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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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geflüstert wurde, und sie sah angespannt zur Seite. Einige Frauen hatten ihre Aufmerksamkeit auf Vin gerichtet. Sie beäugten ihr Kleid, ihre Frisur und ihren Schmuck. Vin richtete den Blick auf die andere Seite, von wo aus eine Gruppe junger Männer sie anstarrte. Sie betrachteten den Schwung ihres Halses, das hübsche Kleid und die Schminke, aber sie sahen nicht
sie.
    Niemand sah Vin, alle erkannten nur ihre Maske - die Maske, die sie sehen sollten. Sie sahen die Dame Valette. Es war, als sei Vin gar nicht da.
    Als ob ... sie sich verstecken würde, unmittelbar unter den Augen der anderen.
    Plötzlich löste sich ihre Spannung. Sie atmete ganz langsam und ruhig aus, und die Angst schien aus ihr fortzuströmen. Die Erinnerung an Sazeds Lektionen kehrte zurück, und sie tat so, als wäre sie ein Mädchen, das ganz verzaubert von ihrem ersten formellen Ball war. Sie trat zur Seite, übergab ihren Schal einem Diener, und Sazed entspannte sich neben ihr. Vin warf ihm ein kurzes Lächeln zu und huschte in den Hauptsaal.
    Sie würde es schaffen. Noch immer war sie nervös, aber der Augenblick der Panik war vorüber. Sie brauchte keine Schatten und Ecken - sie brauchte nur eine Maske aus Saphiren, Schminke und blauem Stoff.
    Die Haupthalle der Festung Wager bot einen beeindruckenden Anblick. Sie war vier oder fünf Stockwerke hoch, und ihre Länge übertraf die Breite um ein Mehrfaches. Gewaltige rechteckige Fenster mit Bleiverglasung durchbrachen in langen Reihen die Außenwände, und die seltsamen mächtigen Lichter draußen leuchteten unmittelbar durch sie hinein und warfen eine Kaskade von Farben auf den Boden. Wuchtige, reich verzierte Steinsäulen waren zwischen den Fenstern in die Wände eingelassen. Unter den Fenstern waren die Mauern ausgebuchtet und bildeten eine einstöckige Galerie, in der Dutzende weiß gedeckter Tische standen, die durch die Säulen und den Vorsprung über ihnen in Schatten getaucht waren. Am gegenüberliegenden Ende des Saales erkannte sie einen niedrigen Balkon, auf dem eine kleinere Tischgruppe stand.
    »Das ist die persönliche Tafel des Grafen Wager«, flüsterte Sazed und deutete auf den fernen Balkon.
    Vin nickte. »Und die Feuer draußen?«
    »Kalklichter, Herrin«, erklärte Sazed. »Ich bin mir nicht ganz sicher, wie sie funktionieren. Irgendwie wird der Kalkstein erhitzt und leuchtet, ohne dass er schmilzt.«
    Ein Streichorchester spielte auf einer Bühne links von ihr, und zu den Klängen der Musik drehten sich Paare in der Mitte der Halle. Rechts befanden sich auf Serviertischen unzählige Tabletts mit Speisen, die unter der Aufsicht herumhuschender Diener in weißer Livree standen.
    Sazed trat an einen der Diener heran und zeigte ihm Vins Einladung. Der Mann nickte und flüsterte einem jüngeren Diener etwas ins Ohr. Dieser verneigte sich vor Vin und führte sie in den Raum hinein.
    »Ich habe um einen kleinen, etwas abseits stehenden Tisch gebeten«, sagte Sazed. »Ich glaube, während dieses ersten Auftritts müsst Ihr Euch nicht unter die anderen Gäste mischen. Es reicht, wenn Ihr gesehen werdet.«
    Vin nickte dankbar.
    »Der abgesonderte Tisch wird Euch allerdings als ledige Person ausweisen«, warnte Sazed. »Esst langsam, denn sobald das Mahl vorüber ist, werden die Herren kommen und Euch zum Tanz auffordern.«
    »Du hast mir das Tanzen noch nicht beigebracht!«, meinte Vin in drängendem Flüstern.
    »Es war keine Zeit dazu, Herrin«, erwiderte Sazed. »Aber macht Euch keine Sorgen. Ihr habt das Recht, diese Männer zurückzuweisen. Sie werden annehmen, dass Ihr durch Euren ersten Ball etwas durcheinandergebracht seid, und niemand wird es Euch übelnehmen.«
    Vin nickte. Der Diener führte sie und Sazed zu einem kleinen Tisch nicht weit vom Mittelpunkt des Saales entfernt. Vin nahm auf dem einzigen Stuhl Platz, während Sazed ihr Essen bestellte. Dann bezog er seinen Posten hinter ihrem Stuhl.
    Vin saß steif da und wartete. Die meisten Tische befanden sich auf der Galerie oder nahe bei der Tanzfläche, so dass unmittelbar vor der Wand ein langer Durchgang frei blieb. Hier gingen Paare und Gruppen entlang, die leise miteinander sprachen. Manchmal zeigte jemand auf Vin oder nickte ihr zu.
    Dieser Teil von Kelsiers Plan funktioniert.
Sie wurde bemerkt. Allerdings musste sie sich zwingen, ruhig sitzen zu bleiben, als ein Hochprälan den Gang hinter ihr entlangschlenderte. Es war zum Glück nicht derjenige, dem sie schon einmal begegnet war, auch wenn er die gleiche graue

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