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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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und auch wenn er aus demselben groben Material war, das die Skaa für gewöhnlich verwendeten, hatte er weder Flicken noch Risse. So war der Unterschied zwischen Kelsier und den Skaa bereits groß genug - wenn er in einem Anzug erschienen wäre, dann hätte er sich zu stark von den anderen abgehoben.
    Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken, und allmählich wurde es still in der Arbeitergruppe. Vin runzelte die Stirn, während sie durch den Guckschlitz starrte, und wunderte sich über Kelsiers Fähigkeit, nur durch seine Erscheinung Ruhe in einen Raum voller hungriger Männer zu bringen. Benutzte er vielleicht Allomantie? Trotz ihres brennenden Kupfers spürte sie seine ... Gegenwart.
    Sobald es still im Saal war, sagte Kelsier: »Inzwischen habt ihr bestimmt schon alle von mir gehört. Und ihr wäret nicht hier, wenn ihr meiner Sache nicht zumindest ein wenig wohlgesonnen wäret.«
    Neben Vin nippte Weher an seinem Wein. »Besänftigung und Aufwiegelung unterscheiden sich stark von den anderen Arten der Allomantie«, sagte er leise. »Bei den meisten Metallen haben Drücken und Ziehen entgegengesetzte Wirkungen. Doch bei Gefühlen erreichst du oft dasselbe Ergebnis, ob du nun besänftigst oder aufwiegelst.
    Das gilt nicht für extreme Gefühlsregungen, also völlige Emotionslosigkeit oder reinste Leidenschaft. Doch in den meisten Fällen spielt es keine Rolle, welche Kraft du benutzt. Die Menschen sind nicht wie Metallbarren. Zu jeder Zeit lodert mindestens ein Dutzend verschiedener Gefühle in ihnen. Ein erfahrener Besänftiger kann alle außer dem dämpfen, das nach seinem Willen übrig bleiben soll.«
    Weher drehte sich ein wenig auf seinem Stuhl. »Rodd, schick bitte die blaue Magd herein.«
    Einer der Wächter nickte, öffnete die Tür einen Spaltbreit und flüsterte dem Mann dahinter etwas zu. Einen Augenblick später sah Vin, wie sich ein Dienstmädchen in einem verwaschenen blauen Kleid durch die Menge bewegte und die Becher füllte.
    »Meine Besänftiger haben sich unter die Leute gemischt«, erklärte Weher mit einer Stimme, die etwas matter als vorhin klang. »Die Dienstmädchen sind ein Zeichen, das den Männern sagt, welche Gefühle sie dämpfen müssen. Sie arbeiten genauso wie ich ...« Er verstummte und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf die Menge.
    »Erschöpfung ...«, flüsterte er. »Dieses Gefühl können wir jetzt nicht brauchen. Hunger ... lenkt ab. Misstrauen ... ist eindeutig nicht hilfreich. Während die Besänftiger am Werk sind, entfachen die Aufwiegler diejenigen Gefühle, die die Menge nach unserem Willen empfinden soll. Neugier ... das ist es, was wir jetzt benötigen. Ja, hört Kelsier zu. Ihr habt die Legenden und Geschichten gehört. Seht den Mann mit eigenen Augen und seid beeindruckt.«
    »Ich weiß, warum ihr heute hergekommen seid«, sagte Kelsier mit ruhiger Stimme. Er redete ohne die Übertriebenheiten, die Vin von ihm kannte; sein Tonfall war ruhig, aber direkt. »Zwölfstundentage in einer Mühle, Mine oder Schmiede. Schläge, fehlende Bezahlung, schlechtes Essen. Und wofür? Damit ihr am Ende des Tages in eure Behausungen zurückkehrt und dort eine weitere Tragödie vorfindet? Einen Freund vielleicht, erschlagen von einem kaltblütigen Oberaufseher? Eine Tochter, die euch weggenommen wurde, damit sie das Spielzeug für irgendeinen Adligen abgibt? Einen Bruder, gestorben von der Hand eines vorbeigehenden Grafen, der einfach nur einen unangenehmen Tag hatte?«
    »Ja«, flüsterte Weher. »Gut. Rot, Rudd. Schick das Mädchen in Hellrot herein.«
    Ein weiteres Dienstmädchen betrat den Saal.
    »Leidenschaft und Zorn«, sagte Weher, dessen Stimme zu einem bloßen Murmeln herabgesunken war. »Doch nur ein wenig davon. Bloß einen kleinen Stoß - einen zarten Wink.«
    Neugierig löschte Vin ihr Kupfer für einen Augenblick und verbrannte stattdessen Bronze, weil sie den Einsatz von Wehers Allomantie spüren wollte. Doch von ihm ging kein Pulsieren aus.
    Natürlich,
dachte sie.
Ich habe Keulers Lehrling vergessen. Er hindert mich daran, das allomantische Pulsieren zu spüren.
Sie verbrannte wieder Kupfer.
    Kelsier fuhr fort: »Meine Freunde, ihr seid nicht allein in eurem Leid. Es gibt Millionen wie euch. Und sie brauchen euch. Ich bin nicht zum Betteln hergekommen - das haben wir alle in unserem Leben schon oft genug getan. Ich bitte euch nur nachzudenken. Worauf würdet ihr eure Energie lieber verwenden? Darauf, die Waffen des Obersten Herrschers zu schmieden? Oder auf

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