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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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widerstand dem Drang, an ihrem Adelskleid herumzuzupfen. Auch nachdem sie bereits eine halbe Woche gezwungen worden war, es zu tragen - auf Sazeds Vorschlag hin -, empfand sie das aufgeplusterte Kleid noch immer als unbequem. Es schloss sich eng um Brust und Hüffe, fiel dann in mehreren Lagen gekräuselten Stoffs bis auf den Boden und machte das Gehen beschwerlich. Beständig hegte sie die Befürchtung, sie könnte stolpern, und trotz der Stoffmassen fühlte sie sich wegen des tiefen Ausschnitts und der engen Schnürung um die Brust herum entblößt. Auch wenn sie bei ihrer normalen Kleidung das Hemd oft ein wenig aufgeknöpft trug und dabei genauso viel nackte Haut zur Schau stellte, war das hier irgendwie anders.
    Dennoch musste sie zugeben, dass dieses Kleid einen gewaltigen Unterschied machte. Das Mädchen, das im Spiegel vor ihr stand, war eine seltsame, ihr völlig fremde Kreatur. Das hellblaue Kleid mit den weißen Rüschen und der Spitze passte hervorragend zu ihren saphirfarbenen Haarspangen. Sazed behauptete, er sei erst dann glücklich, wenn ihre Haare mindestens schulterlang wären, doch er hatte vorgeschlagen, dass sie sich die broschenartigen Spangen jetzt schon kaufte und über den Ohren ins Haar steckte.
    »Oft verbergen die Adligen ihre Unzulänglichkeiten nicht«, hatte er ihr erklärt. »Sie betonen sie sogar noch. Wenn du die Aufmerksamkeit auf dein kurzes Haar lenkst, werden sie nicht etwa glauben, du seiest unmodisch, sondern man wird beeindruckt von dir sein.«
    Auch die Halskette, die sie trug bestand aus Saphiren, obwohl sie nach den Maßstäben des Adels bescheiden war. Dennoch war sie mehr als zweihundert Kastlinge wert. Vervollständigt wurde Vins Erscheinungsbild durch einen einzelnen Armreif aus Rubinen. Anscheinend gebot es die augenblicklich herrschende Mode, einen Farbtupfer als Kontrast zu tragen.
    Und das alles gehörte ihr allein; es war aus dem Fundus der Bande bezahlt worden. Wenn sie nun davonlief und den Schmuck sowie ihre dreitausend Kastlinge mitnahm, könnte sie Jahrzehnte davon leben. Dieser Gedanke war verführerischer, als sie zugeben wollte. Immer wieder kehrte der Anblick von Camons Männern, von ihren zerrissenen Leichen in dem stillen Quartier vor ihr inneres Auge zurück. Vermutlich würde das auch ihr Schicksal sein, wenn sie bei Kelsiers Männern blieb.
    Warum also rannte sie nicht davon?
    Sie wandte sich vom Spiegel ab und legte einen leichten blauen Seidenschal um, der das Gegenstück der weiblichen Adligen zum Umhang darstellte. Warum ging sie nicht? Vielleicht weil sie Kelsier ihr Versprechen gegeben hatte. Er hatte ihr die Gabe der Allomantie erklärt und war nun von ihr abhängig. Vielleicht war es ihr Pflichtgefühl den anderen gegenüber. Zum Überleben aller war es wichtig, dass jedes Bandenmitglied die ihm zugewiesene Rolle spielte.
    Durch Reen wusste sie, dass diese Männer Narren waren, aber die Aussichten, die Kelsier und die anderen ihr verschafft hatten, reizten und begeisterten sie. Am Ende waren es weder der Reichtum noch die Spannung, die sie zum Bleiben verleiteten. Es war vielmehr die schattenhafte, unwahrscheinliche und unvernünftige, aber dennoch verführerische Möglichkeit, dass die einzelnen Mitglieder dieser Truppe einander tatsächlich vertrauten. Sie musste bleiben. Sie
musste
wissen, ob dieses Vertrauen anhielt oder nur - wie Reens immer lauter werdendes Flüstern in ihrem Kopf ihr versicherte - eine Lüge war.
    Sie drehte sich um, verließ das Zimmer und begab sich zur Vorderseite des Hauses Renoux, wo Sazed neben einer Kutsche auf sie wartete. Sie hatte sich zum Bleiben entschlossen, und das bedeutete, dass sie ihre Rolle spielen musste.
    Es war an der Zeit, zum ersten Mal als Adlige aufzutreten.
    *
    Plötzlich schaukelte die Kutsche, und Vin sprang überrascht auf. Das Gefährt setzte seine Fahrt ungehindert fort, und Sazed machte auf seinem Kutschbock keine beunruhigenden Bewegungen.
    Von oben drang ein Laut zu ihr herunter. Vin fachte die Metalle an und verkrampfte sich, als sich eine Gestalt vom Kutschdach herabließ und auf dem Trittbrett vor der Tür landete. Lächelnd spähte Kelsier durch das Fenster.
    Vin stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und lehnte sich wieder zurück. »Du hättest uns einfach bitten können, dich mitzunehmen.«
    »Nicht nötig«, sagte Kelsier, während er die Kutschentür aufzog und sich ins Innere schwang. Draußen war es schon dunkel, und er trug seinen Nebelmantel. »Ich hatte Sazed davon in

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