einiger Entfernung stehen und schüttelte den Kopf. Jordan hob ihre Waffe und trat neben Vivian. Vier Schützen, zwanzig Ziele.
    Sie konnten nicht am Leben bleiben. Selbst wenn sie brav die Hände hoben und nicht auf einem versteckten Alarmknopf drückten, durfte keiner von ihnen überleben, um zu reden. Sie waren zwanzig Informationsquellen, jede von ihnen undicht. Diese Menschen waren keine Menschen, sondern Forscher und Soldaten, die wissentlich mit dem Feuer spielten. Sie hatten keine Skrupel. Darum konnten sich die Unsterblichen auch keine leisten.
    Der Überraschungseffekt war auf Vivians Seite. Ihr Eindringen war bisher unbemerkt. Ein knappes Nicken

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