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Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skylar Hamill
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wichtige Daten im Leben seines Vaters: Hochzeitstag, Gingers, Georges, Jacks Geburtstag. Vorwärts, rückwärts, verschiedene Kombinationen aus allen zusammen. Es dauerte nicht lang und er hatte den achtstelligen Code: Die umgekehrten Quersummen der Daten in chronologischer Reihenfolge, 52 13 63 22.
    Zu einfach, Dad. Wolltest du etwa, dass es ans Licht kommt? Sieht so aus. Georges Geburtstag war der 21.06.1960, die Quersumme daraus 25, umgedreht 52. Gingers Geburtstag am 30.04.1968 ergab 31, also 13. Sie hatten am 13.07.1988 geheiratet, 1+3+0+7+1+9+8+8=36, verkehrt herum 63. Blieb Jacks Geburtstag, der 01.01.1991, dessen Quersumme 22 immer gleich blieb, wie man sie auch drehte.
    Beim Eingeben der richtigen Zahlenfolge ertönte ein Summen, dann ein Klicken. Die Tür sprang von allein auf. Eine externe Festplatte sowie mehrere Disketten und CDs befanden sich im Safe. Nichts weiter. Die Speichermedien waren nicht beschriftet. Jack schloss die Festplatte an seinen Laptop an. Sie war mit einem Passwort gesichert. Das gleiche galt für die Disketten und CDs.
    Jack machte sich daran, sie zu entschlüsseln. Jede war mit einem neuen Code versehen, nicht schwer, bloß zeitaufwendig. Als er endlich fertig war, verglich er die Daten. Es handelte sich um Rechnungen. Sonst nichts. Nur immer dieselben Rechnungen, die sich lediglich im Datum unterschieden. Die ältesten reichten dreißig Jahre zurück. Sie waren doppelt gespeichert. Für jede Rechnung auf einer Diskette oder CD gab es eine Sicherheitskopie auf der Festplatte.
    Der Rechnungssteller war stets George Fuller, die Kundin eine Vivian Vinter. Rechnungsadresse und Lieferadresse stimmten überein. Die Auftragsnummer bestand aus dem Datum, acht Stellen für Tag, Monat und Jahr. Die erste war 15041982, die letzte 20112012. Die Geschäfte hatten am 15. April 1982 begonnen und waren bis zum 20. November 2012 kontinuierlich fortgeführt worden, wenige Tage vor Georges Tod. Für jeden Monat gab es ein Dokument. Dreißig Jahre waren lückenlos dokumentiert. Der Artikel musste immer der gleiche gewesen sein, die Bestellnummer war es zumindest: XY0815.
    Das war absolut beliebig. Nichtssagender ging es nicht mehr. XY war ein Platzhalter, wie Mustermann. 0815 bezeichnete etwas Gewöhnliches, nichts Besonderes. Einfach Standard eben. Nur was für ein Standard? Was war dieses ganz Gewöhnliche, das sein Vater jeden Monat an Vivian Vinter geliefert und wofür sie zuletzt 100.000 Dollar im Monat bezahlt hatte?
    Das Produkt schien nicht sonderlich haltbar oder immer schnell verbraucht zu sein, wenn es jeden Monat nachgeliefert werden musste. Und es war edel. Auf jeden Fall teuer. Ausgefallener Champagner oder Kaviar vielleicht. Oder Drogen. Es musste etwas Illegales sein, sonst hätte George sich nicht die Mühe gemacht, es zu verstecken.
    Was es war, konnte nur Vivian Vinter beantworten. Ihr Name war die einzige Spur. Jack setzte sich an den Computer und machte sie über das Internet ausfindig.

11 Victoria

    Für Victoria spielte es keine Rolle, wo sie jagte. Städte eigneten sich besser als ländliche Gegenden, weil dort das Verwischen von Spuren einfacher war. Vorausgesetzt, es fand überhaupt jemand Spuren und machte sich dann auch noch die Mühe, sie zu verfolgen. Bei der Anonymität und der Häufigkeit von Verbrechen in großen Städten war das nicht selbstverständlich. Das Leben in einer Metropole, ganz gleich in welcher, barg viele Vorteile, und dass sie zur Zeit Opfer in New York fand, lag eher an ihrer Schwester als an der Skyline oder dem Broadway.
    Victoria fühlte, wie der Saft ihr Kinn herabrann. Rote Tropfen fielen auf ihr Kleid. Das störte sie nicht. Einer der Gründe, warum sie Schwarz bevorzugte, war, dass man auf dieser Farbe keine Flecken sah. Zumindest Blut fiel nicht weiter auf. Schwarz, das streng genommen gar keine Farbe war, schluckte alles andere, absorbierte es – mit Ausnahme von Victoria selbst. Schwarz brachte sie zum Leuchten. Ein weiterer Grund, warum sie die Farbe der Nacht so mochte. Schwarz bildete einen scharfen Kontrast zu ihrem blassblonden, fast weißen Haar und ließ ihre perlweiße Haut schimmern. Sah man genau hin, konnte man manchmal unter der Oberfläche sogar ein Geflecht von feinen bläulichen und rötlichen Adern erkennen. In Kombination mit Victorias fein geschnittenem Gesicht und ihrem zarten Körperbau wurden viele dazu verleitet, sie für eine zerbrechliche Porzellanpuppe zu halten. Doch der Schein trog.
    Der Musiker, der sich heute

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