Kinder Des Nebels
über das Haus Wager sagen, was man will, aber sie wissen, wie man ein Fest ausrichtet.«
Vin nickte. »Ihr mögt das Haus Wager also nicht?«, fragte sie. Vielleicht war das hier eine der Rivalitäten, nach denen Kelsier Ausschau hielt.
»Nein, nicht besonders«, gab Elant zu. »Diese Leute sind ein angeberischer Haufen, sogar nach den Maßstäben des Hochadels. Sie können nicht einfach bloß ein Fest veranstalten, es muss gleich das
beste
Fest sein. Da ist es ihnen egal, dass sie für die Vorbereitungen ihre Dienerschaft verschleißen, und hinterher werden die Lakaien geschlagen, wenn die Halle am nächsten Morgen nicht vollkommen sauber und aufgeräumt ist.«
Vin hielt den Kopf schräg.
Das sind nicht unbedingt Worte, die ich von einem Adligen erwartet hätte.
Elant hielt inne und wirkte ein wenig verlegen. »Aber das alles spielt ja keine Rolle. Ich glaube, Euer Terriser sucht nach Euch.«
Vin zuckte zusammen und schaute über die Brüstung des Balkons. Neben ihrem verlassenen Tisch erhob sich Sazeds Gestalt; er sprach mit einem der Diener.
Vin quiekte leise auf. »Ich muss gehen«, sagte sie und wandte sich der Wendeltreppe zu.
»Nun gut«, meinte Elant, »das heißt, dass ich wieder lesen darf.« Zum Abschied winkte er ihr verstohlen und hatte das Buch schon wieder geöffnet, bevor sie auf die erste Stufe trat.
Außer Atem erreichte Vin den Fuß der Treppe. Sazed bemerkte sie sofort.
»Es tut mir leid«, sagte sie zerknirscht, als sie auf ihn zuging.
»Entschuldigt Euch nicht bei mir, Herrin«, meinte Sazed leise. »Das ist sowohl unschicklich als auch unnötig. Ich glaube, es war eine gute Idee von Euch, etwas umherzuschlendern. Ich hätte es Euch schon früher vorgeschlagen, wenn Ihr nicht so nervös gewesen wäret.«
Vin nickte. »Ist es jetzt Zeit für uns zu gehen?«
»Wenn Ihr Euch zurückziehen wollt, wäre jetzt der richtige Moment dafür«, sagte er und warf einen Blick hoch zum Balkon. »Darf ich fragen, was Ihr dort oben gemacht habt, Herrin?«
»Ich wollte einen besseren Blick auf die Fenster haben«, erklärte sie. »Aber es hat damit geendet, dass ich mich mit jemandem unterhalten habe. Zuerst hatte es den Anschein, als wäre er an mir interessiert, aber ich glaube eigentlich nicht, dass er je vorhatte, mir große Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist egal; er ist bestimmt nicht so wichtig, dass Kelsier seinen Namen erfahren will.«
»Mit wem habt Ihr denn gesprochen?«, wollte Sazed wissen, der plötzlich sehr interessiert zu sein schien.
»Mit dem Mann da oben auf dem Balkon, in der Ecke«, sagte Vin.
»Ist das einer von Graf Wagers Freunden?«
Vin erstarrte. »Heißt einer von ihnen Elant?«
Sazed erblasste deutlich. »Ihr habt mit Graf
Elant Wager
gesprochen?«
»Äh ... ja.«
»Hat er Euch um einen Tanz gebeten?« Vin nickte. »Aber ich glaube nicht, dass er es ernst gemeint hat.«
»Oje«, sagte Sazed. »So viel zur kontrollierten Anonymität.«
»Wager?«, fragte Vin und zog die Stirn kraus. »Wie ... Festung Wager?«
»Er ist der Titelerbe«, sagte Sazed.
»Hm«, machte Vin und erkannte, dass sie eigentlich viel eingeschüchterter sein sollte, als sie in Wirklichkeit war. »Er war etwas seltsam - aber auf eine angenehme Art und Weise.«
»Darüber sollten wir nicht an diesem Ort sprechen«, sagte Sazed. »Ihr steht gesellschaftlich weit, weit unter ihm. Kommt, wir ziehen uns zurück. Ich hätte Euch nicht wegen dieses Essens allein lassen dürfen ...«
Er verstummte und murmelte noch ein paar unverständliche Worte in sich hinein, während er Vin zum Eingang führte. Sie warf einen letzten Blick in den Saal, als sie ihren Schal entgegennahm, und verbrannte dabei Zinn. Sie blinzelte und richtete den Blick auf den hohen Balkon.
Er hielt das Buch geschlossen in der Hand - und sie hätte schwören mögen, dass er in ihre Richtung schaute. Sie lächelte und ließ es zu, dass Sazed sie zu ihrer Kutsche führte.
Ich weiß, ich sollte es nicht zulassen, dass ein einfacher Träger mich beunruhigt. Aber er stammt aus Terris, wo die Prophezeiungen ihren Ursprung haben. Wenn jemand einen Betrug erkennen sollte, wäre es dann nicht gerade dieser Mann?
Trotzdem führe ich meine Reise fort und ziehe zu der Stelle, an der sich den niedergeschriebenen Weissagungen zufolge mein Schicksal erfüllen soll. Während ich gehe, spüre ich Rascheks Blick in meinem Rücken. Seinen eifersüchtigen Blick. Spöttisch. Hasserfüllt.
Kapitel 13
V in saß mit untergeschlagenen Beinen in einem
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