Kinder Des Nebels
etwas Wertvolleres?«
Er erwähnt unsere Truppen nicht,
dachte Vin.
Und er sagt nichts über das, was diejenigen, die sich ihm anschließen, tun müssen. Er will nicht, dass diese Arbeiter Einzelheiten erfahren. Möglicherweise eine gute Idee - diejenigen, die er rekrutiert, können zur Armee geschickt werden, und die anderen sind nicht in der Lage, irgendwelche Informationen zu verraten.
»Ihr wisst, warum ich hier bin«, sagte Kelsier. »Ihr kennt meinen Freund Yeden, und euch ist bewusst, wofür er steht. Jeder Skaa in der Stadt weiß von der Rebellion. Vielleicht habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, euch ihr anzuschließen. Die meisten von euch werden es nicht tun. Sie werden zu den rußfleckigen Mühlen, den brennenden Schmieden und den sterbenden Heimen zurückgehen. Sie werden gehen, weil ihnen dieses schreckliche Leben vertraut ist. Aber einige von euch ... einige werden mit mir kommen. Und das sind die Männer, an die man sich in der Zukunft erinnern wird. Man wird sich an sie erinnern, weil sie etwas Großes geleistet haben.«
Viele Arbeiter wechselten rasche Blicke, doch einige starrten nur in ihre halbleeren Suppenschüsseln. Schließlich sagte einer im hinteren Teil des Saales: »Du bist ein Narr. Der Oberste Herrscher wird dich töten. Du kannst nicht gegen Gott in dessen
eigener Stadt
rebellieren.«
Es wurde still im Saal. Die Stimmung war angespannt. Vin zuckte zusammen, als Weher vor sich hin murmelte.
Im Saal stand Kelsier eine Weile schweigend da. Schließlich rollte er die Ärmel seiner Jacke hoch und enthüllte die kreuz und quer verlaufenden Narben an seinen Armen. »Der Oberste Herrscher ist nicht unser Gott«, sagte er ruhig. »Und er kann mich nicht töten. Es hat es versucht, aber es ist ihm nicht gelungen. Denn ich bin derjenige, den er niemals töten kann.«
Mit diesen Worten drehte sich Kelsier um und verließ den Saal auf demselben Weg, auf dem er hergekommen war.
»Hmm«, meinte Weher, »das war ein wenig theatralisch. Rudd, hol die Rote herein und schick die Braune nach draußen.«
Eine Dienstmagd in Braun trat in die Menge.
»Verwunderung«, sagte Weher. »Und, ja, Stolz. Besänftigt den Zorn fürs Erste ...«
Die Menge saß schweigend da; im Speisesaal herrschte unheimliche Reglosigkeit. Schließlich erhob sich Yeden und ermunterte die Männer; gleichzeitig erklärte er ihnen, was sie tun sollten, falls sie mehr zu erfahren wünschten. Während er sprach, wandten sich die Männer wieder ihrem Essen zu.
»Grün, Rudd«, befahl Weher. »Wir sollten sie jetzt nachdenklich machen und zu ein wenig mehr Loyalität antreiben. Wir wollen doch nicht, dass einer von ihnen zu den Obligatoren rennt, oder? Kell hat seine Spuren ziemlich gut verwischt, aber je weniger die Autoritäten hören, desto besser. Oh, und was ist mit dir, Yeden? Du bist etwas zu nervös. Wir sollten dich besänftigen und dir deine Sorgen nehmen. Behalte nur deine Leidenschaft. Hoffentlich reicht das aus, um diesen dummen Tonfall in deiner Stimme zu verdecken.«
Vin sah weiterhin zu. Nun, da Kelsier gegangen war, empfand sie es als leichter, die Reaktion der Menge sowie Wehers Werk zu beobachten. Während Yeden sprach, schienen die Arbeiter dort draußen genau auf Wehers gemurmelte Anweisungen zu reagieren. Auch bei Yeden waren die Auswirkungen des Besänftigens sichtbar. Er wurde entspannter, und seine Stimme klang nun fester.
Neugierig senkte Vin abermals ihren Kupferschild. Sie konzentrierte sich und versuchte Wehers Einfluss auf ihre Gefühle zu spüren. Sicherlich war sie von seinen allgemeinen allomantischen Einflüssen nicht ausgeschlossen. Er hatte nicht die Zeit, einzelne Männer auszuwählen, vielleicht mit Ausnahme von Yeden. Es war nur sehr, sehr schwer zu spüren. Doch während Weher dasaß und in sich hinein murmelte, empfand sie allmählich genau die Gefühle, die er beschrieb.
Unwillkürlich war Vin beeindruckt. Bei den wenigen Malen, als Kelsier Allomantie gegen ihre Gefühle eingesetzt hatte, war seine Berührung wie eine plötzliche Ohrfeige gewesen. Er besaß zwar Stärke, aber nur sehr wenig Feingefühl.
Wehers Berührung hingegen war unbeschreiblich zart. Er besänftigte bestimmte Gefühle und dämpfte sie, während er andere unangetastet ließ. Vin glaubte zu spüren, wie seine Männer gewisse Empfindungen bei ihr aufzuwiegeln versuchten, doch ihre Berührungen waren nicht annähernd so fein wie die von Weher. Sie fachte ihr Kupfer nicht wieder an, sondern hielt nach
Weitere Kostenlose Bücher